Ein Hoffnungsstern am Himmel Roman
Estella.
»Ja«, sagte Frances. »War ein ziemlich unfreundliches Geschöpf – und undankbar dazu!«
»Ich bin froh, dass ihr ihn gefunden habt«, sagte Estella, die nachempfinden konnte, wie erleichtert ihr Vater gewesen sein musste. »Er wäre wahrscheinlich an Blutvergiftung gestorben, wenn der Draht ihm ins Fleisch geschnitten hätte.«
»Genau das hat Ihr Vater auch gesagt«, meinte Kev und zwinkerte den anderen zu. Estella war verwirrt, denn sie konnte seinen Blick nicht deuten.
»Ein paar Tage später haben die Abos die Echse gefangenund gebraten.« Charlie lachte herzlich, ohne Estellas entsetzte Miene zu bemerken.
»Vielleicht war es ja gar nicht derselbe Goanna«, sagte Frances rasch und versetzte Charlie einen Rippenstoß.
»Du weißt genau, dass er es war«, beharrte Charlie und wunderte sich, dass er auch dafür einen finsteren Blick von Marjorie erntete.
»Um wieder zur Sache zu kommen«, fuhr Kev fort, der es für klüger hielt, das Thema zu wechseln, »welcher Raum soll das Kinderzimmer werden?«
»Marty hatte nur gelbe, weiße und violette Farbe vorrätig, und wir dachten, Gelb würde fürs Kinderzimmer am besten passen«, erklärte Marjorie. »Wir wissen ja nicht, ob es ein Junge oder ein Mädchen wird. Was meinen Sie? Ich habe noch zitronengelben Stoff, der sich gut für Vorhänge eignen würde.«
Wieder stiegen Estella Tränen in die Augen. »Vielen Dank euch allen!«, sagte sie gerührt.
»Wir müssen uns bei dir für alles bedanken, was du für uns getan hast«, gab Marty zurück. »Wir sind nämlich inzwischen zur Vernunft gekommen und wissen genau, was wir an dir haben!«
»Murphy hatte gleich begriffen, was für ein Gewinn Sie für diese Stadt sind!«, sagte Kev.
»Wo wir gerade von Murphy sprechen«, meinte Estella, »... ich würde ihn gern besuchen.«
Im Flur des Krankenhauses traf Estella vor Murphys Zimmertür Kylie, die lächelnd erklärte: »Ich dachte mir doch gleich, dass ich das alte Flugzeug von Dr. Dan gehört habe!«
»Ja, wir sind vorhin erst gelandet.«
»Murphy wird froh sein, Sie zu sehen, Missus«, meinte Kylie. »Er hat sich große Sorgen gemacht.« Sie warf einen Blick in sein Zimmer, und Estella tat es ihr nach. Murphy schien schon wieder eingeschlafen zu sein.
»Er hat auch geschlafen, als ich heute Morgen hier war«, sagte Estella enttäuscht.
»Betty meinte, er wäre die ganze Nacht wach gewesen, Missus.«
»Hatte er Schmerzen?«
»Ja, das auch. Aber ich glaube, er hat sich Sorgen um Sie gemacht, Missus. Ich habe gehört, Sie sind Ross Coopers Tochter.«
»Ja, Kylie. Ich habe ein schlechtes Gewissen, weil ich es auch dir nicht erzählt habe, obwohl du mir eine gute Freundin geworden bist.«
»Ist schon gut, Missus. Ich verstehe, warum Sie es den Leuten nicht erzählt haben.«
Wahrscheinlich, überlegte Estella, versteht Kylie es besser als irgendjemand sonst. Als Aborigine hatte sie während ihrer Ausbildung in der Stadt auch mit Vorurteilen zu kämpfen gehabt, und bei ihrer Arbeit im Krankenhaus musste sie noch immer Widerstände überwinden. »Vielen Dank, Kylie. Ich werde Murphy lieber nicht wecken – er muss sehr müde sein.« Sie wandte sich zum Gehen.
In diesem Moment schlug Murphy die Augen auf. »Estella!«, rief er.
»Ich dachte, du schläfst noch«, sagte sie und betrat sein Zimmer.
»Ich muss eingeschlummert sein, aber ich habe deine Stimme gehört.« Er glaubte noch immer zu träumen. »Wie war der Flug?«
»Zum Glück gab’s keine Zwischenfälle.«
Murphy runzelte die Stirn. »Und Ralphs Hund?«
»Dem ging es wirklich schlecht.« Estella setzte sich auf den Stuhl neben Murphys Bett. »Ich bin froh, dass ich hingeflogen bin, um das Tier zu behandeln. Übrigens sind wir zufällig genau über unsere Landepiste geflogen. Sie war aus der Luft gut zu erkennen.«
Murphy lächelte. »Du hast die ganze Arbeit gemacht, also ist es deine Landepiste!« Durch das offene Fenster betrachtete er Dans Maschine. »Ich kann nicht glauben, dass ich diese alte Blechkiste nicht landen gehört habe!« Genauso unglaublich fand er, dass er eingeschlafen war, während er auf Dan und Estella gewartet hatte – aber jede Sekunde ihrer Abwesenheit war ihm wie eine Stunde erschienen.
»Du musst sehr müde gewesen sein. Hoffentlich hast du dir nicht meinetwegen Sorgen gemacht.«
Murphy verzog das Gesicht. »Du hättest mir ein wenig Zeit geben können, mich an den Gedanken zu gewöhnen, dass du mit Dan fliegst.«
Seine Sorge rührte sie, doch sie
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