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Ein Hippie-Traum

Ein Hippie-Traum

Titel: Ein Hippie-Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Young
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die Pfeile auf dieselbe Weise in die Holzwand und ließ sie stecken. Eines Tages packte ich Bogen und Pfeile hinten in meinen 51er Willys Jeepster und fuhr auf der 101 nach Norden, um auf meine neue Ranch zu ziehen. Als wir mit der Renovierung des Wohnzimmers halb fertig waren, stellte ich den Bogen in die Ecke, warf die Pfeile in die Wand und ließ sie dort, wo sie beim ersten Wurf stecken blieben. Wenn Pegi und ich Bilder umhängen, ziehen wir die Pfeile hin und wieder heraus und ich werfe sie an einer neuen Stelle in die Wand. Nach all den Jahren sind sie immer noch da, und wir freuen uns an ihnen, wenn wir von unseren Reisen auf unsere wunderbare Ranch heimkommen.
    Natürlich hat sich unsere kleine Hütte ausgewachsen, und wenn man an einem nebeligen Morgen die Ohren spitzt, hört man immer noch die kleine Amber barfuß auf dem langen Flur ins Wohnzimmer trippeln. Wenn abends ein Feuer im Lavakamin flackert, sieht man die gealterten unbehandelten Redwoodbretter im warmen Widerschein glänzen – durchbohrt von zwei Pfeilen aus Albuquerque. Wenn ich an einen neuen Ort ziehe, nehme ich gern ein kleines Stück Vergangenheit mit, und diese Pfeile erden mich ungemein. Es klingt merkwürdig, aber so wie Pegi diese Pfeile mag, kriege ich das Gefühl, dass sie mich kennt.
    D avid Briggs’ Haus in Topanga hieß die Old Topanga Ranch und lag dicht an der Old Topanga Canyon Road zwischen den Bäumen versteckt. Ich besuchte David dort immer, und dann hörten wir uns Platten an und unterhielten uns über die Songs und die Platten, die wir gerade in Arbeit hatten. Auf die Art verbrachten wir viele schöne Stunden.
    An den Wochenenden, wenigstens an sonnigen Tagen, waren wir immer alle draußen am Lagerfeuer, oder wir warfen Hufeisen. Kirby, Davids alter Freund aus Wyoming, leistete uns häufig dort Gesellschaft, ebenso Shannon, Davids Frau und die Mutter von Lincoln Wyatt Briggs, Davids Sohn. LW , wie er genannt wurde, war ein prima Junge. Hannibal und Attila waren Davids zwei Hunde, braune Kurzhaar-Jagdhunde, die immer irgendwo im Wohnzimmer herumlümmelten. David produzierte in der Zeit ein paar Platten mit Spirit, Nils Lofgren, Murray Roman und anderen. Er ist dafür bekannt, dass er etliche Musiker und Bands in den Wahnsinn getrieben hat mit seinen Temperamentsausbrüchen und Tiraden über ihre Unzulänglichkeiten. Diplomatie war nie seine Sache, doch auf seine eigentümliche Art erzielte er magische Wirkungen. Sein Ruf verbreitete sich und wurde legendär, und einige Musiker hatten tatsächlich Angst vor ihm.
    David sagte einmal: »Wenn du gegen einen starken Gegner kämpfen willst, dann schlag als Erster zu und lauf wie der Teufel!« Er war furchtlos. Aber was mir nach all den Platten, die ich mit David gemacht habe, am meisten in Erinnerung geblieben ist, ist seine Entschlossenheit, eine große Performance um jeden Preis aufs Band zu bringen. »Groß oder gar nicht.«

    Einmal reisten wir zusammen in Pocahontas quer durchs Land von Key West nach San Francisco. Ich fuhr und David sagte mir den Weg. Als wir in die Rocky Mountains kamen, beschlossen wir, den Independence Pass in Colorado zu riskieren. Er ist knapp 3700 Meter hoch, und auf der anderen Seite liegt Aspen. Wir stellten uns die ganzen Starlets vor, die wir dort treffen würden, und so versuchten wir, die zweispurige Straße über die Rockies in einem Zwölf-Meter-Bus zu packen. Es war die verrückteste Fahrt, die ich je gemacht habe. Als wir die Passhöhe erreichten, kam eine Kurve am Berghang, wo es links tausend Meter steil in die Tiefe ging und rechts die Felswand aufragte. Die Straße war an der Stelle vielleicht viereinhalb Meter breit, keine zwei Spuren, und etwas schmaler als auf der geraden Strecke. Ich konnte nicht um die Kurve gucken, weil die Felswand mir die Sicht abschnitt. Ich lenkte die Schnauze über den Mittelstrich, damit ich um die Kurve kam, als mir plötzlich ein Auto entgegenkam!
    Ich riss sofort das Steuer herum und hörte gleichzeitig rechts ein hässliches Schrappen, wo der Bus mit der Seite den Berg gestreift hatte. Wir konnten dort oben nirgends stehen bleiben, deshalb fuhren wir einfach weiter um die Kurve herum und die Straße entlang. Wir hatten die Höhe hinter uns und waren auf dem Weg hinunter nach Aspen, und nach ungefähr zwanzig Minuten kamen wir an eine Stelle, wo wir rechts ranfahren und uns die Sache anschauen konnten. Verdammte Scheiße! Im Bus klaffte ein breiter Spalt. Die Lichtmaschine und die Klimaanlage waren beide

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