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Ein Hologramm für den König

Ein Hologramm für den König

Titel: Ein Hologramm für den König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Eggers
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Wortschwall auf Arabisch und zeigte dabei die ganze Zeit auf Alan. Dann stand Yousef auf, und Salem stand auf, und alle drei Männer brüllten, und Hamza war unsicher, was er tun sollte. Der Mann aus dem weißen Pick-up war bestimmt jemand, den Hamza jeden Tag sah, ein Mann aus dem Ort, und er konnte ihm genauso wenig offen die Stirn bieten, wie er sich blind auf Yousefs Seite schlagen konnte. Alan blieb sitzen und versuchte, so harmlos wie möglich zu wirken.
    Schließlich drehte Yousef sich zu Alan um.
    – Haben Sie dem Mann erzählt, Sie wären von der CIA ?
    Alan verdrehte die Augen. – Er hat mich gefragt, ob ich von der CIA bin, und ich hab aus Jux gesagt, dass ich freiberuflich für sie arbeite.
    Yousef blinzelte Alan an. – Warum haben Sie das gesagt?
    – Ich hab einen Witz gemacht. Es war ein Witz. Er hat mich gefragt. Es war eine alberne Frage.
    – Für ihn war es keine alberne Frage. Nun muss ich ihn davon überzeugen, dass Sie nicht von der CIA sind. Wie soll ich das machen?
    Alan wollte woanders sein, oben auf dem Dach, egal wo. Doch da kam ihm eine Idee. – Sagen Sie ihm, wenn ich von der CIA wäre, würde ich das wohl kaum dem Erstbesten, der mich fragt, auf die Nase binden.
    Prompt lachte Yousef. Gott sei Dank, dachte Alan. Es hatte einen Moment gegeben, wo ihm, ihnen allen, die Situation zu entgleiten drohte und Yousef, Yousefs Vater, Alan alle möglichen Schwierigkeiten geblüht hätten. Am Mittag hätte er schon im ersten Bus zurück nach Dschidda sitzen können. Aber Alans Erklärung hatte gezogen, hatte Yousef in Erinnerung gerufen, wer er war und wer sie beide waren. Sie waren Freunde, und es gab Vertrauen.
    Yousef drehte sich dem Mann zu, legte einen Arm um ihn und führte ihn zurück zu seinem Pick-up. Der Mann stieg ein und saß die nächsten fünf Minuten hinterm Lenkrad, während Yousef durchs Fenster auf ihn einredete, ruhig und mit gelegentlichen nachdrücklichen Gesten in Alans Richtung. Yousef trat die letzte Glut von der Wut des Mannes aus und war bald fertig.
    Als der Pick-up weg war, kam Yousef zurück, setzte sich und atmete theatralisch aus. – Sie hätten das nicht sagen sollen.
    – Ich weiß.
    – Die Leute mögen solche Witze nicht.
    – Das war mir klar, sobald ich es gesagt hatte.
    – Das ist so, als würde man bei der Sicherheitskontrolle am Flughafen einen Witz über eine Bombe machen.
    – Genau die Analogie hatte ich auch im Kopf.
    – Dann sind wir uns also einig.
    – Das sind wir doch immer.
    – Meistens.
    – Es tut mir leid.
    – Okay. Schießen wir noch ein bisschen.
    Und das taten sie, bis Salem meinte, er wollte wenigstens ein bisschen vom Ort oder der Umgebung sehen. Also stiegen sie in einen der Pick-ups von Yousefs Vater, Hamza setzte sich ans Steuer, und sie fuhren hinunter in die Talebene und durchs Dorf. Der Wagen zuckelte so langsam über die holprige Straße, dass es irgendwie unsinnig schien, überhaupt mit einem Fahrzeug unterwegs zu sein. Zu Fuß zu gehen, wäre schneller und weniger lächerlich gewesen. Sie kamen an einfachsten Behausungen vorbei und an etlichen gut gebauten Ein- und Mehrfamilienhäusern aus Lehmziegeln. Das ganze Dorf hatte höchstens zweihundert Einwohner, aber es gab eine anständige Schule, eine Arztpraxis, eine Moschee, sogar etwas, das Alan für ein Hotel hielt.
    Hinter der Hauptansammlung von Gebäuden fuhren sie die staubige Straße hoch zum anderen Ende des Tals, und sobald sie eine schmale Durchfahrt zwischen zwei gewaltigen Felsen hinter sich gelassen hatten, waren sie in einem anderen, kleineren Tal. Sie fuhren ein kurzes Stück bergab, das nächste Dorf kam in Sicht, und Yousef wies Hamza an, den Wagen anzuhalten.
    – Das da ist das Haus meiner Großeltern, sagte Yousef und zeigte auf ein kleines und sehr altes Gebäude. Es war aus ein paar Tausend flachen Steinen ohne Mörtel errichtet worden. Wahrscheinlich war es nicht älter als achtzig Jahre, aber es hätte auch in einer ganz anderen Epoche nicht fehl am Platz gewirkt.
    Sie stiegen aus, und Alan folgte Yousef durch ein Fenster und in das Häuschen. Es bestand aus einem einzigen Raum. Das Dach war weg, aber die runden Balken waren noch da. Yousef nahm seine Sonnenbrille ab und hängte sie an seinen Thawb. Er trank einen Schluck Wasser aus seiner Plastikflasche.
    – Ich hab keine Ahnung, wie man so leben kann, sagte er. Können Sie sich das vorstellen?
    Sie gingen zurück zum Pick-up.
    Die nächsten paar Stunden fuhren sie gemächlich durch die Täler, die

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