Ein Hippie-Traum
ihr Vorhaben. Es klappte nicht. Sie mochten vielleicht genial gewesen sein, aber nicht in dieser Sache und mit mir.
Ich habe viele Fehler gemacht, und das war ein Riesenfehler – bloß weil man sich wünscht, irgendetwas wäre so und so, ist es noch lange nicht so. Was, wenn es funktioniert hätte? Der Planet wäre ohne die Ölkriege sicherer und ohne die Luftverschmutzung sauberer, aber es funktionierte nicht. Zumindest noch nicht. Aber ich vertraue auf den Geist der Menschheit, auf ihre Innovationskraft, Kreativität und Entschlossenheit. Irgendjemand oder irgendeine Gruppe wird sich eines Tages etwas einfallen lassen.
Das LincVolt-Projekt ist bis heute mein am längsten laufendes, und es ist immer noch nicht abgeschlossen. Am Anfang fing ich zusammen mit Larry Johnson an, einen Film über ein paar ganz normale Typen zu drehen, die ohne jegliche Erfahrung versuchen, den American Dream mit einer neuen Energie zu beleben. Wir legten einfach los, tauschten mehrfach das Team aus und machten weiter. Als Larry, mein Mitverschworener, Partner und Freund, im Jahr 2010 dann plötzlich starb und in jenem spektakulären Brand auch noch der Wagen fast vollständig zerstört wurde, schien alles verloren.
Gott sei Dank wurde LincVolt nicht völlig zerstört. Wir bauten ihn wieder auf, unter anderem mit den hinteren Seitenwänden und dem Verdeck von Miss Pegi, einem 1958er Lincoln Continental, den mir Pegi zum Ausschlachten zum Geburtstag geschenkt hatte. Versteht ihr, warum ich sie so liebe? Das ist Teil des Lebens. Im Film wird jetzt zu sehen sein, wie ich die Sache zusammen mit Larrys Sohn Benny zu Ende bringe. Aber Larry übertrifft alles. Sein Geist wird weiterleben in seinen Filmen und in den Menschen, die er berührt hat, genau wie in seinen Kindern, die jetzt mit derselben unerschöpflichen Energie, dem Optimismus, dem Macher-Geist und ihren hellen Köpfen an meiner Seite arbeiten. Wir werden unseren LincVolt-Film vollenden, und unser Wagen wird durch dieses Land fahren, Larrys Geist darin neben mir. Das war der Traum, und er wird lebendig werden.
Der LincVolt wird sauber, stark und sexy sein. Es muss geschehen und es wird geschehen. Ich habe mich vier Jahre lang mit alternativen Kraftstoffen beschäftigt und dabei viel gelernt. Wenn der Wagen wieder über die Straßen rollt, wird der Generator des LincVolt den Strom aus Biomasse erzeugen. Seht euch den ganzen Müll hier in unserem Land an. Wir produzieren den meisten Abfall auf der Welt. Biomasse ist überall. Nach Aussagen der Abteilung für Energiestudien im Argonne National Laboratory der University of Chicago hat Zellulose-Ethanol im Vergleich zu raffiniertem Benzin den Vorteil, dass 85% weniger Treibhausgase entstehen. Wir müssen uns anders fortbewegen. So viel steht fest. In letzter Zeit mal auf das Wetter geachtet?
Ich fahre bald nach São Paulo in Brasilien und halte eine Rede auf dem SWU -Festival. Es ist ein Umwelt-Festival, SWU steht für Starts With You. Ich hoffe, ich mache das gut. Es macht mich tatsächlich nervöser, als vor Tausenden von Leuten meine Songs zu spielen. Ich nutze jetzt etwas von meinem Ruhm, um was zu bewegen. Wozu soll er sonst gut sein? Ich habe mich nie als Aktivisten betrachtet. Ich will nur eine Stimme haben. Nennt mich, wie ihr wollt. Rockstar? Ich habe eigentlich nie in der Öffentlichkeit geredet, nur dieses eine Mal in Las Vegas, als wir den LincVolt bei einer Veranstaltung der SEMA (Special Equipment Market Association) vorgeführt haben – eine Woche, bevor das Feuer ihn praktisch zerstört hat.
Ich fliege also wie gesagt nach São Paulo und versuche die jungen Leute zu motivieren, dass sie sich Gedanken machen, was sie in ihrem täglichen Leben für die Gesundheit des Planeten tun können. Wenn ich im Moment irgendwas Sinnvolles tun kann, dann wohl das. Ich hoffe es. Ich will meine Sache gut machen und hoffe, dass ich mit meiner Rede etwas Konstruktives und Handfestes beitragen kann. Das ist völliges Neuland für mich. Ich muss mich vorbereiten. Ich kann nicht einfach da runterfliegen und eine halbe Stunde lang irgendwas erzählen. Ich kann nicht nur über den Wagen reden. Nein, ich muss tiefer gehen. Ins Bewusstsein, in den inneren Raum, aus dem die Kraft kommt, etwas anzupacken, wovon man bisher nur geträumt hat. Junge Leute sind Eins-a-Kandidaten für so was. Sie sind von Grund auf offen. Nicht vergessen: Vorbereiten.
11. Kapitel
11. Kapitel
G estern Abend sah ich auf Kabel einen Film über Conan O’Brien,
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