Ein Hologramm für den König
Tal.
– Oh, ich muss euch was zeigen, sagte Yousef und sprang die Treppe hinunter.
Er führte Alan und Salem in einen kleineren Raum, der leer war bis auf einen riesigen Safe an einer Wand und einen Stapel dünner Matratzen an der anderen.
– Irgendwo hier, sagte er, nahm eine Matratze nach der anderen und warf sie zu Boden. Alan hatte das gleiche Gefühl wie früher, wenn die Kinder seiner Freunde ihn mit auf ihr Zimmer nahmen, um ihm jedes Spielzeug zu zeigen, das sie besaßen, und mit jedem staunenden Wort von ihm selbst begeisterter wurden. Yousef drehte sieben oder acht Matratzen um, bis er fand, wonach er suchte: ein Waffenlager. Es waren mindestens ein Dutzend Gewehre, einige neu, einige alt und handgemacht, mit Holzgriffen und sorgsam geschnitzten Verzierungen.
– Das hier hat meinem Großvater gehört, sagte er, ein veraltet aussehendes Gewehr in beiden Händen. Er übergab es Alan, als würde er ihm ein Neugeborenes übergeben. Es war schwer, aus massivem Hartholz gefertigt.
– Das hier ist neuer. Yousef nahm Alan das erste Gewehr weg und gab es Salem. Er ersetzte es durch das neue Modell, das aussah wie eine gewöhnliche Winchester Kaliber .44. Alan sah nach und tatsächlich, es war eine. Salem bewunderte die Gewehre höflich, konnte aber sein Desinteresse nur schwer verhehlen. Alan dagegen war fasziniert. In seiner Jugend war er ein ganz passabler Schütze gewesen und hegte seitdem eine Vorliebe für alte Gewehre wie das hier. Er hätte furchtbar gern mit einem gezielt, mit einem geschossen, war aber unsicher, ob sich das gehörte. Er begnügte sich damit, sie alle zu loben, und als Yousef anfing, sie wieder ins Matratzenversteck zu packen, nahm er an, er würde sie nie wiedersehen.
Er hoffte beinahe, dass Yousef sie ernsthaft brauchte, um diejenigen abzuwehren, die sich mit dem Mann seiner Exfrau verbündet hatten. Die Vorstellung, dass sie herkommen und diese Festung überfallen würden, war absurd, erfüllte Alan aber gleichzeitig mit einem Gefühl von Hoffnung, von Möglichkeiten. Er stellte sich vor, wie er auf dem Balkon hockte, Angreifer ins Visier nahm. Er wollte irgendwas Dramatisches tun, um seinen Freund zu beschützen.
– Wie stehen die Chancen, dass diese Typen wirklich herkommen?, fragte Alan.
– Welche Typen?
– Der Ehemann, seine Männer?
– Ist das Ihr Ernst? Die haben keine Ahnung, dass es dieses Haus gibt. Glauben Sie, die würden vier Stunden durch die Wüste fahren, um mir bis hierher zu folgen?
Alan verwarf den Gedanken mit einem Kopfschütteln, aber irgendetwas war zwischen ihnen klar geworden. Yousef verstand, dass Alan keine Angst vor ihrem Angriff hatte, sondern im Gegenteil offen dafür war, ihn begrüßen würde. Er legte Alan eine Hand auf die Schulter, drehte ihn um, schob ihn sachte aus dem Gewehrraum und machte das Licht aus.
Sie gingen auf die Terrasse im ersten Stock. Hamza brachte Teppiche und Kissen und arrangierte sie in ordentlichen Reihen. Er eilte hinein und kam mit einem kompletten Teeservice zurück, um sie dann mit großer Feierlichkeit zu bedienen.
Alan trank seinen Tee, der süß war und nach Minze schmeckte, während Salem beiläufig seine Gitarre stimmte. Alan wusste nicht, was kommen würde, aber als Salem anfing zu klimpern und dabei percussionmäßig auf das Holz schlug, klang es wie ein westlicher Popsong, etwas, das man schon mal beim Einkaufen hörte.
Der Abend wurde kühl, ein sanfter Wind kam das Tal hoch und strich durch die Festung. Wie von der Brise getragen, tauchte tief unten ein Licht auf. Dann zwei weitere. Es war ein Motorrad, gefolgt von einem kleinen Lastwagen, und beide bewegten sich die Zufahrt hoch.
Yousef deutete mit einem Nicken auf die Gitarre, und Salem verstand. Er packte sie weg, ging schnell mit ihr ins Haus und kam ohne zurück.
Kurz darauf erschienen drei junge Männer auf der Terrasse. Alle trugen Weiß. Sie waren irgendwo zwischen dreizehn und sechzehn und gebaut wie Yousef, klein und füllig in der Mitte. Alle trugen weiße Thawbs, rote Gutras – Minigeschäftsmänner mit breitem, strahlendem Lächeln. Sie eilten zu Yousef und umarmten ihn.
– Das sind meine Cousins, sagte Yousef zu Alan. Zwei von ihnen jedenfalls. Der Dritte ist ihr Freund.
Alan schüttelte jedem zur Begrüßung die Hand, und Yousef und die Cousins unterhielten sich eine Weile auf Arabisch. Salem blieb auf der Terrasse, als wüsste er, dass diese Männer aus dem Dorf eine andere Spezies waren. Yousef war die Brücke zwischen der
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