Ein Hippie-Traum
Nachbar und Freund Greg McManus die ganze Zeit auf seinem Surfbrett bei mir.
Ich hatte ja schon erzählt, dass Greg und seine Frau den Napa Valley Wine Train betreiben, und diesen Weinzug repariert er selbstund vollbringt überhaupt viele technische Wunder. Greg hat sein technisches Genie schon häufig unter Beweis gestellt, vor allem als er eine Vorrichtung mit Kabeln und Rollen erfand und baute, die an einem Baum am Ufer und an einem großen Lavafelsen im Wasser befestigt wurde und die es erlaubte, Ben Young ins Meer zu befördern. Den Anstoß zu der Erfindung gab, dass es offenkundig gefährlich und bedenklich war, Ben über das Lavagestein hinweg ins Wasser zu schaffen. Dank dieser neuen Vorrichtung konnten wir Ben Young in eine große Schlinge setzen, die mit Rollen an einem Kabel hing, und ihn an dem Kabel gleiten lassen, bis er ins Wasser platschte und in die wartenden Arme seiner beiden treuen Helfer Dustin Cline und Marian Zemla. Natürlich lachte Ben Young sich die ganze Zeit kringelig und genoss die Erfahrung des Wassers in vollen Zügen. (Seit Ben seine Magensonde gelegt bekommen hat, haben wir so etwas nicht mehr gemacht, aber ich bin mir nicht sicher, dass wir das wirklich bleiben lassen müssen. Wir machen uns langsam mit der Sonde vertraut, und sie ist durchaus stabil. Sie verlangt allerdings eine gewisse Eingewöhnungszeit. Ben sollte sein Meeresvergnügen weiter haben können, und ich sehe keinen Grund, damit aufzuhören, solange es sicher ist.)
Ben wird zwar nie mit mir paddelsurfen können, aber Zugucken wird ihm Spaß machen, das weiß ich. Das ist eine seiner großen Begabungen, dass er uns zugucken und dadurch teilhaben kann an dem, was wir machen. Er freut sich an unserer Freude. Darin ist er ein Meister geworden. Das Leben ist kurz und sollte so intensiv wie möglich gelebt werden. Wir werden alles tun, was wir können, um Ben Young wieder mit ins Meer zu nehmen.
64. Kapitel
64. Kapitel
G erade rolle ich einen zweispurigen kalifornischen Highway entlang und höre Hell on Heels von den Pistol Annies auf Rhapsody. Die alten Felder und die neuen Fabrikfarmen fliegen vorbei, die Straße ist voller Autos, deren Typ ich nicht kenne, und junge Leute am Steuer unterhalten sich angeregt über Dinge, von denen ich bestenfalls schon mal gehört habe. Eine lange Steigung kommt in Sicht. Mein Stromgenerator ist aus, und ich fahre geräuschlos mit ungefähr fünfundvierzig Meilen dahin. Bilder der Zukunft und der Vergangenheit konkurrieren um meine von Kaffee beflügelte Aufmerksamkeit, und die Sonne gewinnt eine gewisse wärmende Kraft. Meine Scheiben sind nicht so sauber wie beim Antritt der Fahrt, ich muss also bald etwas unternehmen. Ich mag es gern, zu schauen und zu hören. Die Musik ist wirklich gut! Ich stelle sie lauter. Die Qualität des Streaming ist erbärmlich, und ich werde mir so bald wie möglich das Album von Pono runterladen, damit ich hören kann, was die Sängerinnen hörten, aber die Songs gefallen mir sehr. Endlich mal was, das mich beschwingt! Diese Mädels sind echt gut drauf! Toll, wie sie die Dinge beim Namen nennen.
»Trailer for Rent« beginnt. Ich bemühe mich, den Text mitzukriegen, und nehme mir vor, ihn bei nächster Gelegenheit zu googeln. Was ich verstehen kann, ist wirklich gut, und die Harmonien sind schlicht großartig. Es geht darum, wie man in jungen Jahren mit dem Leben kämpft, dies ausprobiert, das verwirft und mehr haben will. Wie gern ich diese Energie höre! Ich erkenne sieaus meiner eigenen Jugend wieder, und sie gibt mir Vertrauen ins Leben und berührt mich. Einmal geweckt, können Gefühle mich überall hinbefördern. Mal fröhlich, mal traurig wird die Vergangenheit neu durchlebt.
Ich nehme die beginnende Steigung daran wahr, dass der Generator anspringt; die Geschwindigkeit bleibt auf fünfundvierzig Meilen. Ich bin in meinem Element, wenn ich so auf einer Nebenstraße an den kleinen Städten vorbeifahre und dabei an die Highways zurückdenke, auf denen uns mein Daddy jeden Herbst durch Georgia südwärts nach Florida fuhr. Die Straße hier ist genauso alt, doch sie wird heute wenig genutzt. Der ganze Verkehr rollt über die Interstate zwei Meilen weiter, ungefähr parallel dazu. Diese zweispurige Straße mit dem abgefahrenen gelben Mittelstrich ist irgendwie beruhigend, auch wenn ich den rauen Fahrbahnbelag früher besser verkraftet habe. Ich lasse das Fenster herunter und fühle die Luft hereinströmen, rieche das Gras auf den vorbeifliegenden
Weitere Kostenlose Bücher