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Ein Hippie-Traum

Ein Hippie-Traum

Titel: Ein Hippie-Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Young
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stark beschädigt. Wir setzten die Fahrt nach Aspen fort und gingen ein paar Bier trinken. David trank mexikanischen Kaffee, eines seiner Lieblingsgetränke, bestehend aus Kaffee und Tequila.
    Nach der Bar gingen wir in ein Hotel, um uns zu erholen. Am nächsten Tag setzten wir die Reise nach Kalifornien ohne Lichtmaschine und Klimaanlage fort. Zwei Tage später liefen wir endlich in Alex’s Bar auf dem Berg am Skyline Boulevard oberhalb der Ranch ein, einer unserer alten Stammkneipen. Wir genehmigten uns ein Abendessen und reichlich Alkohol. Das war ein Trip, der einem imGedächtnis bleibt, doch es war nur eines der vielen Erlebnisse, die ich mit meinem guten Freund Mr. Briggs hatte. Ich glaube, ich kann es mir leisten, euch noch ein paar zu erzählen, aber alle ganz gewiss nicht.
    Ungefähr zwanzig Jahre später, Mitte der Neunzigerjahre, machten Briggs und ich ein Album. Ich sage immer noch Album dazu, denn das ist es, was ich mache. Ich mache keine CD s oder iTunes-Tracks. Ich mache Alben. Unter dem Namen läuft das bei mir. Ihr könnt es nennen, wie ihr wollt. Ich weiß noch, wie abscheulich ich die zufällige Wiedergabe bei iTunes fand, weil sie die Titelfolge versaute, an der ich viele Stunden herumlaboriert hatte. Dass man Titel einzeln bekommen und sie in zufälliger Reihenfolge abspielen kann, ist meiner Meinung nach zum Kotzen. Dann bin ich eben altmodisch, von mir aus. Ich mache Alben und ich will, dass die Songs zusammenbleiben und ein bestimmtes Gefühl erzeugen. Ich denke mir was dabei. Ich will nicht, dass Leute sich aus den Alben die Rosinen rauspicken. Ich suche die Singles gern selber aus. Schließlich ist es mein Scheiß.
    Wir machten also ein Album in den Complex Studios in LA mit Briggs als Produzent und John Hanlon als Tonmeister. Es war eine Crazy-Horse-Platte, und sie war cool. Wir gingen richtig ab. An einem Punkt meinte Briggs, die Platte würde Crazy Horse den Grammy bringen. Er war wirklich sehr angetan, und das erstaunte mich. Sonst hatte er sich nie darum geschert. Kurt Cobain hatte gerade Selbstmord begangen und einen Abschiedsbrief hinterlassen, in dem er einen Song von mir zitierte. »It’s better to burn out than to fade away.« Besser leuchtend verbrennen als langsam verlöschen. Er hatte viel einstecken müssen, weil er Konzerte einfach abgesagt hatte. Zufällig hatte ich ihn über unser Büro zu erreichen versucht, um ihm zu sagen, dass ich ihn großartig fand und dass er genau das tun sollte, was er für richtig hielt. Die andern konnten ihm doch den Buckel runterrutschen. Er war nicht nur ein Entertainer; er war ein Künstler und ein Songwriter. Das ist ein großer Unterschied. Ich kannte ihn und erkannte ihn als den, der er war. Ichhätte gern mit ihm geredet. Ihm gesagt, dass er nur spielen sollte, wenn ihm danach war. Das wäre genug. Sich treu bleiben.
    Als er starb und diesen Abschiedsbrief hinterließ, schlug das tief in mir drinnen eine Saite an. Es traf mich voll. Ich schrieb ein Stück aus dem Gefühl heraus: »Sleeps with Angels«. David stand mir zur Seite, denn er wusste, was los war. Er kannte die Wahrheit. Am Ende dieser Session machte David etwas extrem Ungewöhnliches: Er legte eine Art Bekenntnis zu der Platte ab und dazu, was wir da machten. Er tat das vor laufender Kamera, Larry Johnson filmte alle unsere Sessions. Ich ging später das Filmmaterial durch, denn ich hätte gern gewusst, was zum Teufel er meinte, was wir da machten. Ich fand die Sequenz nicht. Ich fand jede Menge anderen Kram. Eine weitere Sache, die noch zu erledigen ist.
    Das war Davids letztes Album. Danach wurde er krank. Wir hatten mehr aufgenommen, als wir später benutzten. Etwas fehlt. Ich weiß es. Er schläft bei den Engeln.
    Um 1990 herum gab es eine Crazy-Horse-Tournee, »Ragged Glory«, die Briggs und ich aufnahmen, mit John Hanlon als Tonmeister. Ich schrieb in meinem Fahrzeugschuppen einen Haufen Songs, die auf das gleichnamige Album kamen. Der Fahrzeugschuppen war eine riesige Metallhalle mit Kiesboden, und ich baute dort neben einem Haufen alter Autos meine Verstärker auf. Meine ganzen besten Stücke. Meinen Fender Deluxe mit Fender Reverb, daran angeschlossen meinen Whizzer, und von dort geht das Signal in meinen Magnatone und obendrein in meinen Baldwin Exterminator. Der stoffbespannte Fender Deluxe aus den Fünfzigern, den ich meine, ist noch derselbe, den ich in den Sechzigern bei Sol Betnun Music auf dem Larchmont Boulevard in LA gekauft habe. Der Laden hatte immer alte

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