Ein Hippie-Traum
Stephen von mir grüßen, wenn er von ihm hörte, und fuhr zurück nach Toronto. Richie hörte kurz darauf tatsächlich von Steve und ging ebenfalls nach LA , um bei seiner Band einzusteigen. Als ich wieder in Toronto war, verkaufte ich die Gretsch und holte mir stattdessen eine zwölfsaitige akustische Gitarre. Auf dem weißen Koffer der Gretsch hatten alle unterschrieben, mit denen ich damals zu tun hatte, auch Stephen, und ich bereue es, dass ich ihn verkauft habe. Ich war pleite und wusste nicht, was ich sonst tun sollte. Ich wollte es im Village (Yorkville) noch einmal mit meinem Akustik-Solo probieren. Irgendwo dort dürfte die Gretsch samt dem signierten Koffer jetzt sein. Ich hatte sie an einen Musikladen auf der Yonge Street verkauft, und von all meinen Sachen, die irgendwo in der Welt verstreut sind, hätte ich diese eine gern zurück. Es war meine erste Gretsch, die gleiche wie die von Randy Bachman, aber sie war weg, und so nahm ich mir meine akustische Zwölfsaitige, spielte damit ein paar Gigs und bekam ein paar schlechte Kritiken. Die erste tat meine Songs als klischeebeladen ab. Was sie wahrscheinlich auch waren. Aber was ist denn so schlimm an Klischees? Ich selbst fand mich ziemlich gut. Ich hatte ein Arrangement von »Oh Lonesome Me«, das mir echt gefiel, aber die Leute lachten darüber und hielten es für eine Parodie oder so was. Ich habe es auf After the Gold Rush verwendet, da hat es funktioniert.
Ich fuhr einmal runter nach Detroit zum Chessmate Club und versuchte, dort einen Job klarzumachen, aber es wurde nichts daraus. Allerdings kritzelte ich gegenüber im White Castle einen Song namens »The Old Laughing Lady« auf eine Serviette. Ich wohnte in Detroit bei Joni Mitchell und ihrem Mann Chuck. Als sie irgendwann abreisten, schlief ich eine Nacht bei irgendeinem Mädchen im Souterrain, sehr zum Erstaunen ihrer Eltern, und machte mich dann morgens mitten in einem Schneesturm wieder auf den Weg nach Toronto. Es war kalt und ich hatte keine warmen Sachen dabei. Das war eine lange Reise.
E s war hart in Toronto, und dann stieg ich bei den Mynah Birds ein. Ken machte sich in dieser Zeit tatsächlich auf nach LA und spielte eine Woche mit Stephen und Richie zusammen, auch wenn ich das damals noch nicht wusste. Es war nicht sein Ding, deshalb kam er wieder zurück und spielte mit seiner alten Band, 3’s a Crowd. Er schlug sich damals wesentlich besser als ich.
In Toronto lernte ich Bruce Palmer kennen. Ich glaube, bei unserer ersten Begegnung hockte er zusammen mit ein paar Folkies in David Reas Wohnung im Village herum. Dort rauchte ich zum ersten Mal Gras. Ich wurde high und mochte es sofort. Die Musik klang wie Gott. Wir spielten alle. David war ein hervorragender Akustikgitarrist und begleitete verschiedene Folk-Gruppen wie Ian & Sylvia oder das Allen-Ward Trio. Bruce saß einfach nur bei uns, und wir freundeten uns schnell an.
Er meinte, ich sollte mal vorbeikommen und mir die Mynah Birds ansehen, die gerade ihren Leadgitarristen verloren hatten. Ich ging hin und spielte meine Akustikgitarre mit einem Tonabnehmer. Das veränderte einiges. Ich hatte großen Spaß daran, wieder Rock ’n’ Roll zu spielen, und die Mynah Birds waren sich einig, dass ich dabei war. Der Geldgeber der Band, John Craig Eaton, stockte unser Equipment auf, unter anderem gab es eine elektrische Rickenbacker für mich. Ich vermisste zwar meine Gretsch, aber wir hatten viele Auftritte. Ricky James Matthews, wie er damals genannt wurde, war unser Leadsänger, und er war als Black Mick Jagger bekannt. Er sang sich den Teufel aus dem Leib. Während ich mit Rick in einem Kellerapartment auf der Isabella nahe dem Yorkville Village wohnte, kam ich auch mit anderen Drogen in Berührung. Ich versuchte Amphetamine und rauchte etwas Haschisch. Im Rückblick hätte ich noch viel mehr ausprobieren können. Zum Glück habe ich mit härteren Sachen keine allzu weitreichenden Erfahrungen gemacht.
Diese Band rockte wirklich, und wir spielten irgendwann auch ein paar Stücke, die Rick und ich zusammen geschrieben hatten, wie »It’s My Time«. Am Anfang coverten wir aber meist die Stones. Ich war so auf Pillen, dass ich einmal bei einem Highschool-Gig irgendwo in Toronto einfach von der Bühne sprang und dabei mein Kabel rausriss. Aber wir machten uns und ergatterten schließlich einen Plattenvertrag bei Motown.
Das war Anfang 1966, und wir fuhren runter nach Detroit und wohnten in einem großen Hotel, dem Pontchartrain.
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