Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Hippie-Traum

Ein Hippie-Traum

Titel: Ein Hippie-Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Young
Vom Netzwerk:
LA zurückkamen.
    Das stank uns gewaltig.
    Das Ergebnis war erbärmlich und hatte nicht die Energie, die wirim Studio gefühlt hatten oder auf der Bühne, wenn wir live spielten. Die fehlte einfach. Der Ton war sehr dünn, und der Mix selbst war schrecklich. Stephen und ich waren furchtbar enttäuscht. Sie brachten »Nowadays Clancy Can’t Even Sing« als erste Single heraus, und das war der nächste große Fehler. Es war viel zu schräg für eine Single. Wir hatten »Go and Say Goodbye« und »Do I Have to Come Right Out and Say It«, und beide wären eine viel bessere Wahl gewesen. Aber wir ließen uns drauf ein. Ich fand es zwar cool, »Clancy« auf dem Markt zu haben, aber ich bezweifelte, dass es kommerziell genug war. Aber was wussten wir schon?
    Es floppte.
    Auf dem Strip kam es zu Straßenunruhen. Hippies gegen den Krieg, Polizei gegen die Hippies. Stephen schrieb »For What It’s Worth« über die Unruhen. Es war ein wichtiges politisches Lied über die Zeit, mit seiner unnachahmlichen Stimme. Wir nahmen es bei Columbia mithilfe von Stan Ross auf, dem Eigentümer der Gold Star Studios, weil Gold Star gebucht war. Tom May war unser Tonmeister bei Columbia. Stan und Tom kriegten einen anständigen Sound hin. Das Schlagzeug stimmte. Zum Glück waren Greene und Stone nicht als Produzenten da. Wir hatten unseren ersten Hit und brachten die LP mit dem zusätzlichen Song neu heraus. Wenn man sich Buffalo Springfield heute anhört, hört man deutlich den Unterschied in der Klangqualität zwischen »For What It’s Worth« und dem restlichen Album. Wir nutzten die Gelegenheit nicht, die ganze Platte an Ort und Stelle neu abzumischen, und realisierten das nicht mal.
    Bald traten wir wieder im Whisky auf, als Hauptband am Sonntagabend. Wir hatten jetzt eine Plattenfirma, und unsere Fangemeinde vermehrte sich explosionsartig. Wir fühlten uns plötzlich anders und verhielten uns anders, aber wir waren weiterhin bloß ein Haufen grüner Jungs. So fingen wir an, und wir machten das anderthalb Jahre lang, bis wir uns trennten. Bruce kam zweimal ins Gefängnis und wurde schließlich abgeschoben. Das war für uns der Anfang vom Ende.

    Die Chemie ist in jeder Gruppe das A und O, und Bruce war das Element, das uns einzigartig machte. Seine Wurzeln im R&B (aus seiner Zeit in Toronto, wo er in seiner ersten Band der einzige Weiße war) waren extrem wichtig. Stephen und ich liebten Bruce. Er war ein absolutes Original. Sein Spiel klang nach Motown, aber bei ihm kam noch ein Flair dazu, das einfach nur Bruce war. Alle wussten, dass er völlig konkurrenzlos war. Einfach genial. Wenn er spielte, sahen und hörten andere Musiker nur mit offenem Mund zu. Als wir ihn verloren, waren wir nicht mehr dieselben. Das war im Grunde das Aus. Eine Weile hatten wir noch Jim Fiedler am Bass, und der ging dann zu Blood, Sweat & Tears. Dann hatten wir Jim Messina, den wir bei Sunset Sound kennenlernten. Aber einen wie Bruce fanden wir nicht wieder, und das gab uns langsam den Rest. Stephen nervten die Probleme mit der Rhythmussektion zusehends, und er fing an, seine Songs mit anderen einzuspielen, darunter Buddy Miles am Schlagzeug und Bobby West am Bass.
    Als wir damals im Whisky auftraten, spielten Bruce und ich zu dem Groove, den Dewey vorgab, immer hinten mit dem Rücken zum Publikum, völlig in die Musik versunken. Das war magisch. Deshalb klangen Richie und Stephen auch so gut. Sie sangen auf einer felsenfesten Grundlage, die gleichzeitig atmete und pulsierte. Wir waren da hinten so tief in der Musik drin, dass die Mädels im Publikum diesen Puls spürten, und sie flippten schier aus. Wir merkten gar nicht, was wir machten. So wie Stephen und Richie sich beim Singen ins Zeug legten, wenn wir Bruce nicht verloren hätten, hätte es für die Buffalo Springfield nur den Himmel als Grenze gegeben. Aber wir verloren ihn. Er wurde in einem Hotel in New York wegen Gras festgenommen, während wir dort in einem Club spielten, und daraufhin sofort abgeschoben. Bruce war weg.
    Deshalb gingen die Springfield auseinander. Die ganzen Streitereien kamen, weil wir Bruce verloren hatten. Wenn er dabeigeblieben wäre, würden wir wahrscheinlich heute noch zusammen spielen (wenn wir denn am Leben geblieben wären). Klar, ich hätte ein paar Soloplatten gemacht, aber bei dem Sound, den wir hatten,wäre ich immer wieder zurückgekommen. So einfach ist das. Wir trennten uns, weil wir getrennt wurden. Uns fehlte auf einmal das wesentliche Element, und aller

Weitere Kostenlose Bücher