Ein Hoffnungsstern am Himmel Roman
glaubte eine Spur von Eifersucht in seiner Stimme zu hören. »Es tut mir Leid, Murphy, aber es musste sein.«
Er verstand, dass Estellas Hingabe an ihren Beruf ihr keine Ruhe gelassen hatte – eine der vielen Eigenschaften, die er so sehr an ihr bewunderte. »Hattest du denn keine Angst, so schnell wieder zu fliegen?«
»O doch, sogar schreckliche Angst. Aber wenn ich länger gewartet hätte, hätte ich vielleicht nie mehr den Mut aufgebracht.« Estella fand, dass Murphy sehr erschöpft aussah, und sie fühlte sich schuldig, weil er sich ihretwegen Sorgen gemacht hatte. »Ich war gerade zu Hause. Die Einwohner von Kangaroo Crossing sind dort fast vollzählig versammelt und setzen das Haus in Stand. Wags repariert das Dach, Marjorie hat neue Vorhänge genäht, Charlie hat die Küche gestrichen ...«
»Was sagst du da?« Murphy blickte sie verblüfft an. »Charlie und Arbeit? Eine Weltpremiere!«
»Das habe ich schon gehört«, erwiderte Estella lächelnd.
»Ich hab gesehen, wie sie das Baumaterial zum Haus brachten, nachdem ihr fort wart, und mich gefragt, was sie vorhatten«, erklärte Murphy.
»Vielen Dank für deine Unterstützung, Murphy. Das war sehr großzügig von dir ...«
»Ich habe den Leuten nur einige Dinge vor Augen geführt, über die sie nachdenken sollten. Alles andere lag bei ihnen. Sie sind anständige Menschen und wären wahrscheinlich irgendwann auch ohne mich darauf gekommen. Aber vielleicht wäre es dann zu spät gewesen.«
»Ich wusste, dass sie über mein Geständnis nicht gerade erfreut sein würden. Aber auf eine so zornige Reaktion war ich nicht vorbereitet.«
»Sie haben eben nicht mit dem Eingeständnis gerechnet, dass du Ross Coopers Tochter bist.«
Estella senkte den Kopf. »Ich hätte es dir zuerst sagen sollen, und das wollte ich auch.«
»Und warum hast du es nicht getan?«
»Ich habe es ja versucht – in der Wüste. Zuerst war ich noch zu sehr mit unseren Problemen beschäftigt. Doch als ich glaubte, wir würden da draußen sterben, habe ich es dir gesagt. Aber du hattest wieder einmal das Bewusstsein verloren. Und gestern Abend vor der Versammlung war ich hier, um es dir zu sagen, aber da hast du tief und fest geschlafen. Es tut mir Leid, Murphy, dass du es von jemand anderem erfahren hast ...«
»Klatsch ist im Outback schneller als ein Schwarm Fliegen auf dem Weg zu einem Kadaver.«
Estella meinte, Enttäuschung in seiner Stimme zu hören. »Wer ... hat es dir erzählt?«
»Das tut nichts zur Sache.«
»Wer immer es war, muss direkt nach der Versammlung hergekommen sein.« Estella konnte nur Vermutungen anstellen, warum derjenige es so eilig gehabt hatte.
Murphy antwortete nicht, und Estella musste wieder an die Person denken, die Mai mit Alkohol versorgt hatte. Irgendetwas Seltsames ging vor sich, und Estella war entschlossen, herauszufinden, was es war.
»Jedenfalls bin ich erleichtert, dass jetzt alles heraus ist«, meinte sie. »Tut mir Leid, dass ich nicht von Anfang an ehrlich gewesen bin.«
Murphy sah sie ernst an. »Ich verstehe, warum du es geheim gehalten hast. Ich habe dir ja schon einmal gesagt, dass so kleine, abgelegene Städte wie Kangaroo Crossing Menschen mit Geheimnissen anziehen.«
Estella ahnte, dass er von sich selbst und von Dan sprach. »Wahrscheinlich weißt du es nicht mehr, aber du hast mir unter dem Einfluss des Morphiums von Tom und Laura erzählt.«
Er starrte sie entsetzt an, also wusste er es tatsächlich nicht mehr.
»Ich bin froh, dass du es getan hast«, fügte Estella hinzu. »Es war höchste Zeit, dich von diesen quälenden Schuldgefühlen zu befreien. Du hast diese Last schon viel zu lange getragen.«
»Vielleicht ist es Zeit, mir selbst zu verzeihen, was damals geschehen ist«, sagte Murphy.
»Da gibt es nichts zu verzeihen«, erwiderte Estella energisch. »Es war nicht deine Schuld, was Laura zugestoßen ist. Ich bin sicher, dass Tom es jetzt, wo er Zeit hatte, über ihren Tod hinwegzukommen, ebenso sieht.«
»Das tut er.«
Sie blickte Murphy verwundert an.
»Ich habe vor ungefähr sechs Monaten einen Brief von ihm bekommen. Er bat mich ...«, Murphy vermochte die Worte kaum auszusprechen, »ihm zu verzeihen, dass er mir die Schuld gab. Er schrieb, der Schock sei schuld daran gewesen.«
Estella drückte seine Hand, und er sah sie eindringlich an. »Stehst du mir jetzt ... anders gegenüber, Estella?«
»Wegen der Geschichte mit Laura? Natürlich nicht!«
Murphy schüttelte den Kopf. »Nein, ich meine,
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