Ein Hippie-Traum
Biozutaten herstellen. Anne Marie Holmes, eine sehr nette und freundliche Engländerin mit goldenem Humor und die erste seiner Pflegerinnen, hat ein paar sehr nahrhafte und gesunde Rezepte für ihn entwickelt. Anders als die meisten Menschen in seiner Situation, die sich mit Dosennahrung begnügen müssen, ist Ben ein echter Gourmet. Du bist was du isst. Und Ben sieht gut aus.
Ben hat in seinen 33 Jahren schon vieles erlebt, darunter auchden Tod von Larry. Wir sprechen viel über Larry, und Ben ist häufig Teil dieser Erinnerungen. Larry war ein großartiger Freund für Ben, er hat ihn überall mit hingenommen und dafür gesorgt, dass er dabei war, wann immer es ging. Er hat darauf gepocht, Ben Young in all unsere Aktivitäten mit einzubeziehen, egal, welchen logistischen Aufwand das erforderte.
Ben Young wird jetzt jede Minute den Gehweg entlanggerollt kommen und sich dann in seinem Zimmer frisch machen, bevor wir zu unserem traditionellen Sonntagsbrunch mit Freunden im Bamboo in Hawi aufbrechen. Nächste Woche ist dann Schichtwechsel: Ben Bourdon kommt, und mit ihm Marian Zemla, »Onkel Zemla«, der älteste aus dem Kreis der Pfleger, der Ben schon länger kennt (außer Anne Marie) als alle anderen. Marian, der früher als Arzt in Polen praktizierte, liebt Ben über alles. Ich vermute, Ben ist für Marian und seine Frau Teresa eine Art Sohn. Jeder in Bens Team ist Spitzenklasse, und wir können uns glücklich schätzen, diese Form von Hilfe zu haben. Pegi und Anne Marie achten darauf, dass sie immer jemanden in petto haben, falls mal ein Mitglied des Teams ausfällt. Pegi ist eine meisterliche Organisatorin und achtet darauf, dass Bens »Stab« gut und ohne Reibungsverluste funktioniert. Das alleine ist schon ein Fulltime-Job. Wie sie das alles schafft und dazu noch Songs schreibt und eine neue Platte einspielt – das finde ich unglaublich und ist einfach spitze. Endlich lebt sie den Traum, den sie hatte, als wir uns kennenlernten. Ich habe mit vielen großen Sängern gesungen, aber mit Pegi zu singen ist unvergleichlich.
Pegi und ich mit Ben und Amber auf der Willie Nelsons Pedernales Ranch in Texas, Juni 1984.
36. Kapitel
36. Kapitel
U nsere Tochter Amber Jean Young wurde am 15. Mai 1984 geboren. Wir brachten sie in einem babyblauen 1957er Chevy Bel Air aus dem Krankenhaus nach Hause, den wir auch »Mutterschiff« nannten. Als Kind war sie in Gegenwart anderer eher scheu, zeigte aber schon früh ein großes Interesse an Kunst, malte erst mit der einen, dann der anderen Hand und wechselte im Laufe der Zeit fröhlich zwischen beiden hin und her. Sie hat einen Sinn für Farbe, der mir jedes Mal das Herz hüpfen lässt, wenn ich mir eines ihrer Bilder anschaue. Und jetzt hat sie ihren Master in Freier Kunst gemacht.
Amber Young ist durch und durch Künstlerin und inzwischen eine schöne junge Frau, die sich ihren Weg durch die Rätselhaftigkeit des Lebens sucht und ihre Zukunft mit Anmut, Stil und Überzeugung plant. Natürlich würde sie das nie über sich selbst sagen. Hier spricht der liebende Vater. Sie hat eine gute Erziehung durch ihre Mutter bekommen, die einen natürlichen Sinn für die Kunst des Bemutterns und Großziehens hat. Ambers Kunst ist ebenso komplex wie schön, und die Konsistenz und Kühnheit, mit der sie arbeitet, spricht mich unmittelbar an. Ihre Farben wirken direkt auf meine Emotionen, so wie es auch mit großartiger Musik ist. Sie will wirklich eine unabhängige Künstlerin sein, die ganz allein ihren Weg mit ihrer Kunst findet. Amber arbeitet als Kuratorin für Galerien in San Francisco.
Wenn ich mir das Plakat meines neuen Films mit Jonathan Demme anschaue, bin ich besonders stolz auf sie. Sie hat auf Jonathans Wunsch die Schrift gestaltet und das wirklich cool gemacht. Mit ihrer starken Persönlichkeit ist sie eine Kombination aus ihrer Mutter und meiner Mutter, zwei mir sehr lieben Menschen; als Zugabe gibt es noch ein bisschen was vom Vater, und das alles mit dieser unbeschreiblichen Originalität, die sie einfach hat. Sie ist durch und durch originell, hat Häuser aus Ben Youngs Nährmittelbeuteln, Schläuchen und medizinischen Utensilien gebaut, Schwertransporter aus Filz, eine begehbare Hochzeitstorte, die eine wunderschöne Filzrose zierte, und zahllose Arbeiten, die an den Wänden hängen – Arbeiten aus Wachs, Farbe und anderen Materialien, die ich im Augenblick gar nicht angemessen beschreiben kann.
Nichts auf der Welt gleicht dem elterlichen Gefühl für ein Kind,
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