Ein Hoffnungsstern am Himmel Roman
Chefredakteur des Senders 5AD, John Fitzsimmons, konnte ihn deshalb überhaupt nicht aus der Ruhe bringen. Als er Fitzsimmons am Apparat hatte, erzählte er ihm alles über Estella und Stargazer. Offensichtlich war ein kleiner Artikel über sie in der Zeitung der Stadt veröffentlicht worden, doch bei Estellas Anruf hatte der Chefredakteur nicht sofort begriffen, dass sie es war, über die der Artikel berichtet hatte. Nachdem Charlie Stargazers Geschichte zu einer wahren Titelstory ausgeschmückt hatte, erwähnte er Estellas Plan, Futter aus dem Süden zu den hungernden Tieren von Kangaroo Crossing zu bringen.
Dann bot er dem Chefredakteur ein Geschäft an.
Am nächsten Morgen tauchte Charlie bei Estella auf. »Ich kann nicht lange bleiben«, stieß er hervor. »Ich muss etwas erledigen!«
»Bist du gekommen, um dir anzusehen, was hier getan werden muss?«, fragte Estella ihn erwartungsvoll. Sie hatte ihn seit zwei Wochen gedrängt, ihr zu sagen, wann er mit den Reparaturen am Dach und der Veranda beginnen wollte. Doch er hatte es immer wieder verschoben.
»Was? Nein!«, wehrte er ungeduldig ab. »Ich komme, um dir zu sagen, dass es mit deinem Futtertransport doch noch klappen könnte.«
Überrascht blickte Estella ihn an. »Wie ist das möglich?«
»Ich habe nochmal bei 5AD angerufen und mit dem Chefredakteur gesprochen. Wir sind zu einer Übereinkunft gelangt!«Charlie wirkte sehr zufrieden mit sich selbst, was Estellas Misstrauen weckte.
»Was für eine Übereinkunft, Charlie?«, fragte sie alarmiert.
»Der Sender appelliert an die Farmer in Südaustralien, Futter zu spenden, wenn er dafür die Picknick-Rennen von hier aus übertragen darf.«
Estella dachte einen Augenblick darüber nach. »Aber warum wollen sie die Rennen unbedingt von hier übertragen?«
»Weil ... die Picknick-Rennen ein wichtiges Ereignis geworden sind«, erwiderte Charlie mit einem Anflug von Verlegenheit.
Estella musterte ihn prüfend. »Du hast ihm von Stargazer erzählt, nicht wahr?«
»Äh ... ja, natürlich. Seine Geschichte ist doch sehr interessant!«
»O Gott, nein!«, rief Estella außer sich.
»Reg dich nicht auf, Estella! Das ist nicht gut für dich. Denk an das Kind. Ich musste ihnen doch irgendeinen Anreiz bieten.«
»Charlie, du weißt genau, wie angespannt ich so schon bin. Hast du nicht daran gedacht, dass es dadurch noch schlimmer werden könnte?«
»Ich sag dir doch, Estella, du machst dir unnötig Sorgen.«
Estella seufzte. »Du hast leicht reden – aber ich bezweifle stark, dass du hellseherische Fähigkeiten besitzt.«
»Denk doch nur mal daran, wie dankbar die Leute in der Stadt sein werden, wenn du es schaffst, Futter für ihr Vieh hierher zu schaffen!«
Estella blickte Charlie nicht eben freundlich an. Sie wusste, er wollte sie nur unterstützen, hier allgemein akzeptiert zu werden – doch sie bezweifelte, dass er dabei den richtigen Weg beschritt.
»Es war schließlich deine Idee«, beharrte er.
Estella hielt es für unklug, den Farmbesitzern zu große Hoffnungen zu machen – es konnte gut sein, dass der Plannicht aufging, und dann stand sie ebenfalls wie eine Närrin da. »Es kann auch schief gehen. Hast du daran gedacht?«
Charlie schüttelte den Kopf. »Natürlich wird es klappen!«
»Dass der Sender sein Interesse bekundet hat, ist eine Sache. Aber je länger ich darüber nachdenke, umso bewusster wird mir, wie schwierig der Transport zu organisieren sein wird. Ich weiß nicht, ob das Vieh nicht verhungert ist, bevor wir es geschafft haben. Hätten wir schon vor Wochen oder Monaten angefangen, hätte es vielleicht klappen können ...«
Charlies Optimismus war unerschütterlich. »Ich habe schon mit Shamus Rourke im Great Northern Hotel gesprochen und herausgefunden, dass die Afghanen sechzig Kamele haben. Sie könnten den Transport von Marree nach Kangaroo Crossing übernehmen und falls nötig noch mehr Lasttiere auftreiben. Shamus hat mit Hasham Basheer gesprochen, dem Führer der afghanischen Gemeinde, und dessen Einwilligung erhalten, wenn wir dafür am Renntag auch ein Rennen für Kamele veranstalten.« Charlies blaue Augen leuchteten. »Natürlich habe ich zugestimmt. Kamelrennen bringen noch mehr Farbe in unser Programm, und die Leute im Outback setzen ihr Geld auf alles, was laufen kann!«
Estella starrte ihn überrascht an. Sie konnte kaum glauben, dass er schon alles organisiert hatte.
»Ich habe dir doch gesagt, alles wird gut, Estella! Du musst nur daran glauben!«
»War
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