Ein Hippie-Traum
Municipal Auditorium auftrat – acht Künstler und die Band samt dem Moderator Fabian, alle in einem Bus!
Das waren damals meine glorreichen Zeiten.
Mit Crazy Horse in einem Hotel in Kopenhagen, März 1976. Von links nach rechts: Ralph Molina, ich, Billy Talbot, Frank »Poncho« Sampedro.
54. Kapitel
54. Kapitel
A ls ihre Mom 1974 starb, wachte ich in derselben Nacht auf der Ranch auf und sah am Fußende meines Bettes Carries schreienden Kopf in der Luft. Den Schreck werde ich niemals vergessen.
Obwohl Carrie und ich uns gerade getrennt hatten, fuhr ich nach Chicago, um ihr in der Trauer beizustehen und bei ihrer Familie zu sein. Es gab Gerüchte, wonach ihre Mutter unter seltsamen Umständen gestorben war, und es klang, als wären sie sehr traumatisch gewesen. Eine Untersuchung ergab, dass es Selbstmord durch Kohlenmonoxid in einer Garage gewesen war. Mir war überhaupt nicht wohl, aber ich fand, dass ich trotz allem bei Carrie bleiben sollte, denn sie brauchte mich. Zeke war zu Hause in Kalifornien bei Freunden.
Während des Aufenthalts in Chicago rief ich Ben Keith an, der in Nashville war, und die Crazy Horse in LA , damit sie kamen und mit mir in den Chess Recording Studios spielten, dem historischen Chicagoer Studio, wo so viele große Bluesplatten gemacht worden waren. Ich hatte schon einmal bei Billy Talbot in Echo Park mit Poncho gespielt. Billy und seine frisch angetraute junge Frau Laurie waren mit ein paar Kindern da gewesen. Wir hatten auf der Veranda gespielt, und die Musik hatte draußen im Canyon widergehallt. Wahrscheinlich haben sie das Viertel deswegen Echo Parkgenannt. Poncho hatte sich sehr gut eingefügt, und wir hatten richtig cool zusammen jammen können. Ich weiß nicht mehr, was wir spielten, aber es klang gut. Poncho ist spanischer, Billy italienischer und Ralph portugiesischer Abstammung; drei Latinos und ein Kanadier, dachte ich mir. In der Art, wie wir zusammenspielten, lag eine Verbundenheit. Es war spontan und heiß und klang doch funky und solide.
Wie wir feststellten, lagen die Chess Studios im vierten Stock eines großen alten Backsteingebäudes mit historischem Flair. Ich fühlte mich an einem heiligen Ort. Es war ramschig und hatte überhaupt nichts Protziges an sich, ganz anders als einige der Studios, die wir in Hollywood benutzt hatten. Aber alles Nötige war da. Wir nahmen bei dieser Session nur einen Song auf, »Changing Highways«. Es war so was wie ein Experiment mit Poncho im Studio, und es klappte. Wir rockten ab. Die Crazy Horse flogen nach LA zurück.
Nach dieser Session verabschiedete ich mich von Carrie und ihrer Familie, und Ben und ich fuhren gen Süden nach Nashville, und zwar in dem 59er Cadillac Eldorado, den ich in Chicago gekauft hatte und der damals noch nicht Nanu hieß. Dazu kam es erst, als Mr. Briggs ihn zum ersten Mal zu Gesicht bekam und ihn »Nanu, den liebeskranken Elch« taufte. Der Wagen war wirklich cool, und wir hatten eine gute Fahrt. Es war herrlich, wieder unterwegs zu sein; ich war erleichtert, befreit von den ganzen Gefühlen, die der Tod von Carries Mom und das Nachspiel meiner Trennung von Carrie ausgelöst hatten.
In Nashville hatten wir dann eine Reihe von Sessions mit Levon Helm, Karl Himmel und auf einem Stück mit Kenny Buttrey am Schlagzeug. Elliot Mazer war im Regieraum. Tim Drummond und Ben Keith waren auf allen Stücken dabei. Es fühlte sich echt gut an. Das war der Anfang eines ganzen Albums, das ich bisher zurückgehalten habe; es hieß Homegrown. Ich machte damals so viel Musik, dass es schwer war, den Überblick zu behalten und eine Platte fertigzustellen. Der kreative Prozess geriet leicht außer Kontrolle,weil ich so viel Musik aufzunehmen hatte. Zu dem Zeitpunkt, wo Homegrown normalerweise herausgekommen wäre, brachte ich stattdessen Tonight’s the Night heraus. Wir hatten uns beide Alben angehört, und obwohl Tonight’s the Night fast zwei Jahre alt war, musste es einfach herauskommen. Ich hatte es seinerzeit verschoben, weil ich den richtigen Zeitpunkt zur Veröffentlichung für noch nicht gekommen hielt, und außerdem hatte ich das Gefühl, dass das Album noch nicht ganz ausgewogen war. Die entsprechenden Stücke fand ich schließlich, und damit war die Platte rund. Wenn ich sie mir heute anhöre, bin ich mir der Entscheidung nicht mehr so sicher. Manches braucht Zeit, bis es bei mir richtig sackt.
Als ich nach LA kam, war ich bald im Malibu-Groove. Briggs und ich führten unser altes Lotterleben, wir
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