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Ein Hoffnungsstern am Himmel Roman

Titel: Ein Hoffnungsstern am Himmel Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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Estella trocken. »Aber wo ich herkomme, fechten Frauen keine Stockkämpfe aus. Ich habe überlegt, ob ich Binnies wegen die Behörden informieren soll. Mir scheint, das Mädchen wäre in einem Waisenhaus besser aufgehoben, wo man sich um sie kümmert.«
    »Das kann nicht dein Ernst sein, Estella!«
    Sie schüttelte den Kopf, während sie sich an die Szene vom vergangenen Abend erinnerte. »Mai hatte ein Känguru erschlagen. Dann legte sie das tote, blutende Tier ins Feuer, ohne es abzuziehen. Ich habe noch nie etwas so Scheußliches gesehen.«
    »Aber so machen es die einheimischen Stämme nun mal, Estella. Würde Mai keine Kängurus und andere Tiere töten, würde sie verhungern, und Binnie ebenfalls.«
    Estella ging unruhig auf und ab. »Was für ein primitives Leben! Hat Ross denn nicht für seine Frau und seine Tochter gesorgt?«
    »Er hat ihr alles gegeben, was sie wollte – aber die Aborigines leben anders als wir. Für sie hat persönlicher Besitz keinen Wert.«
    Estella nickte. »Das bezweifle ich nicht. Mai hat meine Sachen überall im Haus verstreut. Ich verstehe nur nicht, warum sie mir gestern Abend gesagt hat, dass sie hier bleiben will, und heute Morgen war sie plötzlich verschwunden.«
    Charlie zuckte die Schultern. »Sie sind Nomaden. Manchmal bleiben sie monatelang hier, dann sind sie wieder ebenso lange fort. Sie ziehen einfach los, wenn es sie packt. Ehrlichgesagt ist es mir ganz recht, dass Edna nicht ständig hier ist. Du wirst dich sicher schnell an ihre Art gewöhnen.«
    Estella seufzte. »Ich kann mir jetzt keine Gedanken darüber machen. Ich muss mich ganz auf Stargazer konzentrieren, wenn ich ihm wirklich helfen will.«
    Etwas später, als Estella schon fast am Stall war, hörte sie in der Ferne wieder das Brummen eines Motors, lange bevor Murphys Maschine am weiten blauen Himmel erschien. Eine Zeit lang beobachtete Estella den Landeanflug, doch die Maschine verschwand hinter dem Gemischtwarenladen, bevor sie auf dem Boden aufsetzte. Die aufsteigenden Staubwolken markierten ihren Weg über die Rollbahn. Wenig später, als das Motorengeräusch verklungen war, lag die Stadt wieder in tiefer Stille unter dem blauen Himmel.
    »Wie geht es dir heute, Junge?«, fragte Estella, während sie sich Stargazer näherte. Er hielt den Kopf tief in den Futtertrog gesenkt. Estella warf einen Blick hinein, um sich zu vergewissern, dass Marty dem Pferd das richtige Futter gab. Der Hengst brauchte proteinreiche Nahrung, damit seine Muskeln sich regenerierten. Deshalb musste er Weizenkleie und Leinsamen- oder Sojamehl bekommen, das mit seinem normalen Futter vermischt wurde. Stargazers Ohren zuckten hin und her, denn er hatte sich noch nicht daran gewöhnt, regelmäßig Gesellschaft zu haben.
    »Ich hoffe, du hast besser geschlafen als ich«, murmelte Estella, während sie ihren Kopf an seinen schmiegte und die Augen schloss.
    Marty kam schweigend herbei und blieb am Zaun stehen. Erinnerungen überkamen ihn, als er sah, dass Estella genauso wie damals Myrtle ihren Kopf an den Stargazers lehnte. Zu seiner eigenen Verwunderung stiegen ihm Tränen in die Augen, und er fühlte einen Kloß in der Kehle. Insgeheim schalt er sich einen alten, sentimentalen Narren, besonders, als er daran dachte, was die anderen Männer von Kangaroo Crossinggesagt hatten. Er hatte im Stillen damit gerechnet, dass sie ihn kritisierten – jedoch nicht so bald.
    »Du hast dein Frühstück jedenfalls genossen, nicht wahr, mein Junge?«, fragte Estella lächelnd, und Stargazer schlug mit dem Kopf, als wollte er nicken. Er war bloß unruhig, doch es sah aus, als antworte er ihr.
    »Guten Morgen!«, sagte Marty mit rauer Stimme.
    »Oh, guten Morgen!« Estella sah, dass Marty sich nicht wohl in seiner Haut fühlte. Sie vermutete, dass er sich Gedanken um den Hengst machte. »Kann sein, dass ich es mir nur einbilde, aber ich finde, Stargazer sieht heute schon ein bisschen besser aus, was meinen Sie?«
    Marty schnaubte spöttisch. »Das bilden Sie sich ein!«, stieß er hervor. Estella blickte ihn überrascht an.
    »Eine etwas positivere Einstellung wäre sicher hilfreich, Marty«, gab sie zurück.
    Er presste die Lippen zusammen und wandte sich ab. Estella musterte ihn eingehender und erriet, was geschehen war. »Lassen Sie sich doch nicht von den Bemerkungen anderer beeindrucken!«, meinte sie. »Die Welt ist voller Nörgler!«
    »Manche halten mich für einen Dummkopf, weil ich das hier zulasse«, sagte er mürrisch.
    »Sie sind kein

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