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Ein Hippie-Traum

Ein Hippie-Traum

Titel: Ein Hippie-Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Young
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Fenders in Hülle und Fülle. Ich glaube, es gibt ihn nicht mehr. Als ich bei den Springfield war, stand der Verstärker in meiner kleinen Hütte im Laurel Canyon. Er hatte einen prima Sound. Hammergeil nervenzerfetzend, wenn man bis zwölf aufdrehte. Jawohl! Er geht bis zwölf! (Da kann Spinal Tap nur vor Neid erblassen.) Bei zehn ist er verzerrt und ruppig, aber nicht nervenzerfetzend, bei sechs ist er dreckig und schräg. Bei drei ist er schlicht grässlich auf geile Art. Der Whizzer ist ein von uns selbst gebautes Gerät, das selbstständig die Regler dreht, damit das Signal nicht beeinträchtigt wird. Jeder zwischengeschaltete Poti stört das Signal. Auch der Whizzer wird nicht zwischengeschaltet. Er ist motorbetrieben und regelt den Master-Poti wie von Hand.
    Mein Fender Reverb ist auch aus den Fünfziger-, vielleicht den frühen Sechzigerjahren. Er hat Röhren und Federhall. Er ist so analog, wie’s nur geht. Wenn man dran rüttelt, macht er von ganz allein einen lauten Ton. Das ist ein richtiger Effekt. Nichts Digitales. Digitale Effekte versuchen so zu klingen wie diese Sachen. Mein Magnatone-Amp hat ein Stereo-Vibrato. Er kriegt sein Signal aus dem Deluxe an einem Punkt, wo es am klarsten ist, und die Verstärkung bewirkt dann, dass das Level gehalten wird. Der Magnatone hat viel mehr Power als der Deluxe, aber sie werden beide über mein Pedalboard gesteuert, das Johnny Foster gebaut hat, Tims Bruder, mit Platin-Umschaltern von Sal Trentino, dem wahren Guru der Röhrenverstärker. Dank Sal kann ich den ganzen Effekt-Scheiß mit einem Knopf ausschalten, wenn ich ihn nicht haben will, weil er das Signal auch splittet. Danke, Sal – Ruhe in Frieden, mein Freund. (Natürlich gibt es immer noch den einen Platinkontakt, den das Signal passieren muss. Wenn euch das zu technisch war, dann vergesst es einfach, aber es steht immerhin hier im Buch, wo es hingehört.)
    Wie dem auch sei, damals 1990 ging ich mit diesem ganzen Kram und Old Black in meinen Fahrzeugschuppen. Ich hatte angefangen, mein Archiv zu sichten, und gerade hatte ich einige meiner besten Sachen gehört, ich wusste nun also, wer ich war und wer ich sein konnte. Ich ging jeden Morgen rüber, rauchte ein bisschen Dope und fing an zu spielen. Die Songs kamen dann einfach. Ragged Glory, weiß Gott: kaputte Herrlichkeit. Die Songs wurden aufgeschrieben. Ein, zwei Wochen lang spielten wir alle Songs zwei- bis dreimal am Tag hintereinander am Stück und nahmen sie auf. Keine Wiederholung einzelner Stücke. Wir zogen einfach jedenTag alles ein paarmal komplett durch. Das war eine coole Art, eine Platte zu machen. Kein Analysieren. Am Ende guckten wir uns unsere Notizen an und entschieden uns für die Masters.
    Eines Tages hörten wir uns Tracks an, und wir kamen zu »Mansion on the Hill«. Es war ein rohes Stück, aber die Schwingung stimmte. Ich bat David, es noch einmal zu spielen. David sagte zu Hanlon: »Na schön, dann servier uns das Ding in seiner ganzen kaputten Herrlichkeit.« Das wurde der Titel. David konnte mit Worten spielen, er hatte einen großen Wortschatz, den er poetisch und immer mit durchschlagender Wirkung einsetzte. Ich schloss also die Platte ab, und dann gingen wir mit Sonic Youth und Social Distortion auf Tournee. Briggs kam in einem Aufnahmewagen mit und nahm alles analog auf. Das Programm war super; wir boten den Leuten eine tolle Show. Es rockte. Ich lernte Thurston Moore kennen, und er erzählte mir von Nirvana, dieser geilen Band, und dass ich mit denen auch mal touren oder sie mir wenigstens anhören sollte. Jeden Abend wärmte ich mich hinter den Kulissen mit meinem Trainer Mike auf, wenn Sonic Youth auf die Bühne kamen, und sie waren hammergeil. Wie originell sie sind? Sehr. Sie schallten durch die Arena und klangen wie Gott persönlich. Als Erste kamen Social Distortion heraus und machten alles platt. Dann Sonic Youth! Dann Crazy Horse! Weil es zur Zeit des Golfkriegs war, spielten wir eine Elektroversion von Bobs »Blowin’ in the Wind«. »How many times must the cannonballs fly?« Für die Horse war es eine weitere tolle Tournee …
    I m März 1977 ging ich Linda Ronstadt und Nicolette Larson eines Abends in Malibu bei Linda zu Hause besuchen, um ihnen ein paar Songs für ein neues Album zu zeigen, die ich mit ihnen machen wollte. Wir nahmen die Songs auf Kassette auf, und die beiden sangen mit goldenen Kehlen. Es war eine aufregende Erfahrung dort mit ihnen. Alles ging so mühelos. Im Unterschied zumir trafen sie

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