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Ein Hippie-Traum

Ein Hippie-Traum

Titel: Ein Hippie-Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Young
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Schlauchboot der WN Ragland.

29. Kapitel

29. Kapitel
    D ie Brandung schlägt wieder ans Ufer. Fünf Tage lang blieb es hier in Hawaii ruhig, und jetzt hat sich die erste Welle am Deich gebrochen, ein leichtes Zittern geht durch den Boden. Der Rhythmus des Ozeans ist ein großes Geschenk, und an keinem anderen Ort kann man ihn schöner erleben als hier. Ich kann mir nicht vorstellen, im Laufe meines Lebens einen Ort am Meer zu finden, der noch cool und kosmischer ist als dieser, und bin deshalb gerade auf ewig dankbar.
    Damals, Mitte der Siebziger, lebte ich auf einem Hausboot in Coconut Grove, Florida, das einer Frau namens Heather gehörte. Stephen und ich spielten das Album Long May You Run der Stills-Nash-Band in den Criteria Recording Studios ein, und es war eine ziemliche Strecke vom Studio in Fort Lauderdale jeden Abend zurück nach Grove – ich war auf dem Weg nach Hause meistens ziemlich high. Ich hatte einen 57er Jensen 541, mit dem ich regelmäßig hin und her fuhr.
    Heathers Hausboot lag ein ganzes Stück draußen am Ende der Docks. Dort wartete sie jeden Abend nach dem Studio auf mich. Sie war sehr nett zu mir, und ich freute mich jeden Tag, sie wiederzusehen. Wir taten uns gut, und rundherum war das Wasser und schaukelte angenehm das Boot, während sich die Morgendämmerung über der Bucht erhob.
    Coconut Grove macht süchtig, und ich kam jahrelang immer malwieder dorthin zurück. Ich hatte in einem der Hotels eine Suite, dem Rangoon. Im Hotel gingen damals eine Menge Zocker ein und aus, darunter auch Fred Neil, der großartige Sänger und Songwriter, der »Everybody’s Talking« geschrieben hatte. Der Song wurde schließlich zum Markenzeichen des Films Midnight Cowboy. (Es ist pure Ironie, dass ein so schöpferischer und einflussreicher Musiker wie Fred Neil mit einem Filmsong bekannt wurde, und nicht, weil er eine ganze Generation von Musikern beeinflusst hat, darunter auch Stephen Stills; aber so läuft das nun mal.)
    Die Zocker schienen sich jedes Mal zu amüsieren, wenn ich kam oder wieder abfuhr, als wäre ich irgendein unbedarfter Pimpf. Ich fühlte mich aber gar nicht unbedarft. Schließlich kaufte ich mir in Fort Lauderdale selbst ein Boot und brachte es nach Grove. Es war eine alte Trumpy Yacht, die ich auf den Namen The Evening Coconut taufte. Ich unternahm damit die eine oder andere Tour und war bekannt dafür, das Schiff bei der Rückkehr an die Hafenmole krachen zu lassen. Jedes Mal fiel kurz vorm Anlegen die Maschine aus. Ich hatte eine Menge Spaß mit der Coconut und lernte in Grove einen Typ namens Andre Prest kennen.
    Ich gab ihm den Auftrag, ein Segelboot für mich zu finden, das ich kaufen und damit um die Welt segeln wollte. Das schien nicht so schwierig zu sein, und bald wurden wir auch fündig, auf einer Insel namens Bequia, die zum kleinen Inselstaat »St. Vincent und die Grenadinen« gehört. Wir flogen also da runter und sahen uns das Schiff an. Es war ein riesiger Baltic Trader, das Deck hatte eine Überholung nötig. Als ich den Zweimaster zum ersten Mal sah, lag er in einer Bucht und sah aus wie ein Traum. Wir mussten mit einem Skiff übersetzen, um an Bord zu gehen. Auf dem Weg dorthin sahen wir eine Menge Haie im Wasser. Ich war sehr glücklich, vom Skiff auf die Lilli umzusteigen – so tauften wir sie dann.
    Nach dem Kauf segelten wir nach Grenada und ließen das Deck überholen; Kapitän Andre Prest hatte das Kommando. Der gute Kapitän hatte einen Ersten Maat namens Roger Katz angeheuert. Es stellte sich heraus, dass Andre keinen blassen Schimmer hatte, wases hieß, Kapitän zu sein, oder wie man ein Schiff segelt. So dauerte es nicht lange, bis Roger Katz der De-facto-Kapitän war. Irgendwie schafften wir es mit dem Boot nach Saint Thomas und liefen völlig seekrank ein. Wir lagen am Kai, der Diesel tuckerte, und wir kotzten den halben Yachthafen voll.
    Ich flog für einige Aufnahmen zurück auf die Ranch, und die anderen segelten die Lilli nach Fort Lauderdale, wo Kapitän Katz nun offiziell das Kommando übernahm und die Umbauarbeiten überwachte. Wir tauften das Schiff auch noch einmal um, diesmal in WN Ragland, zu Ehren meines Großvaters Bill Ragland, der von South Carolina, den Südstaaten, aus gen Norden nach Winnipeg gezogen war und dort eine Familie gegründet hatte, aus der meine Mutter Rassy und ihre beiden Schwestern Snooky und Toots hervorgingen. Es war ein gutes Gefühl, das Boot nach ihm zu benennen. Wir brachten es nach Rogers Marina in Fort

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