Ein Hoffnungsstern am Himmel Roman
Flügels konnte beschädigt sein. Solche Zwischenfälle waren eher selten, doch wenn sie eintraten, wurde das Benzin vom Unterdruck aus dem Tank gesogen.
»Ich fürchte, wir werden die Notlandung versuchen müssen, von der Sie eben sprachen«, meinte Murphy.
Estella starrte ihn entsetzt an. »Und wie?«
»Im Gleitflug«, gab er zurück und suchte im Gelände unter ihnen nach einem geeigneten Landeplatz. Sie flogen über die Simpson-Wüste, die aus tausendfünfhundert Metern Höhe flach und eben wirkte. Doch Murphy war klar, dass das Gelände am Boden ganz anders aussehen konnte. Vielleicht war es felsig, oder sie landeten in feinem Treibsand ...
Sie verloren rasch an Höhe, und Murphy wusste, dass ihnen bis zur Landung nicht viel mehr als fünf Minuten blieben. Er durfte keine Zeit damit verschwenden, nach einem geeigneten Platz zu suchen. Als er eine Stelle sah, die flach und halbwegs frei aussah, begann er zu kreisen.
Beim Näherkommen stellten sie fest, dass der Landeplatz nicht ideal war: Es gab einige Büsche und viele kleinere und größere Felsbrocken, doch in der Umgebung sah es nirgendwo besser aus. Sie mussten schon sehr viel Glück haben, wenn sie die Landung unverletzt und ohne Schaden am Flugzeug überstehen wollten.
Estella fand die Stille unerträglich. Sie sehnte das beruhigendeBrummen des Flugzeugmotors herbei. »O Gott!«, schluchzte sie. »Werden wir das hier überleben?«
»Ich tue mein Bestes, Estella«, gab Murphy ruhig zurück und warf einen Blick auf ihre blassen Züge, auf denen sich Furcht und Verzweiflung spiegelte.
»Seien Sie tapfer, wir werden es schon schaffen«, sagte er und setzte zu einer weiteren Schleife an. Sie hatten schon mehr als dreihundert Meter an Höhe verloren. Allein die Tatsache, dass Murphy ungewöhnlich ernst wirkte, versetzte Estella in Panik. Wenn er ihre Lage als so schwierig ansah, musste es wirklich schlecht um sie stehen.
Estella dachte an ihr ungeborenes Kind. Beschützend legte sie die Hände auf den Leib und auf das Leben, das in ihr heranwuchs.
Ich darf nicht sterben!, schrie es in ihr. Mein Kind ist ja noch nicht einmal geboren!
»Wir dürfen nicht verunglücken, Murphy – das darf einfach nicht sein!« Sie griff nach seiner Hand und umklammerte sie.
»Das werden wir auch nicht«, erwiderte er und sah sie an. »Und du darfst nicht in Panik geraten!« Die vertraute Anrede erschien ihnen beiden in dieser Situation ganz normal.
Jetzt waren sie nur noch gut hundert Meter über dem Boden, der sich mit erschreckender Geschwindigkeit näherte. So schien es zumindest Estella.
»Du verstehst mich nicht ...«, stieß sie hervor.
»Ich weiß, dass du Angst hast, aber ich fliege schon seit vielen Jahren. Die Landung wird vielleicht ein bisschen holprig, aber wir schaffen das schon!« Er spielte die Gefahr bewusst herunter. In Wirklichkeit konnte ihre Landung katastrophal enden.
»Ich bin schwanger«, stieß Estella mit bebenden Lippen hervor.
»Wie bitte?« Murphy wurde aschfahl.
»Ich will nicht, dass mein Baby stirbt, bevor es geboren ist!«
»Himmel, Estella, du hast dir ja einen großartigen Moment ausgesucht, um mir das zu sagen!« Ihm wurde flau bei dem Gedanken daran, was alles geschehen konnte. »Warum hast mir vorher nichts davon erzählt?«
Estella vermutete angesichts seines ärgerlichen Tonfalls, dass er sich dann geweigert hätte, sie zu den stations hinauszufliegen. »Ich wollte nicht, dass jemand davon erfährt.«
Plötzlich fühlte Murphy sich elend. Er wollte diese Verantwortung nicht, denn sie brachte schreckliche Erinnerungen zurück.
Schweiß stand ihm auf der Stirn. Als Estella das sah, stieg furchtbare Angst in ihr auf. Sie fing an zu zittern, und die Brust wurde ihr eng.
»Wir werden sterben, nicht wahr?« Sie blickte aus dem Fenster auf den Boden, der knapp unter ihnen vorübersauste, und sie sah, wie felsig und uneben er war.
»Nimm den Kopf herunter«, stieß Murphy mit zusammengepressten Zähnen hervor, während er sich anschnallte. Er wusste, dass sie beide sehr viel Glück brauchten, wenn sie überleben wollten.
Estella sah ihn an. Er umklammerte den Steuerknüppel so fest, dass seine Fingerknöchel weiß hervortraten.
»Bück dich, Estella!«, rief er, als das Hinterrad der Maschine den Boden berührte.
Das Beben des Flugzeugs, das über den felsigen Boden holperte ging Estella durch Mark und Bein. Plötzlich stieß das Hinterrad gegen einen massiven Steinblock, und die Maschine neigte sich so heftig nach vorn,
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