Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Hologramm für den König

Ein Hologramm für den König

Titel: Ein Hologramm für den König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Eggers
Vom Netzwerk:
Maurerarbeit durchgeblättert hatte, zum Baumarkt und kaufte zwei Säcke Fertigzement.
    Dann fuhr er zu einem Händler gleich neben dem Highway, der Natursteine verkaufte. Das war der beste Teil, etwas, worüber er rein gar nichts gewusst hatte. Er spazierte über das Gelände, wo große Haufen Steine in kleinen Gehegen lagerten, wie ein Steinezoo. Schließlich fand er eine graurosa, überwiegend rundliche Sorte, die zu denen vor seinem Haus passten.
    – Wie läuft das hier?, fragte er einen der Männer, die dort arbeiteten. Der Mann war groß, dünn, zu schmächtig, um an einem Ort voller Steine zu arbeiten. Er sah aus, als könnte er sich nicht mal die Hose hochziehen, geschweige denn die Steine heben, die er verkaufte.
    – Transportieren Sie die Steine selbst?
    Alan wusste es nicht. – Sollte ich?
    – Warum nicht, sagte der Mann, es sei denn, Sie bauen eine Burg.
    Alan prustete ein Lachen. Der Witz kam ihm damals sehr lustig vor.
    – Nee, bloß eine Mauer.
    – Ist das Ihr Wagen?, fragte er und deutete mit einem Nicken auf den Kombi.
    – Ja. Geht das damit?
    – Klar, aber wir müssen ihn erst wiegen, sagte der Mann. Die Waage ist da drüben.
    Gleich darauf saß Alan wieder in seinem Auto und fuhr ihn über zwei Schienen auf eine Plattform. Die Plattform war neben dem Büro des Steinhändlers, und sobald er auf der Waage war, konnte Alan hineinsehen, wo ein anderer Mann ihm das Daumen-hoch-Zeichen gab.
    Alan fuhr die Schienen hinunter zurück zu dem Bereich, wo er sich seine Steine ausgesucht hatte, und fing an, sie einzuladen. Er hatte keine Ahnung, wie viele er kaufen sollte, und es war auch nirgendwo ein Schild, auf dem stand, wie viel sie kosteten. Aber das alles hier machte ihm ungeheuren Spaß – die Waage, das Werfen der Steine in seinen Wagen, was die Stoßdämpfer jedes Mal schwingen ließ und das Auto tiefer nach unten drückte. Er beschloss, so viele zu laden, bis die hintere Stoßstange so tief gesunken war, dass er besser aufhörte. Als es so weit war, schloss er die Heckklappe und fuhr dann wieder auf die Waage.
    Wieder gab ihm der Mann durchs Fenster das Daumen-hoch-Zeichen, und Alan fuhr nach unten und parkte neben dem Büro. Er ging hinein, und der Mann hinter der Theke zwinkerte ihm freundlich zu.
    – Vierhundertsechzehn Pfund.
    Falls der Preis pro Pfund auch nur knapp einen Dollar überstieg, dachte Alan, saß er in der Patsche. Er hatte für das ganze Gartenprojekt ein paar Hundert Dollar eingeplant.
    Der Mann tippte auf einem Taschenrechner herum und blickte auf.
    – Auch noch Zement?
    Alan schüttelte den Kopf.
    – Okay. Das macht dann hundertsiebzig Dollar und achtundsechzig Cent.
    Alan hätte fast gelacht, und er lächelte auf dem ganzen Weg nach Hause. Es war so einfach, eine solche Transaktion. Es war einfach, und es war gut. Er hatte ein paar Steine gesehen. Sie hinten in seinen Kombi geworfen und den Wagen wiegen lassen, der Typ hatte den Unterschied berechnet, das Gewicht der Steine ermittelt und ihm rund vierzig Cent pro Pfund in Rechnung gestellt. Es war wunderbar.
    Der Bau der Mauer bereitete Alan so viel Vergnügen, wie er schon seit Jahren nicht mehr gehabt hatte, obwohl er absolut stümperhaft arbeitete. Er hatte vergessen, irgendwelches Maurerwerkzeug zu besorgen, daher benutzte er eine Schubkarre, um den Zement zu mischen, und einen Spaten, um ihn aufzubringen. Er versuchte, die Steine irgendwie sinnvoll zusammenzufügen, und verteilte den Zement oben drauf und dazwischen. Er hatte keine Ahnung, wie lange der Zement trocknen musste oder wie stabil die fertige Mauer sein würde. Er hätte warten sollen, hätte erst eine Reihe Steine mauern sollen, ehe er weitere daraufstapelte, aber er hatte zu viel Spaß, um langsamer zu arbeiten. Wie bei vielen seiner Projekte um Haus und Garten wollte er in einem Schwung fertig werden, und vier Stunden später war es geschafft.
    Er trat zurück und sah, dass er ein mehr oder weniger gerades Quadrat gemauert hatte. Die Seitenwände waren einen Meter hoch und wirkten in ihrer Schlichtheit ausgesprochen mittelalterlich. Und als er den Fuß auf den ersten Mauerabschnitt setzte, den er fertiggestellt hatte, war der schon richtig fest. Er drückte dagegen, und nichts bewegte sich. Er stellte sich auf die Mauer, und sie war so stabil wie der Fußboden in seinem Haus. Das beeindruckte ihn zutiefst. Zement! Kein Wunder, dass Architekten ihn liebten. In wenigen Stunden hatte er eine Mauer gebaut, die sich nur mit einem Presslufthammer wieder

Weitere Kostenlose Bücher