Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Hippie-Traum

Ein Hippie-Traum

Titel: Ein Hippie-Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Young
Vom Netzwerk:
Tischlermeister/Künstler/Designer bekannt, Roger Somers, der den Job übernahm und die Sache in Sausalito, direkt an der San Francisco Bay, anging. So einen Typen wie Roger konnte auch nur Mazzeo auftreiben. Mit der Hilfe eines Mechanikers namens Bart Ehman zimmerte er ein Wohnmobil, wie es die Welt noch nicht gesehen hatte. Der Umbau dauerte anderthalb Jahre und wurde in einer Bootswerft gemacht.
    Niemand, der ihn in echt sah, sollte ihn je vergessen. Es war ganz einfach der verrückteste Bus, den es je gab. In jeder Hinsicht so überspannt, dass er eigentlich ins Smithsonian Museum gehört hätte: Seht her, das wäre rausgekommen, wenn Ken Kesey ein sexsüchtiger Millionär gewesen wäre.
    Roger Somers nannte den Bus Emily Flowers. Alles an der Innenausstattung war irgendwie phallisch oder sexuell. Jedes einzelne Detail spiegelte auf subtile oder weniger subtile Art einen hoch entwickelten Sinn für die Freuden des Geschlechtlichen wider. Dieser Aspekt von Rogers Arbeit war mir nicht bewusst gewesen. Es war mir nie in den Sinn gekommen, dass der Bus für jemand anderen als mich selbst hergerichtet werden könnte! Da ich selbst in sexueller Hinsicht ziemlich schüchtern war, fühlte ich mich sehr unwohl in dem Bus, bis ich viele dieser Details zu verändern und ihn allgemein zu entschärfen begann. Ich brauchte Jahre, um so weit zu kommen. Das sollte mir eine Lehre sein.
    Von außen gefiel mir der Bus gut, bis auf ein Motiv, das mich an die Medusa aus der griechischen Mythologie erinnerte – diese Frau mit den Schlangen auf dem Kopf, ihr wisst schon. Ich veränderte es mehrmals, bis schließlich ein Kuhschädel auf einem Hintergrund aus Redwood-Rinde daraus wurde. Nachdem ich jahrelang an dem Bus weitergebastelt und ihn vereinfacht hatte, fühlte ich mich darin schließlich sehr wohl (auch wenn er mit seinen Holzflügeln und den Autodächern obendrauf immer noch ziemlich abgedreht aussah, wie ein riesiger Woodie). Wir tauften ihn in Pocahontas um und tourten jahrelang damit durchs Land.
    Der Platz auf dem Beifahrersitz gehörte Zeke Young und später Ben Young, die dort zusammen mit mir Meilen fraßen und beide einen Riesenspaß hatten. Ich liebte es, mit meinen Jungs in dem Bus zu fahren, und sie liebten es, mit mir on the road zu sein. Die Fahrer kamen und gingen. David Cline, Jim Russell, Paul Williamson, Dave McLeod und schließlich Joe McKenna, der vonallen am längsten dabei war. Stärkere Motoren, bessere Bremsen, eine neue Klimaanlage und bessere Generatoren – wir rüsteten ihn ständig weiter auf, Tour für Tour, Show für Show. Allein über die Zeit in diesem Bus könnte ich ein ganzes Buch schreiben. Von der Dusche aus konnte man durch eine Luke aufs Dach klettern, um sich dort abzutrocknen oder auf dem wunderbaren Teakholzdeck in der Sonne zu faulenzen. Die Küche war voll ausgestattet, sodass wir uns unterwegs kochen konnten, was das Herz begehrte. Er hatte superbequeme Betten, eins davon unterhalb des Bodens in einer Gepäcknische. Man gelangte durch eine Luke hinein. Zeke schlief unheimlich gern dort und guckte immer durch die Bullaugen vorn und hinten. Der große Bus war mit Blei isoliert und so leise, dass es schon unheimlich war. Pocahontas war so schwer, dass sie den Spitznamen Bleikutsche bekam.
    Eines Tages, ich war gerade im Eisenbahnschuppen, klingelte das Telefon. Es war Joe McKenna. »O Gott, Neil, der Bus!«, schrie er. »Er ist abgebrannt! Ich konnte ihn einfach nicht löschen. Es tut mir so leid, Mann! Er ist tot.« Joe war mit dem Bus gerade auf dem Weg in die Nähe von Pittsburgh, um dort einen Teil der üblichen Wartungsarbeiten erledigen zu lassen. Er rief von der Pennsylvania Turnpike aus an, wo dieser große Bus von seinem Schicksal ereilt wurde. Wäre das nicht passiert, würde ich ihn wahrscheinlich immer noch fahren. Die 12-Volt-Elektrik hatte irgendwie Feuer gefangen und ließ sich nicht mehr löschen. Ich tröstete Joe. »Ist nicht schlimm. Es ist nur eine Sache.« Es war eine gute Zeit mit ihr. Mehr ließ sich dazu nicht mehr sagen, außer ich schreibe noch ein Buch nur über diesen Bus.
    Wir holten Pocahontas’ Überreste auf die Ranch und begruben sie in einem etwas erhöht gelegenen Eukalyptushain. Wir begannen sofort mit dem Ausbau eines anderen Busses und konnten das eine oder andere gerettete Teil von Pocahontas’ Innenausstattung wiederverwenden. Aber die skurrilen Holzflügel waren ein für alle Mal weg. Statt der alten Studebaker- und Hudson-Dächer saßen jetzt

Weitere Kostenlose Bücher