Ein Hoffnungsstern am Himmel Roman
wirklich nötig, dass ihr nach Yattalunga fliegt, Dan? Ich finde, Estella sollte sich erst mal erholen, nach allem, was geschehen ist ...«
»Es scheint ihr sehr wichtig zu sein«, erwiderte Dan, während er die Eintragung ins Logbuch vornahm.
»Läuft die Maschine ohne Probleme?«, konnte Charlie sich nicht enthalten zu fragen. »Hast du die Versiegelung am Tankdeckel überprüft?«
»Alles bestens«, erklärte Dan. Er war schon seit Stunden auf den Beinen und hatte jede Schraube und jeden Bolzen immer wieder geprüft. »Mach dir keine Sorgen, Charlie, ich passe gut auf Estella auf«, sagte er.
Charlie presste die Lippen zusammen. Er wusste, dass er ein nervliches Wrack sein würde, bis die beiden heil und gesund zurück waren. Wenn er nur ein Bier gehabt hätte, um sich ein wenig zu beruhigen!
»Ich rufe sofort an, wenn wir in Yattalunga gelandet sind«, meinte Dan im Hinausgehen.
Murphy erwachte vom Geräusch eines anspringenden Flugzeugmotors. Er setzte sich auf und versuchte, aus dem Fenster zu blicken, doch von seinem Bett aus konnte er nicht mehr erkennen als eine Flügelspitze. Er stand mühsam auf, nahm seine Krücken und humpelte zum Fenster. Er sah einen sich drehenden Propeller und Estella, die gerade in die Maschine stieg. »Du lieber Himmel, nein!«, stieß er alarmiert hervor. Rasch warf er sich einen Morgenmantel über, um dann so schnell er konnte ins Freie zu humpeln. »Dan!«, rief er, doch seine Worte wurden vom Motorengeräusch übertönt. Murphy duckte sich unter dem Flügel hindurch und humpelte zum Cockpit, ganz in heißen Staub eingehüllt. Wieder rief er nach Dan, und wieder hörte der ihn nicht, sodass Murphy schließlich eine Krücke hob und damit gegen das Fenster klopfte.
Dan stieß es auf und blickte hinaus. »Murphy! Was tust du denn hier?«
»Wohin fliegt ihr?«, rief Murphy statt einer Antwort und legte zum Schutz gegen den wirbelnden Staub eine Hand überdie Augen. Er fragte sich, ob Dan Estella vielleicht zum Parafield-Flughafen in Südaustralien brachte. Er fürchtete, sie würde so schnell wie möglich die Rückreise nach England antreten.
»Nach Yattalunga«, rief Dan zurück.
Murphys Erleichterung war nur von kurzer Dauer. Der Gedanke, dass Estella so schnell wieder über die Simpson-Wüste flog, machte ihn krank vor Sorge. »Ich komme mit«, rief er.
Dan war nicht sicher, ob Murphy ihm traute. »Danke, ich komme schon zurecht. Ruh du dich aus!«
Murphy wollte protestieren, doch Dan schloss das Fenster und machte sich startbereit.
Flo hatte immerzu an James’ Absicht denken müssen, nach Australien zu reisen. Sie war noch einmal ins Savoy Hotel gegangen und hatte herausgefunden, dass er dort Stammgast war. Jemand von den Bediensteten hatte ihr anvertraut, dass er jeden Tag einige Stunden dort verbrachte, was sie sehr eigenartig fand. Sie hinterließ eine Nachricht für ihn, in der sie ihn bat, sie am folgenden Freitag um vierzehn Uhr im Teesalon zu treffen; dann wollte sie ihn näher befragen. Flo traute ihm noch immer nicht ganz. Doch seit sie die Nachricht abgegeben hatte, hatte sich einiges verändert, und sie dachte nicht mehr so viel darüber nach, warum James im Teesalon saß, statt Davinia Gesellschaft zu leisten.
Flo hatte ihn eigentlich dafür loben wollen, dass er sich Estella gegenüber endlich wie ein Ehrenmann verhalten wollte. Dann aber hatte sie gegen ein Uhr morgens einen sehr eigenartigen Anruf von Charlie erhalten, der ihre Sicht der Dinge auf dramatische Weise veränderte. Offensichtlich machte Charlie sich Estellas wegen große Sorgen. Er hatte Flo von deren Beinahe-Fehlgeburt erzählt und berichtet, dass sie nach der Notlandung eines Flugzeugs in der Wüste gestrandet war. Außerdem hatte er gesagt, sie sei schon wieder dabei, dieseWüste zu überfliegen, diesmal in einer Maschine, die schon vor Jahren hätte verschrottet werden müssen. Natürlich war nun auch Flo zutiefst besorgt und entschlossen, James über alles zu informieren, was geschehen war.
Seit James Flos Nachricht erhalten hatte, hatte er sich in ein Nervenbündel verwandelt. Er war fast sicher, dass sie ihm mitteilen würde, Estella habe das Baby verloren. Warum sonst sollte sie ihn sehen wollen? Er hatte es nicht über sich gebracht, Davinia von diesem Treffen zu erzählen, die ihn mit ihrer Besessenheit fast um den Verstand brachte. Jedes Mal, wenn er sie ansah, stellte sie ihm Fragen wie: Was würdest du dazu sagen, wenn wir unser Kind Winston nennen? Ein stattlicher Name,
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