Ein Himmel voller Sterne
dich nur nicht ausnehmen. So ein Pferdeknecht verdient ja sicher auch nicht die Welt.“ Sie schwang sich über den Zaun, näherte sich der Stute, die leise schnaubte, sich dann aber willig streicheln ließ. Kim wurde übermütig, nahm ein bisschen Anlauf – und saß auf ihrem Rücken.
„Hey, Vorsicht! Das geht nicht, weil …“
Aber da ritt sie schon los, einmal über die schneebedeckte Wiese, dann zügelte sie das Pferd dicht vor ihm und glitt wieder zur Erde. „Na, was sagst du jetzt?“
„Ich gratuliere. Und erwarte dich um acht Uhr hier. Was wir dann machen …“ er gab ihr einen Nasenstüber, „ich lass mir was einfallen.“
Kim zögerte. Stirnrunzelnd sah sie den jungen Pferdepfleger an. Und stellte fest: Seine Hände waren ausgesprochen gepflegt und sauber. Die Jacke von einem Edel-Designer, die Stiefel handgenäht. „Du … du bist kein Pferdeknecht, oder?“
Er lachte. „Nein, wie kommst du denn darauf? Ich hab meine Diva hier besucht. Und die beiden anderen Pferde, die wir hier stehen haben.“
„Aha. Eigene Pferde hast du.“
„Ja. Meine Familie. Ist das schlimm?“
„Nein. Aber es wäre mir recht, wenn du dich endlich mal vorstellen würdest. Ich heiße Kim.“
„Christian. Christian Berghoffer.“ Gespannt sah er sie an. Würde sie mit dem Namen was anfangen können?
Kim konnte nicht. Und entspannte sich sichtlich. „Gut, Christian. Dann bis nachher. Ich muss jetzt zurück ins Hotel. Meine Schwester wartet sicher schon.“
„Aha. Du reist mit Anstandsdame“, spöttelte er.
„Nein, ich bin die Anstandsdame. Also richte dich danach.“ Sie grinste, gab dem Pferd noch einen liebevollen Klaps und wollte wieder über den Zaun klettern. Im letzten Moment hielt der Mann sie zurück.
„Warte … damit du mich nicht vergisst!“ Und schon hatte er sie geküsst.
Sekundenlang hielt Kim still. Das war definitiv der beste Kuss, den sie je bekommen hatte. Aber dieser Christian war auch der frecheste Kerl, den sie je getroffen hatte. Nach zehn Minuten Bekanntschaft küsste man sich nicht!
Aber … Spaß gemacht hatte es schon. „Bis nachher.“
„Ich werd auf dich warten.“ Christian sah ihr nach, bis ihr gelber Anorak nicht mehr zu sehen war. Dieses fremde Mädchen … es war genau die Frau, die er sich immer vorgestellt hatte. Mit einem offenen Lachen, strahlenden Augen, einem süßen Mund … Und vor allem: Sie wusste nicht, wer er war. Sie schien nur ihn, den Mann Christian, zu mögen. Dass seiner Familie eine große Privatbank in der Schweiz gehörte, war ihr wohl nicht klar. Ein weiterer Grund, diese Kim näher kennenzulernen!
Gut gelaunt ging Christian zurück in den Stall, wo er sich mit dem Pferdepfleger Julian über die etwas schwierige Stute Diva unterhielt, die demnächst in einem Rennen starten sollte.
Kim ging noch ein Stück am See entlang spazieren, aber dann wurde sie unruhig. Es gab noch einiges zu tun, bis sie sich am Abend mit Christian traf. Sie musste die Haare waschen, sehen, was sie anziehen könnte … eventuell musste Bettina ihr was leihen. Dann sollte sie vielleicht mal in der Apotheke vorbeigehen … besser die eigenen Kondome als keine.
„O verdammt, es hat mich erwischt. Das war nicht vorgesehen, Kim Gehrmann!“
+ + +
„Ich muss Kim Bescheid sagen. Sie wird auf mich warten.“ Bettina richtete sich auf und strich mit dem Zeigefinger sanft die Konturen von Karstens Gesicht nach.
„Ach was, sie ist schon groß. Ich bin sicher, sie hat sich sehr gut allein beschäftigt.“
„Wir wollten noch durchsprechen, was wir morgen tun müssen.“
„Gar nichts musst du tun“, meinte Karsten. „Am liebsten wär’s mir, du würdest dich nur um mich kümmern.“
„Das könnte dir so passen!“ Sie lachte. „Ich hab hier einen Job zu machen! Und wie ich gehört hab, legt der Chef des Unternehmens ziemlich viel Wert auf gute Arbeit.“
„Tatsächlich! Na, dann solltest du dich optimal vorbereiten.“ Er lachte. „Wenn ich dir irgendwie helfen kann …“
„Danke, das hast du schon getan.“ Sie schwang die Beine aus dem Bett. „Und jetzt muss ich mit Kim telefonieren.“
Er sah ihr zu, wie sie zum Schreibtisch ging. Eine perfekte, schlanke Gestalt mit weiblichen Rundungen. Nicht so ein dürres Wesen, wie es Elaine am Schluss gewesen war. Die Liebe zu Bettina durchflutete ihn wie ein heißer Strom, und er wusste genau, dass er diese Frau nie im Leben mehr hergeben würde.
Bettina wählte Kims Handynummer, nach dem fünften Durchläuten erst
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