Ein Hippie-Traum
inzwischen völlig verschwunden ist. Vielleicht haben sie mich mitgenommen, weil ich wie »einer von ihnen« aussah; ich glaube nicht, dass ich den Daumen rausgehalten habe.
Wir fuhren zum Topanga-Center, und ich kann mich noch erinnern, dass wir uns sympathisch waren, denn sie nahmen mich mit zu ihnen. Einer von ihnen hieß David Briggs. David nahm mich mit zu ihrem Haus, und siehe da, es war die Old Topanga Ranch, wo Stephen und ich gewohnt hatten und verhaftet worden waren! Inzwischen lebte David mit seiner Frau Shannon dort. Briggs und ich wurden dicke Freunde, und ich bekam schnell mit, dass er Musikproduzent war. Er hatte zuletzt eine Comedy-Platte mit Murray Roman gemacht und produzierte jetzt ein paar der Typenvon Spirit, aber für eine neue Band. Es war wunderbar, mit ihm herumzuhängen, weil er ein umfangreiches und interessantes Vokabular hatte (das Wort Nomenklatur hatte ich vorher noch nie gehört). Wir kamen wirklich prima miteinander aus, und das war der Beginn einer tiefen Freundschaft, die viele Jahre hielt. Von den Platten, die wir zusammen machten, gar nicht zu reden.
Das Topanga-Center war ein Schmelztiegel von Hippies und Künstlern, ein kulturelles Zentrum der Kunst und Musik der Sechziger. Und in der Mitte des Zentrums stand die Canyon Country Kitchen, ein kleines Restaurant, in dem man von morgens bis abends essen konnte, das aber berühmt für sein Frühstück war. Dort traf ich, wie bereits berichtet, dessen Besitzerin Susan Acevedo, die wenig später meine Frau wurde.
Einmal war ich auf der Topanga Days, einer jährlich stattfindenden Messe. Auf dem Parkplatz stand ein Tieflader, und auf der Ladefläche standen Canned Heat und jammten; sie waren damals auf dem Höhepunkt ihrer Karriere. Ich sehe noch immer Jesse Ed Davis mit seiner Telecaster vor mir, so geschmeidig und abgefahren, ein erstaunlicher Gitarrist. Al Wilson hatte das Mikro fest im Griff. Die ganze Band war erstklassig, besser wurde sie nicht mehr. Der Bassist, Larry Taylor, war irre gut und produzierte einen gewaltigen Groove. Später spielte er mit Bob und war auch dabei ein Meister seines Fachs. Es war so was von cool. Eine großartige Band! Als nächster stand Taj Mahal da oben, spielte mit Jesse Ed Davis genau dort im Topanga-Center auf der Ladefläche des Lasters.
Überall wimmelte es von Menschen. Die lokalen Künstler stellten ihre Arbeiten aus. Kunsthandwerker verkauften ihre Produkte. Lance Sterling arbeitete mit Leder und war ein Freund von Susan, sie machte uns miteinander bekannt. Er fuhr mit seinem Zigeunerwagen durch die Gegend und stellte zusammen mit seinen jungen Helferinnen Ledersandalen und Lederbeutel her. Ich habe meinen noch immer. Seit damals begleitet er mich überallhin; ich glaube, Susan hat ihn mir geschenkt. Es war eine wunderschöne Zeit. Alles war gut. Ich war auf dem Sprung, eine Solokarriere zu starten, wassich schon länger abgezeichnet hatte. Mein Bedürfnis, ein Soloalbum zu machen, war einer der ausschlaggebenden Gründe für die Trennung von Buffalo Springfield gewesen; ich wollte einfach unabhängiger sein und mehr eigene Songs spielen. Ich hatte so viele davon.
Und jetzt hatte ich Briggs kennengelernt und plante mit ihm mein erstes Soloalbum.
In den Songs ging es um die Vergangenheit und die Zukunft, meistens Träume, nichts Konkretes; viele waren einfach als Grundlage für die nächste Platte gedacht, wie »We are here in the years«. Oder es waren persönliche Äußerungen und Sehnsüchte à la »I’ve Been Waiting for You«. Andere folgten einem Bewusstseinsstrom, zum Beispiel »The Last Trip to Tulsa«, und keiner speziellen Idee. Es waren schlicht Songs. Damals übte noch niemand Druck auf mich aus, um das, was ich bereits getan hatte, noch zu übertreffen. Das kam erst später. Jetzt war der Himmel die einzige Grenze. Ich hatte keinen blassen Schimmer, was noch alles auf mich zukommen sollte.
N och eine Anmerkung zu dieser Zeit.
Mein Manager Elliot Roberts war dabei, meine erste Solotournee und Auftritte in Cafés vorzubereiten; ich hatte ihn durch Joni Mitchell im Sunset Sound Studio kennengelernt. Joni kannte ich noch aus Kanada, und Elliot war jetzt ihr Manager. Er wollte auch Springfield managen und fing gerade damit an, als er uns zu einem Auftritt in San Diego begleitete. Wir sollten dort mit den Turtles und ein paar anderen Gruppen spielen. Die Turtles waren gerade auf dem Höhepunkt ihrer Karriere, und für uns war es eine extrem wichtige Show. Ich war krank, hatte
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