Ein Hippie-Traum
braucht man etwas, um an seinen inneren Kern zu gelangen. Ich bin so dankbar, dass ich Crazy Horse noch habe, toi toi toi. Sie sind mein Fenster zu jener kosmischen Welt, in der die Muse lebt und atmet. Mit ihnenfinde ich zu mir und kann mich in jenen besonderen Bereich meiner Seele begeben, in dem die Songs grasen wie Büffel. Die Herde ist noch da, und die Prärie ist endlos. Das Entscheidende ist nur, wie man dort hingelangt, und für mich führt der Weg über Crazy Horse. Durch sie komme ich an den Ort in meiner Seele, an dem die Musik lebt. Nicht durch Jugend, Zeit oder Alter. Ich träume davon, in langen Improvisationen wie ein Kondor über der Herde zu kreisen. Ich träume vom wechselnden Wind, der mit meinen Federn spielt, während um mich herum meine Brüder und Schwestern leise ihre Geschichten erzählen und ihren Geist mit dem Himmel teilen. Sie sind mein Leben. Wie viele Menschen gibt es, die damit ihr Geld verdienen können? Wohl nicht viele, deshalb akzeptiere ich die außergewöhnliche Natur dessen, womit ich gesegnet und geschlagen bin, meiner Talente und Botschaften, meiner Kinder in ihrer Einzigartigkeit und meiner endlos schönen Frau, die immer wieder neu erstrahlt. Sehe ich das zu kosmisch? Nein, mein Freund, ich glaube nicht. Zweifle nicht an meiner Ernsthaftigkeit, denn nur sie hat uns jetzt zueinandergeführt.
19. Kapitel
19. Kapitel
Hawaii 2011
W ährend ich dieses Buch schreibe, kommt es mir vor, als wollte so viel aus mir heraussprudeln, dass es gar kein Ende mehr nimmt, wohingegen Songs im Moment weit und breit nicht in Sicht sind. Da ich vorher noch nie ein Buch geschrieben habe und mein Vater, der Schriftsteller war und mir das Schreiben vor Jahren beigebracht hat, nicht mehr lebt, bin ich ganz auf mich allein gestellt, aber mich tröstet die ewige Präsenz von ihm und seiner alten Underwood oben in der Dachkammer. Ich bin gleichzeitig hier unten und dort oben. Omemee war meine Stadt, dort stand unser Haus. Darin ist die Dachkammer. Ich wünsche mir, dass wir irgendwann einmal eine Weile an einem See oben in North Ontario leben. Dort habe ich immer meinen Bruder besucht. Aber jetzt ist nicht die richtige Zeit, um dort hinzugehen. Vielleicht kommt sie auch nie, und das ist in Ordnung, aber ich möchte es eines Tages machen, das ist mir wichtig. Es ist Teil des Kanadiers in mir. Ich fühle mich heute stärker als in früheren Zeiten, aber trotzdem weiß ich, dass es vielleicht nie geschehen wird, und ich akzeptiere, dass ich nicht alle meine Träume auf einmal verwirklichen kann. Dafür ist das Leben viel zu kurz.
Na jedenfalls, die Wortzählfunktion auf meinem Computer ist technische Zauberei. Man muss sich mal vorstellen, man würde wirklich Wort für Wort nachzählen. Mein Dad hätte das niegemacht, und mir würde das auch nie einfallen. Allmählich wird mir klar, dass ich den Rest meines Lebens gut als Schriftsteller verbringen und ein Buch nach dem anderen runterschreiben könnte, das dann jeweils, sagen wir, vierzehn Leute mit einem Kindle verschlingen würden. Durchaus denkbar. Aber ganz im Ernst, das ist ein tolles Leben. Kein Wunder, dass mein Dad es so gemacht hat. Keine Live-Auftritte mehr, die ich unheimlich gern mache, solange ich nicht muss. Schreiben könnte genau das Richtige für mich sein, um ein ruhigeres Leben mit weniger Druck und mehr Zeit für meine Familie und Freunde zu führen – und fürs Paddelsurfen!
Das klingt wohl nach dem Ende von etwas, aber ich betrachte es als Anfang. Ich habe sogar schon überlegt, ob ich ein zweites Buch mit dem Titel Autos und Hunde anfangen soll, denn es gäbe noch so viel mehr zu sagen, als ich in einem Buch unterbringen kann. Ich habe da ein riesiges Gebiet zu durchstreifen, und es macht mir großen Spaß. Vielleicht wäre es ein Störfaktor, zwei Bücher auf einmal zu veröffentlichen, eins als gebundenes Buch und eins als E-Book, beides Lebenserinnerungen, denn die technische Revolution hat die Buchindustrie ziemlich umgekrempelt. Störfaktoren sind gut, wenn es um Technologie geht. Egal, wie viele Bücher ich schreibe, irgendwann werde ich Romane schreiben. In diese Richtung will ich.
A ls ich mir den Zeh verletzt habe, war ich erstaunt. Es tat gar nicht sehr weh, als der erste Schreck überwunden war. Aber am nächsten Tag hatte ich höllische Schmerzen. Ich habe ein Foto gemacht und es meinem Arzt Dr. Rock Positano in Manhattan geschickt. »Der ist gebrochen«, schrieb er mir per E-Mail. Das war seine Diagnose.
Pegi
Weitere Kostenlose Bücher