Ein Hoffnungsstern am Himmel Roman
»Hört ... jemand ... over« zu verstehen.
»Bist du das, Murphy?«, meldete sich Dan, weil er meinte, dass es sich um eine männliche Stimme gehandelt hatte. »Hier Kangaroo Crossing! Murphy, kannst du mich verstehen? Over!« Dans Herz pochte wild, denn jetzt konnte er immerhin davon ausgehen, dass Murphy noch am Leben war. An Estella mochte er gar nicht denken, denn die Vorstellung, dass sie schwer verletzt oder gar tot war, konnte er nicht ertragen.
Murphy hörte ebenfalls ein Rauschen. Er war sicher, dass jemand versuchte, ihn zu erreichen. »Kangaroo Crossing, hier Alpha Bravo Charlie. Meine Maschine ist bei einer Notlandung verunglückt. Ich bin fünfzehn Meilen nordwestlich von Wilson’s Creek und hab mir ein Bein gebrochen. Brauche Hilfe. Over.«
Dan bekam nur einen Teil der Botschaft mit. Er hörte Wilson’s und das Wort Bein. »Verdammt!«, stieß er hervor. Es gab dort draußen keine anderen Farmen als Yattalunga, deshalbwusste er, dass das »Wilson’s«, das Murphy erwähnt hatte, Wilson’s Creek sein musste, ein trockenes Bachbett etwa siebzig Meilen nordwestlich von Kangaroo Crossing. Er war oft genug mit Murphy darüber hinweggeflogen, und ihm war klar, dass Charlie und die Suchmannschaft Tage brauchen würden, um diese Gegend zu erreichen. Doch was war mit dem Bein? Hatte Estella sich ein Bein gebrochen? Oder Murphy? Die Ungewissheit brachte Dan schier um den Verstand. Er musste Longreach rufen und ihnen Murphys Position durchgeben.
Als Dan endlich die Basis des Flugrettungsdienstes erreichte, erfuhr er, dass die Maschine, die nach Jericho und Brisbane geflogen war, einen Umweg gemacht hatte. Sie war auf dem Rückweg in Goondwindi in Southern Queensland gelandet, damit der Arzt sich einen schwer kranken Patienten ansehen konnte. Die Maschine wurde nicht vor Ablauf eines weiteren Tages in Longreach zurückerwartet.
Doch das zweite Flugzeug, das am Boden stand, würde innerhalb der nächsten Stunden wieder flugbereit sein. Dan hörte es mit unendlicher Erleichterung und gab Murphys Position durch, bevor er Betty anrief, um ihr die gute Nachricht zu übermitteln. Betty ihrerseits gab sie an Conny, Phyllis, Marjorie, Frances und Edna weiter. Dan wünschte, er wüsste auch etwas über Estella, doch seine einzige Hoffnung bestand darin, Verbindung zu Murphy zu bekommen. Obwohl es unwahrscheinlich war, dass dies gelang, war er fest entschlossen, es weiter zu versuchen. Zuerst aber rief er Ralph Talbot an und gab auch diesem Murphys Position durch. Ralph Talbots Farm lag achtzig Meilen von Wilson’s Creek und damit ungefähr sechzig Meilen von der Unglücksstelle entfernt. Dan wollte, dass Ralph sich bereitmachte, zum Unglücksort hinauszufahren, falls das Suchflugzeug aus irgendeinem Grund doch nicht starten konnte.Estella war zu Tode erschöpft, als sie zur Maschine zurückkehrte, und so müde, dass sie nicht einmal im Stande war, Nahrung zu suchen. Nachdem sie etwas getrunken hatte, brach sie buchstäblich zusammen und schlief sofort ein. Murphy schaffte es irgendwie, Feuer zu machen und einen Teekessel darüber zu hängen. Jetzt legte er sich neben sie, kreidebleich von der Anstrengung.
»Hallo, Schlafmütze«, sagte er mit rauer Stimme, als sie erwachte.
Trotz seines scherzhaften Grußes meinte Estella Unmut in seinem Blick zu entdecken, und gleich darauf wusste sie den Grund dafür.
»Du hast zu viel gearbeitet, Estella«, meinte er. »Du musst dich mehr schonen, damit dem Kind nichts geschieht.«
Seine Besorgnis rührte sie. »Ich arbeite nicht zu hart, Murphy. Die Hitze macht mich viel zu müde.«
Murphy schien nicht überzeugt. »Trink etwas Tee«, sagte er.
Sie stand auf, füllte einen Becher mit der dampfenden Flüssigkeit und trank in kleinen Schlucken. »Wie hast du’s geschafft, ein Feuer zu machen?«
»Es war ziemlich umständlich«, murmelte er.
Estella sah ihm an, dass er noch immer starke Schmerzen hatte. Sie ließ sich neben ihm nieder.
»Ich habe gute Neuigkeiten«, sagte Murphy. »Aber mach dir keine allzu großen Hoffnungen.«
»Hast du das Funkgerät repariert?«
»Es klappt noch nicht perfekt, aber ich glaube, ich habe unsere Position durchgeben können.«
»Das ist ja fantastisch!«, rief Estella.
»Die Verbindung war nicht sehr gut, aber ich bin ziemlich sicher, dass jemand mich gehört hat. Allerdings konnte ich nichts empfangen, also haben wir keine Gewissheit.«
»Dafür dürfen wir jetzt hoffen, Murphy! Jemand weiß, dasswir am Leben sind, also wird man
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