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Ein Himmel voller Sterne

Ein Himmel voller Sterne

Titel: Ein Himmel voller Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Darius
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passierte es, dass sich ein paar kleine vorwitzige Strähnen in ihre Stirn verirrten – zarte Locken, die er gern zur Seite gewischt hätte, um das klare Gesicht besser sehen zu können. Und dann der Mund …
    „Du bist verrückt!“ Laut ausgesprochen, hatte es hoffentlich die Wirkung, ihn in die Wirklichkeit zurückzuholen. Und die sah nun mal so aus, dass er diese Bettina ätzend fand. Sie ihn wahrscheinlich auch – erst recht nach seinem Auftritt eben.
    Das war total daneben, gestand Karsten sich ein.
    Aber jetzt war es zu spät. Er hatte – eifersüchtig, wie er war – weit übers Ziel hinausgeschossen und sich blamiert.
    Ja, es ließ sich nicht leugnen: Er war eifersüchtig!
    Der Tee schmeckte schal, er ließ ihn stehen, legte einen Schein auf den Tisch und hastete wieder hinaus. Zurück zu den drei Wohnwagen, die jedoch leer waren. Bis auf den größten. Hier zogen sich gerade James und sein Kollege Ben um.
    „Wo sind die anderen?“, fragte Karsten knapp.
    „Unten am Strand. Bettina möchte das letzte Licht ausnützen“, antwortete Ben. James hingegen puderte sich angelegentlich das Gesicht, kämmte sich – und ignorierte den anderen geflissentlich.
    Zögernd blieb Karsten in der Tür stehen. „Ich … es tut mir leid“, presste er hervor.
    „Schon gut.“ James grinste. „Sie sollten drüben ein paar von den wilden Rosen pflücken. Die mag Bettina besonders gern.“
    „Wenn Sie es sagen …“
    James zupfte sich ein paar Haare in die Stirn. „Genau. Ich sag Ihnen noch mehr: Bettina und ich … wir sind Freunde. Seit New York. Da hat sie mir aus einer großen Patsche geholfen. Durch sie hab ich nicht nur einen tollen Job gefunden, sondern auch meinen Freund – Sie verstehen?“ Er zwinkerte Karsten zu, dann ging er an ihm vorbei in Richtung Strand. Ohne sich umzusehen, wies er zu einer kleinen Hecke, an der wilde hellrote Rosen blühten.
    So weit kommt es noch, dass ich Rosen klaue und hinter einer Frau herlaufe! Karsten ging zu seinem Wagen zurück. Aber er fuhr nicht los, sondern legte den Kopf in den Nacken und sah hoch zu den kleinen weißen Wolken, die immer rascher am Himmel vorüber zogen. Doch mit der Zeit wurden die Wolkenformationen immer größer, der Abstand zum blauen Himmel weniger. Etwas Rotgold mischte sich in die violetten Töne, wurde schwächer und schwächer.
    Und dann, von einem Moment zum anderen, sank die Dämmerung herein. Wind vom Meer brachte kühle Luft.
    Als Karsten hörte, dass das Team zurückkam, startete er den Motor und fuhr davon. Aber schon nach einigen hundert Metern hielt er wieder an. Vor ihm erstreckte sich eine hohe Hecke wilder Rosen. Hier, an einer Stelle, wo ihn niemand beobachten konnte, überwand er sich und pflückte einige der zarten Blüten. Dass er sich an den spitzen Dornen stach, war beinahe schon folgerichtig – aber da, wo er normalerweise geflucht hätte, lächelte er jetzt unterdrückt. Diese Rosen … sie passten wirklich zu Bettina: Zart und wunderschön, aber eben auch Schmerz verursachend …
    Himmel, er wurde ja richtig poetisch!
    Rasch legte er die Blumen auf den Nebensitz, dann lenkte er den Wagen in Richtung Strand zurück. Der geschützte Abschnitt war leer, vom Team keine Spur mehr. Aber da … hinter einer kleinen Düne kam Bettina!
    Langsam, mit gesenktem Kopf ging sie zum Wasser, bückte sich, schlenderte weiter.
    Noch ein Zögern, dann gab sich Karsten einen Ruck. Als er nach den Rosen greifen wollte, stach er sich schon wieder. „Verdammt!“ Den kurzen Schmerz ignorierte er, eilte auf die schlanke Gestalt zu, die ihn noch nicht bemerkt hatte.
    „Bettina, ich …“ Er biss sich auf die Lippen. „Es tut mir leid.“
    Mein Gott, wir sind doch nicht am Eismeer, sondern an der Nordsee, schoss es ihm durch den Kopf, als er ihren kühlen Blick registrierte.
    „Ach ja, es tut Ihnen leid! Wie schön! Und wie nützlich!“
    „Verdammt, jetzt hören Sie endlich auf mit Ihrer Ironie. Ich weiß ja, dass ich mich wie ein Trottel benommen habe!“ Er hielt ihr die Röschen entgegen. „Hier. Selbst geklaut.“
    Wie schön sie war, wenn sie lächelte! Es war, als würde der Wolkenhimmel aufreißen.
    „Danke. Das sind meine Lieblingsblumen.“
    „Ich weiß.“
    Überrascht sah sie ihn an. „Woher denn?“
    „Von James.“ Er legte die Hände auf ihre Schultern, zog sie näher zu sich. „Er hat mir auch gesagt, dass ihr Freunde seid – nur Freunde.“
    „Wie interessant für Sie!“ Es sollte ironisch klingen, doch Bettinas

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