Ein Hippie-Traum
ehren, darf sie nicht mit Zweifeln verhüllen. Meine Songs sind mir heute verhüllt, abgeschnitten von den Melodien und Formen, die sie einmal fassten. Wie soll ich heute, vierzig Jahre später, mit dieser Leistung von früher umgehen? Sie wegwerfen? Sie den anderen überlassen, die sie höher schätzen? War ich das? Oder wer bin ich jetzt, dass ich mich nicht mehr so sehen und erfahren kann, wie ich mal war? Das zu ergründen, ist nicht meine Sache, denn ich bin heute mit neuen Dingen beschäftigt und habe überhaupt keine Zeit. Dasalles beansprucht mich sehr, und jeder Tag ist kürzer und ich wache früher auf und gehe zu einer anderen Zeit schlafen als sonst. Nachts träume ich die ganze Zeit, anders als früher, wo ich im Wachen künstliche Träume herbeiführte, um sie in ihrer Unschuld an mich zu reißen und sie in Lieder und Melodien und Texte gießen. Heute nicht mehr. Dafür ist es viel zu spät, glaube ich. Ich hoffe darauf, Träume offenbart zu bekommen, die ich erinnern kann, aber so läuft das nicht mit den Träumen, nicht wahr?
Ich bin also in der Songmaschinerie vom Weg abgekommen. Ich irre durch die Gänge der Normalität und habe das Halluzinieren verlernt. Endlich aber ist der Kurs klar, und das Geräusch der Wellen an den Felsen verklingt. Der Nebel lichtet sich, und vor mir erstreckt sich das Meer. Ein endloser Chor von Wellen, Melodien, Refrains und Codas, auf- und abschwellend, erinnern mich an die aufgetragene Pflicht und die vergeudeten Momente. Mag der Zeitpunkt gekommen sein, all das zu sammeln und etwas daraus zu machen, oder nicht. Es gibt keine Garantien. Nur das deutliche Geräusch der Wellen am hölzernen Rumpf des Schiffes, das treu auf das Ziel zusteuert, wo die Fracht übergeben wird. Ich stehe jetzt an Deck, halte das Steuer, Wind in den paar Haaren, die ich noch habe. Mein Hut ist fort, weggepustet vom selben Wind, der mich antreibt. Es gilt, das Herz der Musik zu bewahren, zu überbringen, anzulanden und auszuladen. Das ist mein Leben, mein Traum, mein Augenblick im Wind. Entzieht euch mir, wenn ihr wollt, Songs. Zieht meinethalben dahin. Bald laufen wir ein in den sicheren Hafen.
62. Kapitel
62. Kapitel
E s ist 9 Uhr 43 Westküstenzeit. Genau um zehn werde ich den Button »Sofort kaufen« drücken.
Meine neueste große Liebe ist ein 1961er Lincoln Continental mit ungefähr fünfzigtausend Meilen auf dem Buckel. Sehr guter Originalzustand, aufgemotzt mit ein paar Extras und nicht das, worauf ich normalerweise fliege, aber dieses Auto ist mir echt ins Auge gestochen. Ich war auf der Suche nach einem Ford-Fabrikat als Ersatz für den Eldorado in der Videoserie. Ein Grund dafür ist der Schaden, den ich an jenem Tag auf der I-5 mit der kleinen Nina an dem Eldorado anrichtete.
Der wirkliche Grund ist ein anderer: Für dasselbe Geld, das es kosten würde, den Motor im Eldorado zu reparieren, kann ich ein anderes Ford-Produkt kaufen. (Natürlich werde ich den Eldorado trotzdem reparieren lassen, das Geld ist also kein triftiges Argument.) »Warum ist das so wichtig?«, werdet ihr fragen. Es ist mir wichtig, weil ich Bill Ford, den Vorsitzenden der Ford Motor Company, auf eine Spazierfahrt mitnehmen und ihm einen Eindruck von Pono geben werde. Ich mag Bill wegen seiner Zukunftsausrichtung. Nicht viele Menschen würden es für möglich halten, was für ein Visionär er ist, schließlich leitet er einen der ältesten Autohersteller der Welt. In seiner Zeit hier auf Erden denkt er viel und gründlich über die Zukunft nach. Er versucht zu verstehen, wie die Verkehrslage in zwanzig Jahren aussehen wird, wie die Autos sein werden, was die Menschen für Transportmittel brauchen werden. Er und Jim Farley, Fords Marketingchef, haben viel verändert.
Die Fords von heute unterscheiden sich sehr von den früheren Modellen. Das Unternehmen hat das Innenleben und die Eigenschaften der Autos differenzierter ausgestaltet, gleichzeitig haben von den Spitzenmodellen bis zum Kleinwagen alle dasselbe Äußere mit nur kleinen Veränderungen. Das ist wirklich revolutionär. Die Qualität wurde im Innern verbessert. Der Fahrer erlebt sie im Auto. Darin liegt heute der große Unterschied. Dadurch kann viel Geld gespart und in das Innere der Autos gesteckt werden, dorthin, wo die Menschen sitzen. Ich möchte daher, dass er Pono in einem seiner eigenen Fords hört. Kein Auto der Welt hat je so gut geklungen, und ich glaube, das wird er hören. Weil ich bin, wer ich bin, habe ich mich für einen 1961er
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