Ein Hologramm für den König
war.
Hannes Büro war ein zehn Quadratmeter großer Glaskasten und sah aus, als wäre sie Minuten vorher eingezogen. Das Mobiliar bestand aus einem billigen Spanplattenschreibtisch mit Walnussholzfurnier und zwei silbernen Aktenschränken. Nichts an den Wänden außer einem mit Klebeband befestigten Blatt Papier hinter ihrem Schreibtisch mit den Worten ste consulting. Sie las wohl seine Gedanken, denn sie sagte: – Ich hab mit Arbeitsverträgen zu tun, den Löhnen der vielen Vertragsfirmen. Da kann ich nichts rumliegen lassen.
Es gab keinerlei Fotos von irgendwelchen Familienangehörigen oder sonstigen menschlichen Kontakten. Als sie Platz nahm, verschränkte sie die Hände vor sich, und das Bild einer Richterin war perfekt.
– Kommen Sie da draußen klar?, sagte sie und deutete mit einem Nicken zum Fenster, und jetzt konnte Alan das Zelt sehen, in weiter Ferne.
– Ja, genau danach wollte ich fragen. Warum möchte der König diese Präsentationen in einem Zelt stattfinden lassen? Wäre das nicht …
– Na ja, dieses Gebäude hat nur eine begrenzte Zahl von fertigen Räumen, und die können wir den Präsentierern nicht so lange überlassen, wie es möglicherweise dauert. Wenn Sie sich in einem der Konferenzräume einrichten würden, könnten wir den wochen- oder monatelang nicht benutzen.
– Und das WLAN ? Unser Signal ist schwach bis gar nicht vorhanden.
– Da werd ich mich auf jeden Fall erkundigen.
– Es ist unabdingbar für die Präsentation.
– Ich verstehe. Ich bin sicher, da findet sich eine Lösung. Ist heute Ihr erster Tag?
– Der zweite.
– Waren Sie vorher schon mal in Saudi-Arabien?
– Nein.
– Tja, hier braucht alles seine Zeit. Und außerdem sind Sie hier mitten in der Pampa. Haben Sie sich schon umgesehen?
– Ja.
– WLAN ist noch das geringste unserer Probleme.
Alan rang sich ein Lächeln ab. Er hatte keine Ahnung, ob das Ganze hier ein ausgeklügelter Scherz war, der mit ihnen allen getrieben wurde.
– Soll ich später wiederkommen?
– Wieso sollten Sie?
– Sie haben gesagt, Karim al-Ahmad käme später.
– Vielleicht, vielleicht auch nicht. Kommen Sie lieber morgen wieder.
Das Wissen, dass er den Rest des Tages absolut nichts tun konnte, war irgendwie ärgerlich und verlockend zugleich.
Sie lächelte. – Sind Sie von der Ostküste?
Er nickte. Er hatte die ganze Zeit versucht, ihr Gesicht und ihren Akzent zuzuordnen, und jetzt glaubte er zu wissen, woher sie kam. – Sie sind Dänin.
Sie kniff die Augen zusammen, legte den Kopf schief. Eine Neubewertung.
– Nicht schlecht, sagte sie. Haben Sie sich schon umgewöhnt? Die Zeitverschiebung?
– Ich habe zweiundsechzig Stunden nicht geschlafen.
– Tragisch.
– Ich fühle mich wie eine Glasscheibe, die zerschlagen werden muss.
– Haben Sie Tabletten?
– Nein. Das fragt mich jeder. Ich wünschte, ich hätte welche.
Sie blinzelte ihn vielsagend an. – Ich hab da was.
Sie holte einen Schlüssel hervor, öffnete eine Schublade in ihrem Schreibtisch und stellte irgendetwas auf den Boden. Mit dem Fuß schob sie es zu ihm, bis es sein Schienbein berührte.
– Nicht nach unten schauen.
Aber er hatte bereits hingesehen. In einer Büchertasche stand etwas, das aussah wie eine dünne, grüne Flasche, groß und mit abgeflachten Seiten.
– Olivenöl?, fragte er.
– Genau. Das erzählen Sie jedem, der fragt. Probieren Sie es erst, wenn Sie wieder im Hotel sind. Ich bin ziemlich sicher, es wird Ihre Glasscheibe zerschlagen.
– Danke.
Sie stand auf. Die Besprechung war zu Ende.
– Hier ist meine Nummer, sagte sie. Rufen Sie an, wenn Sie bei irgendwas Hilfe brauchen.
Er kehrte zum Zelt zurück, wo sich die jungen Leute auf drei Ecken verteilt hatten. Sie saßen mit übereinandergeschlagenen Beinen da, Computer auf dem Schoß, und checkten ihre Signale.
– Irgendwas Neues?, fragte Brad.
Alan versteckte seine Flasche hinter einer Falte im Zelt.
– Nichts Konkretes, sagte er.
Er erklärte, dass ihr Ansprechpartner al-Ahmad an dem Tag nicht kommen würde, aber am nächsten. – Morgen wird sich alles regeln, sagte er.
– Haben Sie was gegessen?, fragte Cayley. Der Ton ihrer Stimme unterstellte, dass er, Alan, soeben ein wunderbares Essen in der Black Box genossen, aber den Leidenden im Zelt nichts mitgebracht hatte.
Er hatte seit dem Frühstück nichts gegessen. Die jungen Leute waren anscheinend befriedigt, weil Alan genauso machtlos war, wie sie bislang angenommen hatten.
– Also, sollen wir
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