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Ein Hippie-Traum

Ein Hippie-Traum

Titel: Ein Hippie-Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Young
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Verbundenheit zwischen den Musikern und den Menschen dieser Kultur war eine ganz persönliche Sache: Nenn sie Hippies, Studenten, Blumenkinder, was immer du willst. Wir gehörten alle zusammen.
    Das Bild traf uns mit seiner Symbolkraft bis ins Mark. Wir hatten die Nachrichten im TV gesehen, aber dieses Bild ließ uns innehalten und nachdenken. Vor dem Internet war alles etwas anders, oder zumindest: vor den sozialen Netzwerken. Noch überwältigt von Fassungslosigkeit und Trauer nahm ich meine Gitarre auf, schlug ein paar Akkorde an und schrieb aus dem Stegreif »Ohio«; vier tot in Ohio. Am nächsten Tag gingen wir in LA ins Studio und nahmen den Song auf. Es dauerte keine Woche, bis er überall im Radio gespielt wurde. Für die damalige Zeit war das wirklich verdammt schnell. Alle Sender spielten »Ohio«. Es gab noch keine Zensur durch Programmchefs, die waren noch nicht erfunden; DJ s der UKW -Sender spielten, was sie wollten. UKW war der Underground. Die Regierung schlug nicht zurück, wenn man sie kritisierte. Wir waren in Amerika. Die Redefreiheit wurde in unserer Epoche sehr ernst genommen. Wir sprachen für unsere Generation. Wir sprachen für uns selbst. Es war glaubhaft. Die Regierung der USA hat sich bis heute nicht bei den Familien der vier entschuldigt, die in Ohio fielen.

    Das Kent-State-Massaker 1970.
    Die Band hat im Laufe der Jahre immer wieder zusammengefunden, wenn es um Politik ging, was mich freut. Es macht immer Spaß, den Gesang zu hören und die Liebe und den Respekt zu fühlen, und von beidem gab es eine Menge. CSNY gingen während des Irak-Kriegs auf Tournee und brachten die Songs meines jüngsten Albums, Living with War, auf die Bühne, sowie einen ganzen Teil älterer Stücke, die sich mit Politik und der amerikanischen Lebensart auseinandersetzen; da schienen unsere früheren Ziele noch mal auf. Aber die Dinge hatten sich geändert: Jetzt spalteten wir das Publikum in zwei Lager, anstatt es zusammenzubringen. Das waren die Zeichen der Zeit. Wir hatten gemeinsam eine Menge durchgemacht: den Sommer, die Liebe, die Hölle, Misstrauen und Schmerz. Wenn wir jetzt spielen, fühlt unser Publikum auch das – die Kerze flackert, die Sonne geht unter. Nebel zieht auf. Es ist wirklich unser aller gemeinsames Leben.
    Crosby war immer der Katalysator, voller Intensität, der uns weiter und weiter trieb. Ein Blick in diese Augen ließ mir einfach das Herz übergehen. Er glaubte felsenfest an das, was wir taten. Graham war der perfekte Profi, hatte seinen Part immer parat, feuerte uns an, wenn wir jammten, schrieb die Songs, die uns richtig bekannt machten. Stephen, mein Bruder, seelenvoll und innerlich zerrissen, kämpfte Tage und Nächte mit unsichtbaren Dämonen und schillernden Bestien und brachte eine Schärfe ein, die unverwechselbar war.
    Die Kombination und Bündelung dieser Energien – zusammen mit unserem Publikum! –, das waren CSNY für mich auf ihrem Höhepunkt.
    Aber dann kam der Ruhm, die Drogen, das Geld, Häuser, Autos, und Bewunderer; dann die Soloalben. Ich musste mich einfach losreißen. Es gab so viel, was aus mir rausdrängte, so viele Songs, so viele Ideen und Klänge im Kopf. Ich musste einfach. Die Band ging nicht auseinander; sie hörte einfach auf. Sie erneuerte sich nicht. Sie funktionierte einfach nicht mehr, als hätte sie einen Aussetzer oder Herzinfarkt oder irgendwas. Keiner kam mehr mit neuen Songs. Jeder machte sein eigenes Ding. Wir brauchten einen Grund, um zusammenzukommen, und eine Aufgabe hinter der Musik. Am Ende feierten wir nur noch uns selbst, und das funktionierte überhaupt nicht. Es fand keine Erneuerung statt. Wir hatten unser Goldenes Zeitalter, aber dann verloren wir den Weg aus den Augen. Groß oder gar nicht.
    I n der Zeit nach meiner Trennung von Carrie war Crosby ein wirklicher Freund. Er blieb in ständiger Verbindung mit mir, und wir hatten einige sehr tief gehende Gespräche darüber. Er warmir eine große Hilfe, einen besseren Freund hätte ich mir nicht wünschen können. Seitdem ist er durch die Hölle gegangen und wieder zurückgekommen und hat darüber mit seinem Freund Carl Gottlieb zwei Bücher geschrieben. Ich würde gern mal ein Buch lesen, das aus seiner alleinigen Feder stammt, denn er kann durchaus mit Sprache umgehen und sich sehr gut ausdrücken.
    Es war schrecklich, mit anzusehen, wie er in den Abwärtsstrudel geriet. Wir konnten nichts tun, um ihn aufzuhalten. Einmal kam er auf mein Schiff und brachte seine Pfeife mit, um

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