Ein Hippie-Traum
aus diesem Trip entstand etwas Außergewöhnliches.
Ich wollte in Nashville Plattenaufnahmen machen. Wir trafen uns mit Elliot Mazer, einem Plattenproduzenten, der uns half, eine Session auf die Beine zu stellen. Wir gingen in ein Studio, das er empfohlen hatte, es hieß Quadrafonic. Er selbst wollte uns aufnehmen. Elliot hatte eine komplette neue Truppe von Musikern an der Hand, die ich alle nicht kannte.
Wir bekamen Kenny Buttrey als Schlagzeuger; Kenny hatte auf vielen Hits mitgespielt. Tim Drummond am Bass hatte unter anderem mit James Brown, J. J. Cale und Conway Twitty gespielt. Tim war dafür zuständig, die Musiker auszusuchen, fand ich später heraus. Ein Gitarrist war dabei, der Teddy Irwin hieß. Er spielte die schönen Harmonien in »Heart of Gold«. John Harris war am Klavier. Er war ein richtiges Original, ein geniales Energiebündel mit einem erstaunlichen Anschlag. Als wir loslegten, kam auf einmal ein langer Kerl herein und stimmte seine Steelguitar. Er hieß Ben Keith. Er war sehr still. Als es losging, sagte ich zu Ben, er solle nur einfache Klangflächen unter bestimmten Stellen spielen, zur Abgrenzung, und außerdem ein paar lang gezogene Töne mit großen Abständen, anders als normale Country-Licks. Er machte ein paar Töne, und wir unterhielten uns noch ein bisschen.
»Ben«, sagte ich, »kannst du denselben Ton auf zwei Saiten spielen, leicht versetzt statt im Akkord?«
»So etwa?«, erwiderte er und spielte einen langen, tiefen, satten Ton, der ewig nachhallte.
»Ja«, sagte ich. »Das ist genau das, was wir wollen.«
Dann spielten wir »Old Man« mit dem typischen Ben-Keith-Sound ein, der in die Geschichte einging. Was für ein Musiker! Über die nächsten Stunden spielten wir »Heart of Gold« und viele andere Stücke, die auf Harvest sind, und solche, die nicht drauf sind. Gerade »Journey Through the Past« ist eine klasse Nummer, die nicht mit auf Harvest kam. (Sie wurde in den Harvest -Teil der Archives -Serie aufgenommen.)
Ben und ich spielten vierzig wunderbare Jahre zusammen, und ich möchte die Erfahrung um nichts auf der Welt missen. Was hatte ich für ein Glück, dass ich Ben und Tim und Kenny und John an diesem denkwürdigen Tag kennenlernte. Danke, Jungs! Was soll ich noch sagen? Ich habe für mein Leben gern mit euch gespielt.
Für mich ist die Zeit zum Nachdenken gekommen. Wann, wenn nicht jetzt?
Jetzt, wo ich hier sitze und darüber nachdenke, was für ein Glück ich hatte, dass ich diese Jungs kennenlernen und mit ihnen Musik machen durfte, fehlen sie mir. Ich wünschte, wir wären noch zusammen; viele sind schon gestorben. »Es ist nur noch eine Handvoll von uns übrig«, wie Waylon Jennings gern sagte. »Die gewaltige Handvoll«, würde Tim Drummond sagen. Was ist Tim Drummond doch für ein großartiger Bassist und Mensch! Tief wie das Meer! Ich habe gerade mit ihm telefoniert, und er hat gesagt, ich soll einen Mai Tai auf ihn trinken. Ich habe ihm nicht gesagt, dass ich nicht mehr trinke. Er tut es noch. Wenigstens kann ich noch mit ihm reden.
53. Kapitel
53. Kapitel
G egen Ende 2010 führte mich eine Etappe der »Le Noise«-Tournee in den Golf von Mexiko, wo ich für die Leute spielte, die von der Ölkatastrophe und von Katrina so hart getroffen worden waren. Die Wirtschaft dort unten hatte einen furchtbaren Schlag abbekommen. Zu dem Zeitpunkt dachte ich, es wäre die letzte Etappe dieser Tournee. Wir senkten den Eintrittspreis, damit so viele kommen konnten, wie Platz war. Johnny Tyson, ein alter Freund von mir aus vergangenen Zeiten, der Musik liebt und gern Gutes für seine Mitmenschen tut, begleitete uns mit einem Sattelschlepper voll Tyson-Geflügelprodukten für die Essensausgabestellen.
Der Schaden, den die von BP verursachte Ölpest am Golf angerichtet hatte, und die jahrelangen Nachwehen des Hurrikans Katrina lasteten unglaublich schwer auf den Schultern der Leute dort. Ich wollte einfach hinfahren und helfen. Ich nahm den LincVolt, und nach jedem Auftritt sprangen wir in den Wagen und los ging’s. Ben Young, Zeke Young, Ben Johnson, Dave Toms und ich quetschten uns in den LincVolt und fuhren mit aufgeklapptem Verdeck in die Nacht hinaus. Die warme Luft und die milden Brisen machen den Golf von Mexiko zu einer der angenehmsten Gegenden der Welt. Es war ein Hochgenuss, in einem großen elektrischen Cabrio an der Golfküste entlangzugondeln, mit lachenden Freunden und Wind in den Haaren. Wir waren im Flow.
Die Konzertorte lagen sehr dicht
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