Ein Hoffnungsstern am Himmel Roman
Dummkopf, und das werden die anderen sehr bald feststellen. Wer zuletzt lacht, lacht am besten, Marty! Wenn Stargazer in Hochform ist, werden die anderen große Augen machen.« Lächelnd blickte Estella zu dem Hengst auf. »Komm, lass uns anfangen, Junge – es scheint, als müssten wir den anderen etwas beweisen!«
Marty warf ihr einen finsteren Blick zu, bevor er sich umwandte und davonging.
»Ich glaube, du wirst dich ganz besonders anstrengen müssen, Stargazer«, flüsterte sie. »Es sieht nämlich so aus, als stünde Martys Ruf auf dem Spiel – und meiner ebenfalls.«
Da Stargazer am Widerrist fast einen Meter neunzig maß,musste Estella einen Hocker benutzen, wenn sie ihn dort massieren wollte. Sie tat es behutsam und strich sanft mit den Fingern über sein Fell, als Murphy auftauchte und ihr schweigend zuschaute. Der Hengst war sehr unruhig; er ließ sich nicht gern am Rücken berühren, doch Estella fand, dass es Zeit wurde, zur Wurzel des Problems vorzudringen – der Stelle der eigentlichen Verletzung. Sie glaubte, diese in einer Muskelgruppe in der Nähe der Hüfte oder der Lendenwirbelsäule entdeckt zu haben, doch sie konnte erst ganz sicher sein, wenn der Hengst ihr dort eine gründlichere Untersuchung erlaubte. Vom Widerrist aus arbeitete sie sich langsam zum Rücken vor. »Ho!«, rief sie, als Stargazer beinahe den Hocker umstieß. »Ganz ruhig, Junge!«
»Vorsicht!«, meinte Murphy erschrocken, als Estella beinahe den Halt verlor. Sie stieg vom Hocker und beschloss, Stargazer fünf Minuten Pause zu gönnen, damit er sich ein wenig beruhigte.
»Vielleicht gehen Sie ihm zu schnell vor«, meinte Murphy statt einer Begrüßung.
Estella bedachte ihn mit einem Blick, der ihm deutlich sagte, was sie von seiner Einmischung hielt. »Würden Sie sich freuen, wenn jemand Ihnen zu erklären versuchte, wie Sie Ihre Maschine fliegen sollen?«
Murphy runzelte die Stirn. »Ich möchte Sie nur davor bewahren, verletzt zu werden. Stargazer ist unberechenbar.«
»Ich wäre keine gute Tierärztin, würde ich mich vor großen Tieren fürchten.«
Murphy hob beschwichtigend die Hände. »Schon gut, ich sag ja schon nichts mehr!« Trotzdem musste er daran denken, was Ross Cooper passiert war.
Estella beschloss, das Thema zu wechseln. »Wie geht es dem Viehtreiber, zu dem Sie Dr. Dan geflogen haben?«
»Sein Bein war tatsächlich gebrochen, aber er hatte Glück im Unglück, weil nichts gesplittert war.«
»Wie ist es passiert?«
»Er ist beim Viehzählen vom Pferd gestürzt«, erwiderte Murphy und warf Estella einen viel sagenden Blick zu. »Haben Sie sich in Ross’ Haus schon eingelebt?«
»Ja. Es war sehr schmutzig, aber wir haben gründlich sauber gemacht, und jetzt fühle ich mich dort ziemlich wohl.«
»Sehr gut.«
»Gestern Abend hatte ich überraschende Besucher.«
»Und wer?«
»Ross Coopers Frau und ihr Kind.«
Murphy wirkte ehrlich verwundert. »Mai und Binnie?«
»Ja. Oder hat er noch andere Frauen und Kinder gehabt? Ehrlich gesagt, würde mich inzwischen nichts mehr überraschen.«
»Mai ist seit Monaten nicht mehr in Kangaroo Crossing gewesen. Ich glaube, Ross hat sie selbst nur ein paar Mal im Jahr für ein paar Wochen gesehen. Er pflegte zu sagen, dass sie an Wanderlust leide.«
»Da hatte er wohl Recht. Nachdem sie zuerst unbeirrbar darauf bestanden hatte zu bleiben, war sie fort, als ich heute Morgen aufstand.«
»Wahrscheinlich sehen Sie Mai jetzt erst einmal monatelang nicht wieder, falls überhaupt.«
Estella war froh, wenigstens wieder in Ruhe schlafen zu können, auch wenn sie sich Binnies wegen noch immer Sorgen machte. »Haben Sie Teddy Hall gesehen?«
»Nein. Warum fragen Sie?«
»Wie ich hörte, hat er Probleme mit seinen Kühen. Anscheinend hat er Kälber verloren.«
»Ja, Mike Lester erwähnte so etwas. Einige der anderen Farmer befürchten, dass eine ansteckende Krankheit der Grund dafür sein könnte.«
Estella wusste, dass die Farmer tatsächlich Grund zur Sorge hatten.
»Haben Sie eine Ahnung, was es sein könnte?«, wollte Murphy wissen.
»Um sicher zu sein, müsste ich die betroffenen Tiere untersuchen – aber ich habe eine Theorie. Ich hoffe nur, es ist nicht das, was ich vermute. Glauben Sie, ich sollte Teddy meine Hilfe anbieten?«
Murphy schüttelte den Kopf. »Er weiß ja, wo er Sie findet, wenn er Sie braucht.«
»Sie wissen genau, dass er mich nicht um Hilfe bitten wird. Er hat mir mehr als deutlich zu verstehen gegeben, dass er kein Vertrauen in
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