Ein Hologramm für den König
Salem. – Alter. Das war Spaß. Spaß . Entspann dich.
Salem schäumte noch immer. – Entspann du dich.
Yousef grinste. – Nein, entspann du dich.
Es wurde rasch dunkel, als sie durch die Berge fuhren.
– Das Al-Sarawat-Gebirge, erklärte Salem. Warten Sie, bis wir oben sind. Dann sehen Sie die Paviane. Mögen Sie Paviane?
Und dann waren sie da. Oben auf dem Gipfel hielt Yousef an einem Aussichtspunkt, gut fünfzehnhundert Meter hoch, die Wüste unter ihnen hundert Meilen weit sichtbar. Und überall auf dem Parkplatz des Aussichtspunktes saßen Paviane, fraßen, liefen herum, zahm wie Hauskatzen.
Sie brausten durch Taif, eine Stadt hoch oben in den Bergen, mit hellen Farben und kühlen Winden, und glitten dann in das raue Gelände dahinter. Die Straße wurde einsamer, je näher sie Yousefs Geburtsdorf kamen, und als sie es erreichten, schlief Salem tief und fest, und Alan döste vor sich hin.
Yousef bremste den Wagen jäh ab. – Aufwachen, ihr nutzlosen Kerle!
Salem stöhnte und boxte gegen die Rückenlehne von Yousefs Sitz.
Vor ihnen umringte ein gezackter Bergkamm eine Anhäufung von Lichtern, die sich in ein kleines Tal schmiegten. Die Siedlung konnte höchstens aus ein paar Dutzend Häusern bestehen, ein paar Hundert Menschen.
– Das ist der ganze Ort, sagte Yousef. Wir sehen ihn morgen.
Sie bogen in eine Zufahrt, die mit zwei Kehren ein gutes Stück den Hang hinaufführte, bis sie zu einem gewaltigen Gebäude kamen. Es sah überhaupt nicht aus wie ein Haus.
– Das ist es?, fragte Alan.
– Ja, sagte Yousef. Das Haus, das Sandalen gebaut haben.
Es sah eher aus wie ein Hotel, irgendein städtisches Gebäude. Es war ein dreistöckiger Bau aus Lehmziegeln und Glas. Sie hatten auf einem weiten Platz geparkt, auf den zwanzig Fahrzeuge gepasst hätten. Es gab sogar eine kleine Moschee auf dem Grundstück, ein wenig tiefer gelegen.
– Ich hatte keine Ahnung …, sagte Salem. Er war auch noch nie da gewesen.
Während er und Alan noch alles bestaunten, kam ein Mann aus dem Haus auf sie zu gelaufen. Er war klein, kleiner als Yousef und korpulenter. Sein Gesicht war rund, sein Lächeln breit und zahnlos. Er nahm Yousefs Hand und schüttelte sie kräftig. Er wurde Salem vorgestellt und schüttelte auch ihm die Hand. Doch als Alan ihm die Hand hinhielt, war es, als müsste der Mann die Geste neu lernen. Er nahm sie und schüttelte sie, und dann zog er seine Hand zurück, langsam, wie aus dem Maul eines Tieres, das er nicht reizen wollte.
– Das ist Hamza. Der Verwalter, erklärte Yousef. Er arbeitet seit zwanzig Jahren für meinen Vater. Aber ich habe meinem Dad nicht gesagt, dass Sie mitkommen.
– Warum nicht?, fragte Alan.
– Nichts für ungut, aber das hier ist der Stolz meines Vaters. Er würde nicht wollen, dass es entweiht wird von, na ja, Ihnen. Kleiner Scherz.
Aber es war kein Scherz.
Hamza drehte sich um, führte sie zur Tür und öffnete sie.
Yousef trat ein und drehte sich in der Tür um.
– Bereit? Das ist es, sagte Yousef, dessen Verhalten rasch von missachteter Teenager in stolzer Sohn umschlug.
Im Innern wirkte das Haus wie eine Reihe von leeren, mit Teppich ausgelegten Festsälen, groß genug, um hundert oder mehr Leuten Platz zu bieten. Ein paar mächtige Kronleuchter erhellten jeden der riesigen Räume, die lediglich mit Bänken entlang den Wänden möbliert waren. Das gesamte Haus, so schien es, diente ausschließlich zu Vergnügungszwecken.
– Das ganze Dorf passt hier rein. Das war ihm wichtig. Jede Hochzeit im Dorf wird hier gefeiert. Ich muss Sie mal zu einer einladen, sagte Yousef zu Alan. Sie wären begeistert. Sie könnten eine Tracht tragen, ein besonderes Messer, alles.
Alan versuchte den Erbauer dieses Hauses mit dem barschen und bitteren Mann, den er kennengelernt hatte, in Einklang zu bringen. Es schien ausgeschlossen, dass dieser Mann das hier gebaut hatte. Das hier war ein Akt von enormer Weitsicht und Großherzigkeit, und Yousefs Vater hatte nicht den Eindruck erweckt, auch nur eines von beiden zu besitzen. Sie gingen in den zweiten Stock. Die Treppenstufen waren aus gegossenem Beton und uneben, als hätte der Maurer so weit oben nicht mehr genau aufgepasst.
– Diese Etage haben sie ein bisschen schneller fertiggestellt, sagte Yousef mit einem Lächeln. Aber die Aussicht lohnt sich.
Sie traten auf einen breiten Balkon. Die Luft war klar und kühl, die Aussicht überwältigend. Alan und Yousef und Salem und Hamza standen da und blickten über das
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