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Ein Hoffnungsstern am Himmel Roman

Titel: Ein Hoffnungsstern am Himmel Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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vorenthalten hast.«
    Caroline wunderte sich über den energischen Ton der Freundin. »Verstehst du nicht, dass ich an diesem scheußlichen Ort einfach nicht leben konnte? Ich wäre dort zu Grunde gegangen – und Estella wird es dort auch nicht aushalten, das weiß ich genau.«
    Flo war anderer Meinung. »Das hängt wohl davon ab, wie viel von ihrem richtigen Vater sie in sich trägt, nicht wahr? Eines ist jedenfalls sicher. Sie wird sich alle Mühe geben.«

15
    G leich bei ihrer Rückkehr bat Estella Mai, im Herd Feuer zu machen. In ihrem Heim in Mayfair hatte sie einen modernen Gasherd gehabt und zögerte nun, den alten Holzofen selbst zu heizen. Mai aber wollte lieber draußen ein Feuer machen, und so stritten sie eine Weile, doch schließlich setzte Estella sich durch.
    Während Mai und Binnie Holz sammelten, begann sie das Gemüse für den Lammeintopf zu putzen. Zwar hatte sie früher bei festlichen Diners für die wichtigen Kunden ihres Mannes eine Küchenhilfe beschäftigt, sonst aber darauf bestanden, alle Mahlzeiten selbst zuzubereiten. Deshalb war das Kochen ihr nicht fremd. James hatte am liebsten Roastbeef, Schweinemedaillons und Räucherlachs oder Forelle gegessen. Als sie ihm einmal einen Eintopf vorsetzte, hatte er sich bitter beschwert und behauptet, das sei ein »Essen für Arme«.
    Wie die Dinge sich innerhalb einiger Wochen ändern können, ging es ihr durch den Kopf, als sie nun das Gemüse schälte und klein hackte und es zusammen mit dem Fleisch in einen Topf gab. Sie streute eine Prise Salz darüber und gab eine Hand voll Graupen und getrocknete Erbsen dazu, die sie in einem der Schränke gefunden hatte.
    Als Mai das Feuer in Gang gebracht hatte, stellte Estella den Eintopf zum Köcheln auf den Herd. Sie sagte Mai, diese brauche nicht auf die Jagd zu gehen, da das Essen für sie alle reichen würde. Doch die Aborigine warf einen zweifelnden Blick aufden Topf und machte sich daran, hinter dem Haus ein Feuer aufzuschichten. Estella blieb mit dem Gefühl zurück, dass Mai ihr nicht zutraute, etwas Nahrhaftes zu kochen.
    Als Mai dann mit Binnie fortging, nahm Estella an, die beiden wollten jagen, und murmelte vor sich hin: »Wie ihr wollt.« Sie jedenfalls war entschlossen, das erste frische Gemüse seit Wochen gebührend zu genießen.
    Während der Eintopf vor sich hin köchelte, nahm Estella ein Bad. Sie füllte den Zuber nur einige Zentimeter hoch, doch das genügte, um mit Genuss im kühlen Nass zu planschen. Ihr Leib rundete sich bereits zu einem kleinen Hügel, und sie lächelte bei dem Gedanken an das Leben, das in ihr heranwuchs. Doch ihren glücklichen Gedanken an das Kind folgte stets tiefe Niedergeschlagenheit, weil sie ihre Freude nicht mit James teilen konnte. Er hatte bewiesen, dass er selbstsüchtig und nicht vertrauenswürdig war und deshalb niemals ein guter Vater oder Ehemann sein würde.
    Nach dem erfrischenden Bad machte Estella sich daran, den wichtigsten Brief ihres Lebens zu schreiben. Doch sie hatte gerade Liebe Mutter geschrieben, als sie jemanden rufen hörte. Ihr schlechtes Gewissen meldete sich, weil sie ungeheuer erleichtert war, das Unausweichliche noch ein wenig aufschieben zu müssen.
    Als sie die Tür öffnete, entdeckte sie Phyllis Edwards auf der vorderen Veranda.
    »Hallo, Estella«, rief diese fröhlich, obwohl ihr die Schweißtropfen auf der Stirn standen. »Ich hoffe, ich störe nicht, aber ich dachte mir, ich bringe Ihnen ein paar Dinge, die Sie vielleicht brauchen können.« Sie hielt einen Karton in den Armen, der ziemlich schwer aussah.
    Überrascht sah Estella sie an. »Ich hatte doch gar nichts bestellt, Phyllis«, gab sie zurück. »Aber kommen Sie bitte herein!« Sie ließ ihr den Vortritt und folgte ihr in die Küche.
    »Irgendetwas duftet hier ganz köstlich«, stellte Phyllis fest,nachdem sie den Karton auf dem Tisch abgestellt, den breitkrempigen Hut abgenommen und sich aufmerksam umgeblickt hatte. Sie trug eine pastellfarbene, kurzärmelige Bluse und eine leichte Hose.
    »Ich koche Lammeintopf«, sagte Estella.
    »Ja, danach duftet es auch. Aber ich weiß, dass Sie nicht im Laden gewesen sind. Woher haben Sie die Zutaten?«
    Estella wunderte sich noch immer über die direkte Art der Menschen in Kangaroo Crossing und fragte sich, ob sie sich jemals daran gewöhnen würde. Murphy hatte sie davor gewarnt, dass er stets sagte, was er dachte, doch er hatte zu erwähnen vergessen, dass dies auch für alle anderen galt. »Annie Hall war so freundlich,

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