Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ein Hoffnungsstern am Himmel Roman

Titel: Ein Hoffnungsstern am Himmel Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
Vom Netzwerk:
dass die Aufhängung der Vorderräder abbrach. Estella hörte das schrille, ohrenbetäubende Kreischen von Metall auf Stein, als der Tank über den Boden schleifte, und dann ein lautes Krachen, als der Propeller mit solcher Wucht auf den Boden prallte, dass die Blätter nach hinten wegknickten.
    Über das Getöse und ihre eigenen Schreie hinweg hörteEstella die wilden Flüche Murphys. Der hintere Teil der Maschine wurde in die Höhe geschleudert, während das Wrack sich in wildem Wirbel drehte. Sträucher und Felsen krachten in die rechte Seite und zertrümmerten die Fenster. Estella hatte den Kopf auf die Knie gelegt und die Arme so fest um die Beine geschlungen, dass sie sich taub anfühlten. Sie sah nicht, dass der Tank wie eine Sardinenbüchse aufgerissen wurde, und nahm kaum wahr, dass der schwere Motorblock die Wand zum Cockpit durchschlug, bevor die Maschine endlich abrupt zum Stehen kam.

22
    J ames? Wohin gehst du?«
    James stand mit seinem Aktenkoffer unter dem Arm und mit Hut, Schal und schwerem Wintermantel an der offenen Haustür, die Hand schon auf dem Türknauf. Mürrisch verdrehte er die Augen und schloss die Tür wieder, die dem unangenehmen Wind dieses spätherbstlichen Morgens erlaubt hatte, durch die Räume zu ziehen. James schluckte die unfreundlichen Worte hinunter, die ihm auf der Zunge lagen, und zwang sich zu einem Lächeln. »Ich treffe mich mit einem Mandanten, Darling. Wir haben gestern Abend darüber gesprochen, erinnerst du dich nicht?«
    »Kann dein Mandant denn nicht hierher kommen?«, fragte Davinia weinerlich. Sie stand in einem ihrer wenig ansehnlichen »Ankleidemäntel« auf der Treppe, und James dachte nicht zum ersten Mal, dass man ihr jedes ihrer vierzig Jahre deutlich ansah. Zwar hatte sie in der letzten Zeit schlecht geschlafen, wie er zu ihrer Verteidigung gelten ließ – doch es kränkte ihn, dass sie sich wenig Mühe mit ihrem Äußeren gab. Vor der Affäre mit ihm, James, war sie stets perfekt frisiert und zurechtgemacht gewesen.
    »Ich kann meine Mandanten nicht hierher bitten, Davinia«, stieß er verärgert hervor. »Es macht einen viel professionelleren Eindruck, sie im Büro zu empfangen. Ich wünschte, du würdest wenigstens versuchen, das zu verstehen.«
    Doch Davinia verstand es nicht, und das zeigte sie ihm nur allzu deutlich. »Du weißt doch, dass ich dich hierbrauche, James«, erwiderte sie und kam die Treppe hinunter zu ihm.
    James wusste nur zu gut, wie sehr sie ihn brauchte. Sie war im Laufe der Zeit immer fordernder geworden. »Du wirst sicher mal ein paar Stunden allein zurechtkommen, Darling«, gab er zurück und wandte sich wieder der Tür zu.
    »Liebst du mich denn gar nicht mehr?«, fragte Davinia, den Tränen nahe.
    James seufzte innerlich. Er hatte es satt, ihr ständig aufs Neue zu versichern, wie sehr er sie anbetete. Es nahm ihm jede Freude am Zusammensein mit ihr. Er konnte sich nicht erinnern, dass Estella ihm je solch lächerliche Fragen gestellt hätte.
    »Natürlich liebe ich dich, mein Schatz«, meinte er und wandte sich wieder ihr zu. »Ich wüsste nicht, was ich ohne dich tun sollte.«
    »Dann bleib bei mir.« Sie ergriff seine Rechte mit beiden Händen und hielt sie fest. Es kostete James all seine Willenskraft, sich nicht loszureißen und davonzulaufen. »Ich habe dir doch gesagt, dass ich von einem Mandanten erwartet werde, Davinia, von John McClennon.« John war ein guter Freund von Davinias Stiefvater und ein sehr einflussreicher Mann. Doch in Wirklichkeit gab es diesen Termin gar nicht; das war reines Wunschdenken von James’ Seite.
    Davinia tat so, als hätte sie ihn nicht gehört. »Du weißt doch, dass du nicht zu arbeiten brauchst, James«, meinte sie und blickte kokett zu ihm auf. James fand, dass dieser Blick nicht zu einer Frau ihres Alters passte. Außerdem ließ er sich nicht gern daran erinnern, dass er von ihr ausgehalten wurde. Er musste auf schmerzhafte Weise erfahren, dass Seelenfrieden sich nicht erkaufen ließ.
    »Ich muss aber meine Kontakte pflegen, Davinia. Außerdem sollte ein Mann nicht den ganzen Tag zu Hause verbringen. Ich bleibe nicht lange fort, ich verspreche es dir.«
    Er drückte ihr einen Kuss auf die schlaffe Wange und eilte aus der Tür, bevor sie weitere Einwände erheben konnte.
    Der scharfe Wind kühlte James die heißen Wangen, doch ihm war regelrecht übel. Davinia hatte Unsummen für die Einrichtung eines Kinderzimmers im oberen Stock ausgegeben und ihn immer wieder hinaufgerufen, damit er es

Weitere Kostenlose Bücher