Ein Hippie-Traum
großartige Harmonien ein.
Aus irgendeinem Grund habe ich an diese Sessions eine sehr lebendige Erinnerung. Eines Tages, CSN hatten gerade »Teach YourChildren« eingespielt – perfekt gesungen, ohne mich –, saß ich im Kontrollraum, als Jerry Garcia hereinkam und einen Steel-Guitar-Part dazu spielte. Es war genau genommen eine normale Gitarre mit Slide, wenn ich mich recht erinnere. Er setzte sich einfach in den Kontrollraum unter die Lautsprecher, nahm die Gitarre auf den Schoß und spielte. Jedes Mal, wenn ich den Song höre, der einer der tollsten von CSNY ist, bin ich stolz, dass mein Name damit verbunden ist, obwohl ich keine einzige Note gespielt habe.
Während der Aufnahmen in San Francisco war ich in einem Motel namens Caravan Motor Inn abgestiegen, nur ein paar Meter die Straße hinunter. Ich war der Einzige dort und weiß nicht mehr genau, wo die anderen untergekommen waren. (Stephen wahrscheinlich an einem netteren Ort, er hat ein Händchen dafür. Nash hatte damals schon ein Haus dort, glaube ich, oder zog gerade in eines, das er später renovierte. Wo David untergekommen war, weiß ich nicht – er hatte eine Menge Freunde –, wahrscheinlich im Jefferson-Airplane-Haus.) Jedenfalls war ich im Caravan und hatte zwei Haustiere dort, Speedy und Harriet – zwei Galagos, kleine Primaten, die ich im Badezimmer hielt. Das war ziemlich durchgeknallt, aber ich war alleine und brauchte Gesellschaft. Sie machten viel Dreck, und ich musste jedes Mal sauber machen, wenn ich von einer Session nach Hause kam. Ich trug einen Lederhandschuh, denn wann immer ich sie einfing und in den Käfig steckte, bissen sie mich. Stellt euch mal vor, morgens um drei nach Hause zu kommen und den Dreck von zwei Buschbabys im Badezimmer wegmachen. Lebt so ein Star oder was? Ich war zu dieser Zeit nicht besonders gesellig, und mein Verhalten war, gelinde gesagt, ziemlich sonderbar.
Eines Tages im Jahr 1970 stattete ich mit Crosby dem Butano Canyon in der Nähe von Pescadero, Kalifornien, einen Besuch ab. Der Oberbeleuchter von CSNY , Steve Cohen, lebte in einem Haus ganz am Ende des Butano Canyon. Es war das letzte Gebäude dort, und von der Veranda des alten Redwood-Hauses sah man nichts anderes als den Canyon. Die meisten der Häuser in diesem Canyon waren einmal als Sommerresidenz gebaut worden, sie waren alt undkomplett aus Redwood und wurden durch riesige Kamine beheizt, deren Steine direkt aus dem nahe gelegenen Flüsschen stammten.
Es war ein umwerfender Ort. Gigantische Redwoods und das saubere Flüsschen sorgten für einen spektakulären Ausblick.
Crosby hatte mich eingeladen, ich sollte mir den Ort anschauen und etwas abhängen. Leo Mateka, unser Roadmanager, war auch da. Wie ich schon sagte, war es Leo, der mich ursprünglich auf das aufmerksam machte, was jetzt die Broken Arrow Ranch ist. Cros wollte wirklich, dass ich mich hier im Norden niederließ. Er selbst fand es hier großartig. Cros hatte mich auch zum Haus der Airplane mitgenommen. Dort traf ich Grace Slick; sie war wunderschön, sang fantastisch, war bis zur Hüfte nackt und haute mich völlig um. Das war unsere erste Begegnung. So etwas wie die San-Francisco-Szene hatte ich noch nie gesehen. Es war überwältigend. Ich weiß noch, wie Paul Kantner mich und Cros mit seinem Porsche aus der Stadt zum Flughafen fuhr; er wollte mir demonstrieren, dass man von Haight Ashbury nur noch 20 Minuten bis dorthin brauchte, jetzt, wo die Interstate 280 fertig war. Ich hätte mir fast in die Hosen gemacht, als Kantner den Porsche wie irre beschleunigte, um mir zu zeigen, wie schnell das ging! So etwas war ich wirklich nicht gewohnt. Ich zitterte immer noch, als wir am Flughafen ausstiegen, mit PSA für 9,95 Dollar zurück nach LA flogen und an Bord von Stewardessen in Short Shorts bedient wurden. Heilige Scheiße. Ich war noch so grün hinter den Ohren!
Aber so oder so, jetzt waren wir im Butano Canyon im Haus von Steve und Leo, und gerade hatte sich die Tragödie an der Kent State University ereignet. TIME magazine hatte ein Foto von Allison Krause auf dem Cover, dem Mädchen, das die Nationalgarde, wie auch drei weitere Studenten, erschossen hatte. Wir sahen uns das Foto zusammen an. Sie lag da irgendwo auf dem Pflaster, und ein anderer Student beugte sich über sie, soweit ich mich erinnere.
Diese Menschen waren unser Publikum. Genau für sie spielten wir. Das war unsere Bewegung, unsere Kultur, unsere Woodstock-Generation. Wir gehörten alle zusammen. Die
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