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Ein Hoffnungsstern am Himmel Roman

Titel: Ein Hoffnungsstern am Himmel Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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über die Wangen, und Stargazer stellte die Ohren auf. Marty sah verblüfft, wie der Hengst denKopf hob und sie aus kummervollen braunen Augen anblickte. Estella war tief berührt. Sie war immer schon der Meinung gewesen, dass die Augen eines Pferdes die Fenster seiner Seele waren, und Stargazer wirkte schrecklich verloren.
    »Der einzige Mensch außer mir, auf den er jemals so zugegangen ist, war meine verstorbene Frau«, stellte Marty fassungslos fest.
    Estella hörte ihn, drehte sich aber nicht um. Sie wollte das zarte Band nicht zerreißen, das sie eben erst zu dem Tier gesponnen hatte.
    »Ich glaube, Ihre Stimme hat ihn hypnotisiert«, fügte Marty hinzu. Estella hörte die Qual in seiner Stimme. Er musste seine Frau sehr geliebt haben – und obwohl Stargazer noch am Leben war, hatte Marty das Tier in gewisser Weise ebenfalls verloren.
    »Er ist lange nicht gebürstet worden«, stellte Estella fest und blickte traurig auf Stargazers verfilzte Mähne.
    »Er lässt nicht zu, dass man ihn berührt – nicht einmal mir erlaubt er es.«
    Estella trat näher an Stargazer heran und streckte vorsichtig die Hand aus, um seinen Hals zu streicheln. Marty unterdrückte einen erschrockenen Ausruf, und Estella sah, wie Stargazers gewaltige Muskeln sich anspannten. Als er die Berührung ihrer Finger auf der Haut spürte, legte er die Ohren an und zog die Oberlippe hoch. »Ist ja schon gut«, flüsterte Estella, die nun doch fürchtete, er könne sie beißen.
    »Sehen Sie sich vor! Er kann Sie in den Boden stampfen!«, warnte Marty.
    Er war ehrlich besorgt um ihre Sicherheit, und Estella konnte sich halbwegs vorstellen, wie Stargazer in der Vergangenheit reagiert hatte. »Braver Junge«, murmelte sie, fuhr ganz leicht mit den Fingern über das Fell unterhalb seiner Mähne und begann ihn mit sanft knetenden Bewegungen zu massieren. »Das gefällt dir, nicht wahr?«, sagte sie beruhigend und trat ganznah an ihn heran. Er hatte die Augen so weit aufgerissen, dass man das Weiß seiner Augäpfel sehen konnte; dann aber senkte er ganz langsam den Kopf und schien mit halb geschlossenen Augen in eine Art Trance zu verfallen.
    »Ich glaub’s einfach nicht«, flüsterte Marty.
    Nach ein paar Minuten beendete Estella die behutsame Massage Stargazers. Die Muskeln unter ihren Händen fühlten sich noch immer fest und verspannt an. Es würde ein hartes Stück Arbeit werden, doch sie war jetzt sicher, dass es sich um eine Muskelverletzung handeln musste. »Ich will es heute noch nicht übertreiben, sonst verliere ich am Ende sein Vertrauen wieder«, murmelte sie, wandte sich um und ging zum Zaun zurück.
    »Wie ... wie haben Sie das gemacht?«, fragte Marty fassungslos.
    »Pferdemassage«, erwiderte Estella. »Es gibt sie schon seit hunderten von Jahren, aber alle Welt hält sie für etwas ganz Neues. Man kann damit unzählige Beschwerden heilen. Sicher wissen Sie, dass ein Pferdekörper zu mehr als sechzig Prozent aus Muskelmasse besteht. Massage allein kann natürlich keine schwere Verletzung kurieren, aber sie unterstützt den Blutstrom und den Abbau von Nervengiften. Stargazers Verletzung liegt schon eine Weile zurück, deshalb leidet er nun leider unter atrophischen Veränderungen.«
    Marty runzelte die Stirn, und Estella sah die Furcht und Unsicherheit in seinem Blick. »Was ist das?«
    »Muskelschwund durch Bewegungsmangel. Aber es ist nicht Ihre Schuld, Marty. Stargazer hat Angst, sich zu bewegen, weil er dann vielleicht Schmerzen hätte. Diese Schmerzen können mittlerweile fast verschwunden sein, aber er fürchtet sie noch immer. Wenn ich herausgefunden habe, wo genau er sich verletzt hatte, kann ich mit Salben eine mögliche Entzündung bekämpfen und ihn massieren. Danach kann er mit leichtem Training beginnen. Es wird eine oder zwei Wochendauern, bis er die psychische Sperre überwunden hat und die Veränderungen in seinem Körper spürt. Aber er scheint mir zu vertrauen, und damit liegt die schwierigste Hürde schon hinter uns. Wie ist es mit Ihnen, Marty? Werden auch Sie mir vertrauen?«
    Marty blickte mit einem Ausdruck der Verwunderung zu Stargazer hinüber. Auch Marty selbst hatte ein seelisches Trauma erlitten. Und er hatte zu lange geglaubt, dass Stargazer nie mehr der Alte würde.
    »Ich muss schon sagen, Ihre Sicht der Dinge ist ein wenig ... ungewöhnlich.« Doch in Wirklichkeit war Marty unsagbar erleichtert, dass Estella nicht von einer Operation oder davon gesprochen hatte, Nadeln in Stargazers Haut zu stechen. So

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