Ein Hoffnungsstern am Himmel Roman
gab als eine Bar ohne Bier mitten im Outback. Doch er hatte schon erkannt, dass sie seinen Einwand nicht akzeptieren würde.
»Für den Fall, dass wir uns auf dem Rückweg verspäten, habe ich Mai gebeten, eine verletzte Hündin zu füttern, die ich in Pflege habe. Aber wir wissen ja beide, dass Mai nicht die Verlässlichste ist. Könntest du bei mir zu Hause nach dem Rechten sehen, wenn wir bei Einbruch der Dunkelheit noch nicht zurück sein sollten?«
»Zu welcher station fliegt ihr?« Charlie hatte sein Bier noch immer nicht ganz abgeschrieben.
»Nach Yattalunga. Murphy sagte, wir wären ungefähr anderthalb Stunden unterwegs, also müssten wir schon am frühen Nachmittag zurück sein. Aber für den Fall, dass Ralph noch mehr Tiere hat, die mich brauchen, und dass wir uns verspäten ...«
Yattalunga lag nordwestlich von Kangaroo Crossing, und diese Tatsache raubte Charlie die letzte Hoffnung auf sein Bier. »Schon gut, ich sehe nach dem Rechten. Ich hab ohnehin nichts anderes zu tun«, murmelte er mit finsterer Miene.
»Hast du Marty heute Morgen schon gesehen?«
»Nein, aber er wird sich bestimmt für ein paar Tage zurückziehen.«
»Ich habe ihn gestern Abend getroffen, und er schien bester Laune zu sein«, sagte Estella und lächelte. Als sie nach einer erholsamen Nacht aufgewacht war, hatte sie erst richtig begriffen, was am Abend zuvor geschehen war. Sie hätte gern gewusst, ob Marty jemandem von dem Rennen erzählen würde, doch sie hatte nicht mehr genügend Zeit, zum Gemischtwarenladen zu gehen.
Murphy wartete.
Als Estella in der Maschine saß und sich angeschnallt hatte, startete Murphy den Motor, und gleich darauf sausten sie über die Hauptstraße, die zugleich als Start- und Landebahn diente. Estella genoss den Flug in der Cessna, obwohl sie bei ihrer ersten Reise so nervös gewesen war. Murphy war sehr gründlich in seinen Vorbereitungen, das wusste sie jetzt, und da sie neben ihm auf dem rechten Vordersitz saß, wurde ihr auch nicht übel.
»Gab es je irgendwelche mechanischen Probleme, die Sie zu einer Notlandung gezwungen haben?«, erkundigte sie sich.
»Nein, aber es gibt immer ein erstes Mal«, gab er grinsend zurück.
Estella verzog das Gesicht. »Hat Ihnen eigentlich schon mal jemand gesagt, dass Sie einen sehr eigenartigen Sinn für Humor haben?«
»Glauben Sie im Ernst, das würde hier jemandem auffallen?«
Estella musste lächeln. »Nein, wahrscheinlich nicht.«
Sie waren etwa eine Stunde unterwegs und hatten mit mehr als hundert Meilen Wüste schon mehr als die Hälfte der Strecke zurückgelegt, als Murphy von einem Benzintank auf den anderen umschalten wollte. Das tat er alle dreißig Minuten, um das Gewicht in den Treibstofftanks ungefähr gleich zu halten. Plötzlich stotterte der Motor und erstarb dann völlig.
»Was ist passiert?«, rief Estella erschrocken.
Sie sah Murphy an, doch der wirkte nicht allzu besorgt. Estella jedoch erwartete jeden Moment, dass die Maschine wie ein Stein vom Himmel fiel.
»Ich weiß nicht genau«, erwiderte er. Als er gegen den Tankanzeiger zu seiner Rechten tippte, sprang die Nadel auf null. »Was, zum Teufel ...«, murmelte er, denn er hatte genügend Benzin in die Tanks gefüllt, um Reserven für ein paar Stunden zu haben. Fieberhaft überlegte er, was geschehen sein konnte. War eine der Zuleitungen leck geschlagen? Es hatte schon Fälle gegeben, in denen der Treibstoff in den Tanks sich in der Hitze am Boden ausgedehnt und sich später in der Luft wieder zusammengezogen hatte, doch das schien nicht sehr wahrscheinlich. Er kontrollierte die Zündung und schaltete dann wieder auf den linken Tank um. »Komm schon, Baby!«, rief er und wartete darauf, dass der Motor wieder ansprang. Der Propeller drehte sich noch, doch die Maschine stotterte nur einmal kurz, bevor sie wieder erstarb. Murphy blickte auf den Anzeiger für den linken Tank: Es war genug Benzin darin, um sie nach Yattalunga zu bringen.
»Warum springt der Motor nicht an?«, rief Estellaängstlich, die immer noch damit rechnete, dass sie jeden Augenblick vom Himmel fielen – was erstaunlicherweise aber nicht geschah.
Murphy versuchte es wieder, jedoch vergeblich. »Es muss Luft im Zuleitungsschlauch sein«, meinte er mit einem Blick auf den rechten Flügel. Doch da es für die Schläuche keine Pumpe gab, konnte er nichts tun.
Ein Leck schien nicht die Ursache zu sein, doch es gab noch einen anderen möglichen Grund: Die Versiegelung auf dem Tankdeckel an der Oberseite des
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