Ein Hippie-Traum

zwei 1947er Buick-Fastback-Dächer auf dem neuen Bus, einem1993er Eagle, größer und an den Seiten mit viel Aluminium verkleidet. Er schnurrt zwar nicht ganz so leise dahin wie Pocahontas, hat dafür aber einen Speziallift und eine Schlafkammer für Ben Young, unseren spirituellen Anführer. Es gibt darin immer leichte Vibrationen, deren Ursprung ich mir nicht erklären kann. Es sind zwar keine guten Vibrationen, aber auch nicht unbedingt schlechte.
    Zweite Geschichte: Als wir am Ende dieser Tour in Pocahontas nach Los Angeles zurückfuhren, um dort im Forum zu spielen, war am Himmel jede Menge Rauch. Man sah ihn meilenweit. Es waren Waldbrände, die sich schnell ausbreiteten. Das Fernsehen berichtete darüber. Ich schaffte es bis ins Forum und gab meine Show mit Crazy Horse. Danach waren wir gut drauf, bis wir backstage kamen. Irgendwas war faul. Wie sich rausstellte, war während dieses Auftritts unser Haus in Malibu komplett abgebrannt. Es war nichts mehr davon übrig außer dem Kamin und einer Gipsmaske von meinem Gesicht, die irgendein Mädchen nach einer wilden Partynacht im Crazy Horse Saloon in Malibu gemacht hatte.
    Eine dritte Geschichte: Vor nicht allzu langer Zeit machte ich mir mit Pegi ein ruhiges Wochenende in Desert Hot Springs. Wir besuchten einen unserer Lieblingsorte, das Two Bunch Palms, eine Ferienanlage mit Thermalquelle, wunderbar zum Entspannen. Wir versuchen immer, die Al-Capone-Suite zu bekommen. Der berüchtigte Gangster hat dort vor langer Zeit einmal mit einem seiner berühmten Filmsternchen übernachtet. Überall hängen Bilder von ihr, und es gibt einen gesprungenen Spiegel mit einer Art Einschussloch darin. Die Zimmer haben tolle Vibes. Jedenfalls waren wir in dieser Anlage und bekamen ausnahmsweise einmal nicht die Capone-Suite. Früh am Morgen klingelte das Telefon. Am anderen Ende der Leitung war Ben Johnson, Larrys Sohn: »O mein Gott, Neil! Der Wagen! Der Wagen ist abgebrannt! Er ist hinüber! Der LincVolt ist hinüber!«
    Wir gingen ins Internet und sahen uns in den Frühnachrichten an, wie er niederbrannte. Der Wagen wurde zwar nicht extra erwähnt, aber ich sah die Rücklichter im Feuer schimmern. Es wurdenur berichtet, dass in Belmont ein Lagerhaus voller Besitztümer des Rockstars Neil Young in Flammen stand und ein Menge Tonbänder und Archivmaterial verbrannten. Wir nahmen die nächste Maschine nach Hause, um uns vor Ort selbst ein Bild zu machen.
    Ein oder zwei Tage darauf sah ich mir auf den Aufnahmen der 24-Stunden-Überwachungskamera an, wie der LincVolt den Flammen zum Opfer fiel. Es war niederschmetternd. Dreieinhalb Jahre Arbeit für die Katz, nur weil irgendwer aus dem Team den Stecker dringelassen und vergessen hatte, noch einmal zurückzugehen und ihn herauszuziehen. Der Wagen war noch nicht so weit, dass man ihn einfach zum Aufladen am Netz lassen konnte. Er befand sich noch in der Entwicklungsphase. Dieser Teil des Systems war noch nicht getestet. Bedienfehler. Ich machte mich sofort daran, den Wagen wieder aufzubauen (jetzt mit einem ganz neuen Augenmerk auf das Thema Feuerversicherung). Auch der Wiederaufbau wird gefilmt. Diesmal geht es vorwärts, mit neuen Leuten im Team. Es sind die besten der Welt.
    Aus drei Bränden zieht man so seine Schlüsse. Ich diese hier: Aller guten und schlechten Dinge sind drei, alles fällt irgendwann auf einen zurück und das war’s jetzt. Ich bin dankbar, dass sich The Great Spirit materielle Dinge ausgesucht hat, um ihre Exempel zu statuieren. Ich habe stets Ehrfurcht vor ihrer Macht.

10. Kapitel

10. Kapitel
    I ch litt zeitweilig unter einer Verblendung. Ich hielt mich für den Auserwählten. Irgendwie dachte ich, ich könnte etwas vollbringen, was noch nie zuvor jemand geschafft hat. Ich habe diesen Begriff, der Auserwählte, einmal irgendwo aufgeschrieben, und Pegi sagte mir, dass es falsch ist, so über mich zu denken. Sie hatte sicher recht. Es war ich-zentriert. Ich glaubte, alles würde sich um mich drehen. Falsch. Ich hielt mich für denjenigen, der die Energieprobleme der Welt lösen kann, wenn ich einfach nur unbeirrt weitermache und meinen Traum verfolge.
    Ich verbeiße mich manchmal so in ein Ziel, dass ich mich Unglaubliches tun sehe. Einmal hörte ich von Leuten, die Autos mit Wasser antrieben, und lernte ein paar sehr interessante Autoschrauber und Hinterzimmerwissenschaftler kennen, die einen gemeinsamen Traum und wenig Ahnung von Physik hatten. Ich fand diese Jungs genial und butterte eine Menge Geld in