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Ein Hoffnungsstern am Himmel Roman

Titel: Ein Hoffnungsstern am Himmel Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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Lastwagen mitgebracht, lange, nachdem Dan hierher gezogen war. Die Maschine sah aus, als wäre sie bei einem Absturz schwer beschädigt worden. Murphy hat einige Ersatzteile für sein Flugzeug ausgebaut, und Dan bastelt von Zeit zu Zeit daran, wobei Murphy ihm manchmal hilft. Ich habe Murphy sogar einmal danach gefragt, aber ich erinnere mich nicht mehr an seine Antwort.«
    »Ihr Vater hat mir erzählt, dass Sie fliegen lernen. Ich finde das sehr mutig von Ihnen.«
    Phyllis’ Miene hellte sich auf. »Ich liebe das Fliegen. Ich fühle mich jedes Mal so frei und lebendig dort oben!«
    Estella lächelte. »Mir war nicht wohl auf dem Flug hierher. Ich kann Ihre Begeisterung leider nicht teilen.«
    »Das Fliegen ist wundervoll. Und Murphy ist ein sehr guter, geduldiger und einfühlsamer Lehrer.« Sie errötete plötzlich. Estella schloss daraus, dass sie ihre Gefühle nicht so offen hatte zeigen wollen.
    »Er ist ein sehr männlicher Typ, finden Sie nicht?«, fuhr Phyllis fort.
    »Ich denke schon«, erwiderte Estella zurückhaltend.
    »Aber er sieht einem nie direkt in die Augen, ist Ihnen das schon aufgefallen? Ich glaube nicht, dass man einem Menschen trauen kann, der einen nicht offen ansieht.«
    Estella musste ihr Recht geben.

    Als es dunkel wurde, waren Mai und Binnie noch immer nicht zurück. Estella aß eine große Portion von dem Lammeintopf, der köstlich schmeckte. Dann suchte sie nach dem Tagebuch, das Phyllis erwähnt hatte, konnte es aber nicht finden, sodass sie sich schließlich daranmachte, ihren Brief weiterzuschreiben. Der Anfang fiel ihr schwer, doch als sie erst einmal begonnen hatte, schien es ihr, als würde sie sich von einem Dämon befreien. So ausführlich sie konnte, berichtete sie über dieBegegnungen und Ereignisse der letzten Zeit, die ihr Leben vollkommen auf den Kopf gestellt hatten. Erschöpft und ausgehöhlt beendete sie den Brief schließlich mit den Worten: In Liebe, Estella.
    Vor dem Schlafengehen setzte sie sich noch eine Weile auf die Veranda und atmete tief die Abendluft ein. Sie fühlte sich unendlich klein, als sie hinauf zum weiten Himmel blickte, an dem die Sterne strahlend hell leuchteten und zum Greifen nah erschienen. Der Mond stand hinter dem Haus, doch er tauchte die Umgebung in ein silbriges Licht, das die Ödnis der Landschaft milderte und die fernen Hügel mit einem leuchtenden Mantel umhüllte.
    Kängurus hüpften umher und zupften an den Büschen, bevor sie weiterzogen. Emus blieben stehen, um Estella neugierig zu mustern. Besonders gefiel ihr ein Pärchen, dem einige gestreifte Küken folgten.
    Eine Zeit lang war alles still. Nur die Sinfonie der Insekten erfüllte die Nacht. Estella schloss die Augen und versuchte sich zu entspannen. Doch mit dem Brief über das Scheitern ihrer Ehe waren alle ihre verwirrten Gefühle wieder da, und tief in ihrem Innern wühlte der Schmerz.
    Als Estella die Augen wieder aufschlug, stand der Dingo vor ihr und beobachtete sie. Im Mondlicht schimmerte sein Fell fast weiß. Die Unwirklichkeit der Szene verlieh Estella ein trügerisches Gefühl der Sicherheit. Fast hätte sie vergessen, dass der Dingo ein wilder Hund und nicht an Menschen gewöhnt war. Beinahe hätte sie die Hand ausgestreckt, um ihn zu streicheln.
    Sie fragte sich, was ihr Vater wohl über den Dingo gedacht hätte – und das erinnerte sie wieder an sein Tagebuch. Sie nahm sich vor, Mai danach zu fragen. Bei diesem Gedanken fiel ihr ein, dass Mai in den vergangenen Tagen einen Gürtel um die Taille getragen hatte, an dem eine kleine Tasche befestigt war. Was wohl darin sein mochte?
    Wieder sah sie den Dingo an, dessen Blick klug und aufmerksam wirkte. Beinahe schien es ihr, als könne er ihre Gedanken lesen. Estella lächelte ihn an und sagte: »Ich bin sehr müde, mein Freund, und gehe schlafen.«
    Der Dingo setzte sich und beäugte sie unentwegt. Estella wollte gerade aufstehen, als plötzlich ein scharfer Schmerz durch ihren Leib schoss. Sie verzog das Gesicht. Erschrocken hielt sie inne. »Nicht mein Baby«, flüsterte sie. »O Gott, bitte nimm mir nicht mein Baby!« Der Schmerz ließ einen Augenblick nach, und sie holte tief Atem.
    Der Dingo stand auf. Er betrachtete sie so aufmerksam wie zuvor. Worauf wartet er?, fragte sich Estella. Eine neuerliche Woge der Furcht stieg in ihr auf, und zum ersten Mal fühlte sie sich als Beute des Dingos.

16
    A ls Estella sich aufrichtete, fühlte sie den nächsten Krampf im Unterleib, der noch schmerzhafter war als der

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