Ein Hippie-Traum
Ich kann mich noch daran erinnern, dass ich Jimi Hendrix auf einem kleinen Flughafen getroffen habe und mit Melvin Belli, dem berühmten Anwalt, in einem Kleinlaster zum Auftritt gefahren bin. Um überhaupt in die Nähe zu kommen, mussten wir einen kleinen Charterflieger nehmen, dann wurden ein paar von uns abgeholt und auf das Gelände gebracht. CSN waren schon da. Sie wollten so früh wie möglich vor Ort sein.
Die Menschenmenge war wirklich riesig, es war wirklich ein Wendepunkte der Rock-’n’-Roll-Geschichte. Es war so groß, dass es einem Angst machte. Keiner hörte irgendwas. Es war wirklich ziemlich unangenehm, weil um mich rum alle so aus dem Häuschen waren.
Es gab noch ein anderes Festival, das erwähnt werden muss: Altamont. Den Sicherheitsdienst auf der Bühne stellten die Hells Angels, und es passierte auch nur ein Mord während der Show. Um überhaupt zur Bühne zu kommen, mussten wir uns einen Weg von ganz hinten durch die Zuschauermassen bahnen. Wir fuhren mit einem Pritschenwagen, ich in der Kabine und die Jungs auf der Ladefläche. Stephen brüllte mit sich überschlagender Stimme »Crosby, Stills, Nash und Young« und versuchte so, uns eine Gasse zu öffnen, durch die wir nach vorne gelangen konnten. Der Pickup kroch durch die Menge. Das Gebrüll setzte sich fort. Mir war danach, ins Handschuhfach des Armaturenbretts zu verschwinden. Es war surreal, und Fellini hätte es filmen sollen. Unser Auftritt war grottenschlecht. Einer der schlechtesten, an die ich mich erinnere. Was für ein monströser kokaingetriebener Egotrip!
Ich habe nie vergessen, wie übel mir während dieses Auftritts war, und habe mich glücklicherweise nie wieder so gefühlt. Ich spürte, wie die Musik starb. CSNY hatten einige wirklich schöne Auftritte, aber die fanden nicht auf einem riesigen Gelände statt, sondern in Konzerthallen, wo wir etwas hören konnten und die Band sich auf die Musik konzentrierte und nicht darauf, Superstars zu sein. Das Live-Album 4 Way Street fängt etwas davon ein. Da gibt es einige wirklich großartige Momente, und Crosbys Energie war die treibende Kraft hinter der Musik. Er ging so darin auf, es war ansteckend. Stephen und ich spielten uns im Windschatten seines Gesangs und Grahams Harmonien die Licks zu. Das waren grandiose Momente. Graham schrieb einige unglaublich lebendige Songs mit wunderschöner Harmonik. Es war eine so tolle Erfahrung, ich würde sie für nichts eintauschen, obwohl sich zwischendurch auch immer wieder Fehler einschlichen – wie bei allem, was ich gemacht habe.
E ines Abends im Herbst 1979 arbeiteten CSNY in den Wally Heider/Filmways Studios in San Francisco am Album Déjà Vu. Wir hatten uns »Helpless« vorgenommen, und ich bastelte schon seit Stunden mit Dallas Taylor, Greg Reeves und Stephen daran herum. Es ist zwar ein simpler Song, aber man muss ihn völlig entspannt spielen, und dieses musikalische Vokabular ging Dallas Taylor an jenem Abend ab. Ich ließ das Stück immer und immer wieder spielen und wartete darauf, dass Dallas an den Drums endlich aufhörte, an allen Ecken und Enden Schnörkel und Füllsel einzubauen. Es ging schlicht darum, ihn bis zur Erschöpfung zu treiben, bis er langsam spielte, ohne zu hetzen, und ohne die ganzen kleinen Riffs, die mit dem Song nichts zu tun hatten. Es war eine mühselige Aufgabe.
Stephen spielte ein wunderschönes Piano, während ich live sang. Ich hatte gerade erst angefangen, im Studio live zu singen, und dies war eines der ersten Male. Greg am Bass hatte wie immer alles im Griff, obwohl er eine Menge zu spielen hatte. Es brauchte also seine Zeit, bis alle entspannt waren und den Song einfach Song sein ließen. Es brauchte viele Versuche und dauerte bis fast in die Morgenstunden, aber schließlich hatten wir den Take. Es hatte sich gelohnt. Am Ende war es von jedem eine gute Vorstellung. Manchmal muss man nur dranbleiben.
Bei der nächsten Session fügte Stephen eine Gitarre mit Volumen-Pedal hinzu, ein wirklich schöner Part. Graham blieb über Nacht im Kontrollraum, wo er seinen Teil zu dieser Originaleinspielung mit Bill Halverson am Mischpult beitrug. Graham blieb immer, egal was passierte. Er war immer da, unterstützte uns mit ruhiger Hand und positiven, konstruktiven Vibes, selbst wenn er nicht spielte. Während wir aufnahmen, arbeitete er an den Background- und Refrain-Harmonien und hatte immer Ideen parat, wenn es am nächsten Tag mit Crosby an die Overdubs ging. Crosby fielen aus dem Stand immer
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