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Ein Hippie-Traum

Ein Hippie-Traum

Titel: Ein Hippie-Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Young
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so sehr liebe wie das Musikmachen, dann etwas zu bauen. Häuser, Boote, Autos, Gebäude aller Art, Bedienungssysteme, Tonwiedergabeanlagen und Modelleisenbahnen – all das wurde während meiner Zeit auf diesem Planeten von mir oder von jemandem, den ich damit beauftragt habe, gebaut oder umgebaut. Warum fasziniert mich dieser Prozess, wenn Leute – Künstler, Designer, Ingenieure – irgendetwas bauen oder entwickeln? Es liegt wohl daran, dass ich zu Beginn eines Projekts noch nicht genau weiß, ob eine Idee funktioniert. Diese Kreativität ist faszinierend. Ich beobachte unheimlich gern, wie etwas entsteht, versuche lenkend einzugreifen und die Ziele und die Tragweite eines laufenden Projekts auszubauen. Manch einer hält das für die falsche Herangehensweise, aber in meinen Augen ist es der einzig wahre Weg zur Erkenntnis. Jeder Berührungspunkt bietet neue Möglichkeiten, etwas zu erkunden und zu entdecken. Man hat eine Aufgabe nie abgeschlossen. Sie erreicht nur irgendwann ein Stadium, in dem man sie eine Weile sich selbst überlassen kann.

    N eben der Ranch lag ein Grundstück namens Star Hill Academy. Es gehörte meinem Nachbarn Jimmy Wickett und war eine Art Kommune. Die waren damals in Kalifornien sehr populär. Als ich davon erfuhr, ging ich mal rüber und sah mir die Sache an. Da lernte ich Mazzeo kennen, der sich damals Sandy Castle nannte. Viele wohnten dort in provisorischen Behausungen, und eine der interessantesten war das Baumhaus von Ken Whiting. Mazzeo nahm mich einmal mit zu ihm. Hinein gelangte man durch eine völlig abgefahrene Art Gondel an einem Drahtseil, das zwischen dem Baum und einem Gebäude gespannt war. Letzteres hatten die Holzfäller zurückgelassen, nachdem sie von Star Hill aus den uralten Redwood-Bestand gefällt hatten. Kens Baum stand tief unten in einem Canyon, und das Gebäude oben auf dem Kamm. Das Drahtseil führte geradewegs zu Kens Baumhaus in über dreißig Metern Höhe auf dem riesigen Redwood. Der Canyon stand voller mächtiger Redwoods, und Ken hatte sein Haus in einem der größten.
    Ich ließ mich dazu überreden, in der Seilgondel hinauszufahren, wobei es eigentlich nur eine Metallplatte war, die unter einer Plastik-Seilrolle hing. Etwas zögerlich sprang ich darauf, und ab ging die Post. Ich war schon fast drüben, da blieb die Gondel plötzlich stehen und rollte wieder zurück in die Mitte des durchhängenden Drahtseils. Ich hing einfach in der Luft! Ken zog mich dann mit einem Sicherungsseil zum Baum. Die Metallplatte hatte noch kein Geländer, nur vier an den Ecken befestigte Seile, die oben an der Rolle zusammenkamen, an der die Gondel über das Drahtseil lief.
    Mir fiel auf, dass die Konstruktion ein paar Schwachstellen hatte.
    Es war wichtig, dass man genau in der Mitte der Metallplatte blieb und sich gut ausbalancierte. Unter lautem Jubel wurde ich von Ken zum Baumhaus hochgezogen, wobei sich die Gondel immer weiter neigte. Oben angekommen, wurde mir klar, dass ich der Erste war, der die Seilgondel außer Ken bisher benutzt hatte. Es dauerte eine Weile, bis ich den Mut für die Rückfahrt aufbrachte. Es war ein heikles Unterfangen, vom Baum auf die Gondel zu steigen und umgekehrt. Ken hatte ein schönes Mädchen oben bei sich,das den Baum hinaufgeklettert war, um in das Haus zu gelangen. Sie war wirklich beeindruckend. Ich glaube, sie hieß Sun Green und hat in Teilen die Figur Sun Green inspiriert, Heldin des Films und Albums Greendale, die ich Jahre später aufnahm. Vielleicht hat sich an dieser Stelle aber auch meine Fantasie verselbstständigt, und ich bilde mir das alles bloß ein. So was kann leicht passieren.
    A ls ich mein Haus in Topanga kaufte, lebte Billy Talbot bereits in der Nähe, auf dem Fernwood Pacific Drive, und sein Vermieter war der Musiker Michael Ochs, Bruder des großartigen Songwriters Phil Ochs. Billy wohnte in einem kleinen Haus etwas weiter die gegenüberliegende Kammseite hinauf. Für die Vormieter war es etwas zu klein geworden, und nun zog Billy mit seiner Frau Susan und Baby Chris dort ein.
    Sie stellten Chris’ Bettchen in einem kleinen Zimmer auf, vor eine Wand mit einem wirklich gruseligen Bild daran – so gruselig, dass Billy es mit einer Holzvertäfelung überdeckte. Die Vormieter hatten es an die Wand gemalt und einfach so gelassen. Erst später erfuhr Billy, dass die Vormieter Charlie Manson und ein paar Mädchen gewesen waren.
    Nur kurze Zeit später besuchte ich einmal Dennis Wilson, den ich kennengelernt hatte, als

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