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Ein Hummer macht noch keinen Sommer

Ein Hummer macht noch keinen Sommer

Titel: Ein Hummer macht noch keinen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Wekwerth
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Rogacki befand.
    WIR MÜSSEN REDEN , las David und bremste ab. Hinter ihm wurde gehupt. »Was soll ich antworten?«, murmelte er, lenkte hektisch auf die rechte Spur und gab wieder Gas. Der vorbeiziehende Mercedesfahrer zeigte ihm einen Vogel, was David nicht mitbekam, denn er tippte bereits die Antwort: GIB MIR ZEIT !!!
    Der Kirchturm von Neuruppin tauchte auf.
    Wieder piepste Davids Handy. VERWEIG MIR DOCH . WAS AUCH IMMER .
    »Was meint er?« David riss den Blinker nach oben. Theodor hatte wohl wieder Probleme mit seiner T9-Einstellung. Verzeih mir doch? Was auch immer? Wie unschuldig er tat. Hundert Mal, ach was, Tausende von Malen hatte David Theodor schon gesagt, wie bedrängend er sein konnte. Er fraß einen ja geradezu auf. David brauchte Luft, Luft, Luft. Er war eben ein luftiger Gesell, er war nicht umsonst viele Jahre als Steward um die Welt geflogen. Die Luft war sein Element. Er fühlte sich wohl in Schwindel und Rausch, in Höhe und Fall, wie ein Adler.
    Ob der Unterschied zwischen einem Adler und einem mit Tomatensaft herumkleckernden Flugbegleiter nicht doch beträchtlich sei, hatte Theodor wissen wollen.
    »Es ist mein Element«, wiederholte David, und seine muskulösen Arme machten Flugbewegungen.
    Was die vielen gemalten Hummer mit diesem Element zu tun hätten, wollte Theodor wissen, der einfach nie lockerlassen konnte.
    »Was weiß denn ich?«, brüllte David. »Es ist eben einfach so, und du kannst mal aufhören, in jeden emotionalen Abgrund zu tauchen und darin herumzustochern. Das nervt mich!«
    Davids Sternzeichen war Zwilling. Er war also jemand, der ständig in Bewegung sein musste, jemand mit vielseitigen Interessen, jemand, der eigentlich ein wenig bindungsscheu war … All das und noch viel mehr, versuchte er Theodor zu vermitteln. Dass Zwillinge angeblich eine Neigung zu Oberflächlichkeit hätten und sich in Details verzettelten, sparte er aus. Es traf ja auch gar nicht auf ihn zu, fand David. Aber alles andere schon.
    »Komm mir nicht mit diesem esoterischen Schwachsinn und bleib sachlich«, hatte Theodor mit donnernder Stimme erwidert.
    »Astrologie ist kein Schwachsinn!«
    »Merkst du, wie du mir ausweichst?«
    »Muss ich ja, denn du bist Skorpion. Und wenn ich nicht aufpasse, dann …«
    »David! Ich hätte niemals gedacht, dass ein erwachsener Mann sich …«
    »Theodor! Es ist eine bekannte Tatsache, dass Zwilling und Skorpion einfach nicht besonders gut zusammenpassen, und …«
    »Das ist keine Tatsache, sondern eine Plattitüde trivialster Art, und ich bin schockiert, David, schockiert , dass ausgerechnet du …
    »Lass mich ausreden …«
    »Lass du mich ausreden …«
    Jahrelang hatten sie solche Diskussionen geführt.
    Das musste ja Spuren hinterlassen.
    Da kam schon die nächste SMS von Theodor. HAST DU JEMAND ANDEREN ?
    David fuhr gerade durch eine stille Neuruppiner Seitenstraße und suchte die Hausnummer 43. Er könnte jetzt einfach JA schreiben, dann hätte er wohl seine Ruhe. Aber … Ah, da war die 43. Du liebe Güte. Das sollte eine Gemäldegalerie sein? Mit Primeln vor den Fenstern? David schnaufte abfällig. Dann versuchte er, den Laster in eine Parklücke zu manövrieren. Er lenkte vor und zurück, stieß mit der hinteren Stoßstange gegen ein Regenrohr, fuhr auf die Straße zurück, wurde von einer jungen Mutter mit Kinderwagen angeschimpft, setzte wieder zurück, drehte wie besessen am Lenkrad. Das Handy zwischen seinen Beinen piepste. David stöhnte. Er würde jetzt erst mal den gottverdammten Laster in diese winzige Parklücke zwängen … aber er war zu neugierig.
    SAG SCHON !!! DU HAST DIR EINEN ANDEREN GÖNNER GESUCHT UND MICH ABGESCHRIEBEN .
    Empört sah David auf. Was für eine Frechheit! Jetzt wurde er schon wie ein Prostituierter behandelt. Theodor war einfach nicht in der Lage, auch nur einen Zentimeter über seinen Tellerrand zu schauen. Und so einer wurde auf die Menschheit losgelassen. Aber jetzt würde er ihm eine Antwort geben, die es in sich hatte.
    DU BIST ZU BORNIERT , UM ZU VERSTEHEN , WAS IN ZARTBESAITETEN SEELEN VORGEHT .
    Das saß. David grinste boshaft. Dann kurbelte er wieder am Lenkrad und setzte den Laster um wenige Zentimeter nach hinten. Gleich hätte er es geschafft.
    Eine dickliche Frau in karierter Kurzarmbluse klopfte an die Scheibe.
    »Machen Sie den Motor aus«, wies sie ihn an.
    »Jaja.«
    »Sind Sie der Maler aus Berlin?«
    David zog den Schlüssel aus dem Zündschloss. »Bin ich.«
    »Dann fahren Sie den Laster mal in den

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