Ein Hoffnungsstern am Himmel Roman
zutraust!«
»Natürlich. Ich denke doch, dass du jetzt, wo Murphy außer Gefecht ist, selbst fliegst, wenn du deine Patienten draußen auf den stations besuchen musst.«
Dan war noch immer verblüfft. »Ich habe zwar noch nicht darüber nachgedacht, aber ich nehme an, mir wird nichts anderes übrig bleiben.«
»Dann möchte ich dich um einen kleinen Gefallen bitten.«
Dan wurde schon wieder unsicher. »Und welchen?«
»Dass du ein bisschen langsamer fliegst. Der Lärm, den deine alte Maschine macht, erschreckt mich zu Tode.«
Dan lächelte. Er war sehr froh, dass sie ihm zutraute, zu den stations hinauszufliegen. Es tat seinem Selbstvertrauen unendlich gut. »Wann willst du aufbrechen?«
»Morgen in aller Frühe.«
31
B evor Estella in die Bar ging, um mit ihrem Onkel zu reden, machte sie einen Umweg übers Krankenhaus, um endlich mit Murphy zu sprechen. Es war sehr früh am Morgen, und sie hatte diese Stunde inzwischen lieben gelernt. Der Himmel leuchtete in mattem Rosa, das Licht blendete noch nicht, die Luft war unbewegt und noch einigermaßen kühl. Die Stadt lag ruhig da – so schien es zumindest –, und man hörte kaum einen Laut bis auf das Summen der Fliegen und gelegentlich den Schrei einer einsamen Krähe in einem der wenigen Eukalyptusbäume.
Es überraschte Estella nicht, Murphy noch immer schlafend vorzufinden, doch sie war ein wenig enttäuscht. Sie konnte nicht ahnen, dass er gerade erst eingeschlummert war. Er hatte sich die ganze Nacht Sorgen darüber gemacht, wie sie mit der Feindseligkeit der anderen zurechtkommen würde. Einen Augenblick überlegte sie, ob sie ihn wecken sollte, entschied sich dann aber dagegen. Sein Bett war zerwühlt, und er wirkte vollkommen erschöpft. Estella vermutete, die Schmerzen in seinem Bein hätten ihn wach gehalten.
Als sie zum Hotel ging, sah sie Dan, der aus einem großen Fass Benzin in den Tank seiner Maschine pumpte. Sie rief ihm zu, dass sie kurz bei Charlie hereinschauen wollte, und er winkte zum Zeichen, dass er verstanden hatte. Die Tür des Hotels war niemals verschlossen, so ging Estella einfach hinein. Sie rief nach ihrem Onkel, während sie die Bar durchquerte, und stellte fest, dass es nicht wie sonst nach Bier undkaltem Zigarettenrauch roch. Charlie erschien, gähnend und noch ziemlich zerknittert, als wäre er gerade erst wach geworden. Auch er hatte in dieser Nacht nicht viel Ruhe gefunden.
»Estella!«, stieß er hervor, froh, sie zu sehen. Sie machte nicht den Eindruck, als hätte sie sich die Augen ausgeweint, wie er erleichtert feststellte. »Du bist ja früh aufgestanden! Hast du etwas vor?« Er befürchtete, sie könne wegen der zornigen Reaktionen der anderen einen übereilten Entschluss gefasst haben. Er brauchte nur ein wenig Zeit, die anderen dazu zu bringen, dass sie Estella akzeptierten.
»Ich fliege mit Dan nach Yattalunga«, sagte sie schlicht.
Charlie war plötzlich hellwach. »Das kannst du nicht ernst meinen!«
»Doch. Ich kann, und ich muss. Ralph Talbots Hund hat ein akutes Hautproblem. Ich kann das Tier nicht länger leiden lassen. Jetzt würde ich Ralph gern über Funk mitteilen, dass wir in ein paar Minuten losfliegen. Dan tankt schon die Maschine auf.«
Charlie überlegte, wie er möglichst taktvoll aussprechen könnte, was er davon hielt, doch nach längerem Nachdenken gab er es auf. »Ich glaube, du solltest nicht mit Dan fliegen.«
Estella runzelte die Stirn.
»Nicht in dieser uralten Kiste! Denk daran, was geschehen ist, als du in einem anständigen Flugzeug gesessen hast – dem von Murphy.«
Auch Estella war nicht wohl dabei, doch sie versuchte es zu verbergen. »Ich habe inzwischen gelernt, dass der Anblick täuschen kann, wenn es um Flugzeuge geht. Außerdem hat Dan mich in der alten Maschine sicher hierher zurückgebracht. Es wird schon gut gehen. Dan wird übrigens regelmäßig zu den stations hinausfliegen, bis Murphys gebrochenes Bein geheilt ist und er Ersatz für sein Flugzeug gefunden hat.«
Charlie wollte noch etwas sagen, überlegte es sich dann aber anders. Er wusste, dass seine Befürchtungen durchausbegründet waren, doch wenn er darauf beharrt hätte, wäre er sich Dan gegenüber unfair vorgekommen – nach allem, was der geleistet hatte.
»Eigentlich bin ich gekommen, um dich etwas zu fragen«, meinte Estella.
»Und was?«
»Hast du jemals ein kleines Porträt von mir gesehen, das Tante Flo meinem Vater geschickt hat? Es war nicht bei seinen Sachen.«
»Ja, ich habe es an dem Tag
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