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Ein Hoffnungsstern am Himmel Roman

Titel: Ein Hoffnungsstern am Himmel Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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ihres Vaters bezog. Als Estella eingewandt hatte, dass die Winternächte bitterkalt werden konnten, hatte Mai erwidert, dass sie mit Binnie in deren Zimmer schlafen könne, dort sei genug Platz für sie beide. Estella schien es, als habe Mai das vor allem gesagt, um ihr eine Freude zu machen, denn sie saß oft lange da und starrte mit leerem Blick in unbekannte Fernen, als verspürte sie einen inneren Ruf, von hier fortzuziehen.
    Als die Stille im Haus zu drückend wurde, ging Estella zum Hotel, um ihren Onkel zu besuchen. Charlie saß auf einem Hocker an der Theke; Marty und Wags saßen links und rechts neben ihm. Die drei wandten Estella den Rücken zu und bemerkten sie deshalb nicht.
    »Beim nächsten Mal, wenn du nach Mungerannie oder Marree fährst, könntest du mir einen Vorrat an Bier mitbringen«, sagte Charlie gerade zu Wags. »Eine Dürre in der Natur ist schlimm genug, aber diese Bierdürre hat schon viel zu lange gedauert.«
    Estella hielt mitten im Schritt inne, enttäuscht von ihrem Onkel. Er wusste genau, dass Dan verzweifelt darum kämpfte, vom Alkohol loszukommen.
    »Du hast wohl vergessen, was vor ein paar Jahren passiert ist, als du Wags gebeten hast, Bier aus Marree mitzubringen?«, fragte Marty.
    »Ach, richtig«, erwiderte Charlie mit einem finsteren Blick auf den Postboten. »Du hast fast alles ausgetrunken, bevor du wieder in der Stadt warst.«
    Marty lachte herzlich, und Wags starrte die beiden anderen zornig an. »Fahrt ihr mal in dieser Hitze von Marree nach hier, ohne Durst zu kriegen«, stieß er hervor.
    »Durst?« Charlie schnaubte. »Ich hatte hundert Flaschen bestellt, und du bist mit weniger als einem Dutzend hier angekommen!«
    Jetzt wirkte Wags doch ein wenig schuldbewusst. »DerLastwagen hat wegen dem Gewicht der Flaschen immer wieder festgesessen.«
    »Und da kam dir ein sehr praktischer Einfall, wie du die Last verringern konntest!«, meinte Charlie lachend.
    Wags ignorierte ihn, und Charlie wandte sich Marty zu. »Meinst du, es wäre unverschämt von mir, wenn ich unseren neuen Piloten bitten würde, mir ein paar Kästen Bier mitzubringen?«
    »Seit wann bist du so zartfühlend?«, fragte Marty statt einer Antwort.
    »Unseren neuen Piloten?«, wiederholte Estella, und die Männer wandten sich überrascht um. »Welchen neuen Piloten?«
    Charlie blickte sie verlegen an. »Ich ... habe gerade einen Anruf aus Longreach bekommen. Ein Dr. Jones wird uns für ein paar Wochen aushelfen, und er hat anscheinend eine eigene Maschine.«
    »Hat Dan jemanden angefordert?«
    »Nein, das war ich. Ich wollte nicht, dass Dan dich noch länger in dieser Klapperkiste herumfliegt, die er Flugzeug nennt.«
    Seine Besorgnis rührte Estella. »Bist du sicher, dass es nicht eher Dan ist, um den du dir Gedanken machst?«
    Charlie schob trotzig das Kinn vor. »Ein Blinder kann sehen, wie angespannt er ist.«
    »Er bemüht sich sehr, Charlie«, meinte Estella lächelnd.
    »Das bewundere ich ja auch. Ich glaube nur nicht, dass er in seinem Zustand fliegen sollte. Also habe ich um einen Piloten gebeten – nur für die Zeit, bis Murphy wieder in der Luft ist.«
    »Hast du es Dan schon gesagt?«
    »Nein, noch nicht.«
    Estella war nicht sicher, wie Dan es aufnehmen würde. Die erste Woche ohne Alkohol war die Hölle für ihn gewesen. Seine körperlichen Entzugserscheinungen waren schlimm genug, doch der innere Kampf, den er jeden Tag aufs Neue ausfocht,war eine höllische Qual. Estella fand selbst, dass es für Dan nicht der günstigste Zeitpunkt war, am Steuer eines Flugzeugs zu sitzen. Zum Glück war sie seit dem Flug nach Yattalunga nicht mehr zu einer der stations oder Farmen gerufen worden, doch Dan hatte drei Patienten besuchen müssen und sich geweigert, Betty mitzunehmen – was deutlich zeigte, dass er sich selbst nicht über den Weg traute.
    Draußen hörte man ein Flugzeug landen. »Ist das schon Dr. Jones?«, fragte Estella.
    »Nein, das wird Murphy sein. Er ist mit einem Vertreter von der Versicherung zu der Stelle in der Simpson-Wüste geflogen, wo ihr notgelandet seid.«
    Estella fühlte Mitleid in sich aufsteigen. Sie wusste, was Murphy seine Cessna bedeutet hatte. »Wann wird Dr. Jones denn erwartet?«
    »In zehn bis zwölf Tagen. Anscheinend holt er sich noch eine brandneue Maschine ab, bevor er herkommt – also muss er entweder steinreich sein oder einen reichen Vater haben.«
    Es wunderte Estella, dass so jemand ausgerechnet in Kangaroo Crossing arbeiten wollte. »Bitte bestell jetzt

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