Ein Himmel voller Sterne
eher, dass dort drüben die Positionen günstiger wären.“ Er ging sogar so weit, die Zusammenstellung der Kleidungsstücke in Frage zu stellen.
Bettina biss sich auf die Lippen. Nein, sie würde sich nicht provozieren lassen! Wenn er Streit wollte – bitteschön, aber nicht mit ihr. Den Gefallen würde sie ihm unter keinen Umständen tun!
Es war dann die Visagistin, die sich mit Karsten anlegte. Als er sogar an ihrem Styling zu mäkeln begann, riss Marie-Claire der Geduldsfaden. „Das reicht jetzt“, fauchte sie Karsten an. „Nur weil Sie sich einbilden, alles hier zu bezahlen, müssen Sie nicht total ungerechtfertigt an allem Kritik üben. Das ist einfach lächerlich!“
„Sie benehmen sich lächerlich“, gab Karsten ebenso erregt zurück. „Außerdem bilde ich mir nicht ein, alles zu bezahlen, ich tue es – unter anderem Ihr Honorar.“
„Das reduziert sich – ab sofort. Ich bin gleich weg!“ Schon warf sie die Rundbürste, mit der sie einem der Mädchen gerade die Haare neu hatte föhnen wollen, in die Ecke des Wohnwagens. Ein paar Haarspangen folgten. Dann verließ Marie-Claire den Wagen, hastete mit langen Schritten hinüber zu einem kleinen Waldstück, hinter dem dann der Strand lag.
„Gratuliere. Das war richtig gut.“ Bettina, die die lautstarke Auseinandersetzung mitbekommen hatte, weil sie vor dem Wohnwagen zusammen mit James und seinem Kollegen Ben eine Kaffeepause machte, nickte Karsten Korten-Ryhoff ironisch zu. „Ohne Visagistin und Stylistin können wir einpacken.“
„Wenn Sie fotografieren, ist es wohl sowieso besser, wir brechen ab.“ Damit hastete er davon, hinüber zu dem schnittigen Leihwagen, den er sich am Flughafen gemietet hatte.
Klar doch, unter einem Cabrio einer Luxusmarke tut er’s nicht, schoss es Bettina durch den Kopf. Er braucht jedes denkbare Statussymbol. Armseliger Typ!
Und doch … er beherrschte ihr ganzes Denken, seit er in ihrer unmittelbaren Nähe war.
James trank seinen Kaffee aus und stellte sich grinsend neben sie. „Der stirbt ja fast vor Eifersucht!“
„Wie bitte?“
„Sag mal, bist du blind? Oder wo sind deine Antennen geblieben? Karsten Korten-Ryhoff würde mich liebend gern eigenhändig erwürgen – weil er sich einbildet, dass du und ich …“ Er lachte leise. „Na ja, ich bin eben ein guter Schauspieler, du hast es ganz richtig erkannt.“
„Du bist total verrückt!“
„Absolut nicht. Ich weiß genau, dass er sich in dich verknallt hat. Und du dich in ihn.“
„Ach was!“
„Natürlich! Versuch es gar nicht erst zu leugnen, ich glaub dir sowieso nicht. – Und jetzt wechseln wir den Standort. Du gehst mit den Mädels rüber zum Strand, ich laufe Marie-Claire nach. Die kriegt sich wieder ein, bestimmt.“
„Aber …“
„Lass mich mal machen, ja?“ Und schon rannte er los.
Was blieb Bettina anderes übrig, als seinem Vorschlag zu folgen? Wenn sie wieder ein bisschen Ruhe in die Truppe bringen wollte, war es wohl wirklich am gescheitesten, für den heutigen Tag einen letzten Szenenwechsel vorzunehmen.
„Bis Marie-Claire wieder zurück ist, müssen wir allein klarkommen“, sagte sie. „Nina, lass deine Haare einfach offen. Und zieh das gelbe Strandkleid an. Und du, Carina, nimm den goldfarbenen Bikini mit dem schwarz-goldenen Pareo – fürs erste muss das reichen. Kommt, wir fahren schon mal die paar Meter zum Strand. Ben, hilfst du mir mit dem Aufheller und der Fototasche?“
Nicht nur Ben fasste mit an, alle waren bestrebt, das Shooting zu einem guten Abschluss zu bringen. Sie würden es Karsten Korten-Ryhoff zeigen!
Der hätte sich am liebsten in den Hintern gebissen vor Wut – auf sich. Und auf diesen Schönling James. Und natürlich auf Bettina, die sich mit dem Ami eingelassen hatte. Wie kam sie dazu? Wusste sie nicht, dass er sie …
Hallo, was denkst du da?, fragte er sich und blieb abrupt stehen. Wie orientierungslos sah er sich um, und als er eine kleine Teestube entdeckte, fand er, dass eine Tasse Tee nicht schaden könnte. Vielleicht normalisierten sich seine Gedanken dann wieder. Denn die gingen im Moment in eine ganz und gar verquere Richtung. Er und in diese selbstherrliche Bettina Gehrmann verliebt – so ein Unsinn!
Und schon stand ihr Bild wieder vor seinem geistigen Auge: ein oval geschnittenes Gesicht mit graublauen Augen. Darüber fein geschwungene Brauen, die sich so spöttisch nach oben verziehen konnten. Hellbraune, schulterlange Haare. Ganz offensichtlich mit Naturlocken, denn immer
Weitere Kostenlose Bücher