Ein Hippie-Traum
die nächste große Nummer sahen. Wir waren gut an dem Abend, und obwohl wir sehr nervös waren, war allen klar, dass wir was loshatten. Stephen und Richie sangen unglaublich gut, und wegen der verschiedenen musikalischen Richtungen, die zusammenkamen, hatte die Band eine Musikmischung, die zu der Zeit noch weitgehend unbekannt war. Es war eine Art Folkrock, aber in Richtung Country Blues mit einemRock-’n’-Roll-Einschlag. Richies tolle Stimme und Bruce’ einzigartiger Motown-Bass sorgten für Tiefe. Deweys grinsendes Gesicht hinter den Drums war ebenso unpassend wie charmant. Es war die beseelte Art, wie Stephen sang und phrasierte, die uns in eine andere Liga beförderte.
Auch so was wie unser gemeinsames Gitarrenspiel hatte noch nie jemand gehört. Stephen und ich spielten die kniffligen Parts, die größtenteils improvisiert waren, im ständigen Dialog, und jeder hörte sofort, dass es spontan war. Es war aufregend, und wir waren jung und quicklebendig. Alles entwickelte sich auf einmal ganz schnell.
Plattenfirmen, Manager, alle wollten mit uns reden. Dickie Davis versuchte, die ganze Sache in die Hand zu nehmen. Er tat sein Bestes, und wie schon vorher erwähnt, nahmen wir schließlich Charlie Greene und Brian Stone als Manager, zwei Typen aus New York, die schon Sonny & Cher gemanagt hatten. Die beiden waren richtige Trickser. Bevor wir sie kennenlernten, waren sie von New York nach LA umgezogen und hatten tatsächlich ein Büro auf dem Gelände der Universal Studios aufgemacht, wo sie sechs Monate lang ihre Geschäfte führten, ehe jemand von Universal was davon mitkriegte. Stellt euch das vor. Sie kamen einfach an, machten ein Büro auf, benutzten Strom und Wasser und so weiter und hielten sich sechs Monate, bevor sie erwischt wurden. Nicht lange danach lernten wir sie kennen, und sie gefielen uns von allen am besten. Sie erzählten uns ihre Geschichte. Sie wären auch Plattenproduzenten, sagten sie. Sie hatten eine Lincoln-Stretchlimousine und Joseph, ihren eigenen Chauffeur. Von dieser Limo waren wir viel zu sehr beeindruckt.
Sie kauften uns von Barry Friedman frei, der das noch heute bedauert, genau wie ich. Er hatte einen Sinn für Musik und wusste, wer wir waren. Ihn abzuservieren, war ein sehr großer Fehler. Als wir rauskriegten, dass Greene und Stone in Wirklichkeit noch nie eine Platte produziert hatten, war es zu spät und wir kamen nicht mehr aus dem Vertrag raus. Immerhin verschafften sie uns mit ihren Beziehungen ein paar große Auftritte. Wir bekamen sofort einen Gig als Vorgruppe für die Byrds und gaben eine gute Woche lang Konzerte in Kalifornien. Wir traten mit den Byrds auf! Das waren unsere Helden. Es ging so schnell. Ich erinnere mich an ein Konzert, in dem die Byrds ziemlich neben der Spur waren. Sie waren eine der prominentesten Bands überhaupt, und an dem Abend pusteten wir sie weg. Allen wurde deutlich, dass die Springfield eine Kraft waren, mit der man rechnen musste.
Kurz danach vermittelten Greene und Stone uns mit etwas Glück an das Whisky als Ersatz für eine andere Band, die einen Abend freinahm – und am Schluss spielten wir sechs Wochen am Stück. Wir gewannen eine Anhängerschar. Wir machten den Auftakt für Hugh Masekela und dann Johnny Rivers. Stars kamen und gingen, aber wir blieben. Wir bauten uns eine eigene Gemeinde von Fans auf, die jeden Abend wiederkamen. Mario Maglieri und Elmer Valentine führten den Laden und behandelten uns, als gehörten wir zum Inventar. Elmer war der Boss. Mario war der Türsteher und Geschäftsführer. Sie waren wie Väter zu uns allen in der Szene: den Groupies, den Bands, allen. Als ich Jahre später noch einmal reinschaute und Hallo sagte, nannte Mario mich immer noch Skinny.
In der Zeit nahmen wir auch unser erstes Album auf. Greene und Stone hatten uns bei Atlantic untergebracht, weil sie durch ihren Erfolg mit Sonny & Cher Verbindungen zu Ahmet Ertegün hatten. Als wir das Album fertig und abgemischt hatten, fühlten wir uns toll. Wir hatten das Abmischen und alles an Ort und Stelle überwacht. Eines Tages traten wir ein Wochenende irgendwo anders auf, und hinterher erfuhren wir, dass Greene und Stone noch mal ins Studio gegangen waren und einen Stereo-Mix machten. Wir hatten nur einen Mono gemacht. Wir waren so unerfahren, so grün! Stereo war das neue große Ding.
Innerhalb vierundzwanzig Stunden hatten sie alles ohne uns komplett neu in Stereo abgemischt, und wir erfuhren das erst, als wir von unserer Wochenendtour nach
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