Ein Hut voller Sterne
mit Kehrichtschaufel und Besen vorstelle.« Die linke Frau Grad kicherte, als die rechte dies sagte. Es sah seltsam aus, und es war auch ein wenig gruselig, wenn man darüber nachdachte.
»Oh, wir kommen gut zurecht«, sagte die rechte Frau Grad nervös. »Möchtest du sonst noch etwas wissen, Tiffany?«
»Ja, bitte«, sagte Tiffany. »Was soll ich für dich tun? Was machst du?«
Es stellte sich heraus, dass Frau Grad hauptsächlich Routinearbeiten erledigte. Endlose Routinearbeiten. Nach Unterricht im Besenfliegen, Zauberspruchlektionen oder Hexenhutverwaltung konnte man vergeblich suchen. Die Routinearbeiten bestanden einfach nur aus. Routinearbeiten.
Es gab eine kleine Ziegenherde, angeblich angeführt vom Stinkenden Sam, der einen eigenen Stall hatte und an einer Kette gehalten wurde. Doch das wahre Herdenoberhaupt war die Schwarze Meg, die älteste Ziege, die sich von Tiffany geduldig melken ließ, um dann absichtlich und zielsicher einen Huf in den Milcheimer zu stellen. Auf diese Weise glauben Ziegen, jemanden kennen zu lernen. Ziegen sind beunruhigend, wenn man an Schafe gewöhnt ist, denn Ziegen sind Schafe mit Verstand. Aber Tiffany hatte schon einmal mit Ziegen zu tun gehabt, denn einige Leute im Dorf hielten sie wegen der sehr nahrhaften Milch. Daher wusste sie, dass man bei Ziegen Pyschologie anwenden musste. 2 Wenn man sich aufregte und schrie und sie schlug (wobei man sich wehtut, denn es ist so, als schlüge man einen Sack voller Kleiderbügel), dann hatten sie gewonnen und kicherten auf Ziegisch, was fast wie richtiges Kichern klingt.
Am zweiten Tag lernte Tiffany, wie man damit fertig wurde: Sie ergriff das Hinterbein der Schwarzen Meg, als die Ziege dieses anhob, um nach dem Eimer zu treten, und hob es noch höher. Das brachte die Schwarze Meg aus dem Gleichgewicht und machte sie nervös, und die anderen Ziegen kicherten über sie, und Tiffany hatte gewonnen.
Dann kamen die Bienen. Frau Grad hatte ein Dutzend Bienenstöcke, für das Wachs ebenso wie für den Honig. Sie standen auf einer kleinen Lichtung, auf der es laut summte. Frau Grad wies Tiffany an, einen Schleier und Handschuhe zu tragen, bevor sie einen Bienenstock öffnete. Sie selbst schützte sich ebenfalls.
»Wenn man vorsichtig und nüchtern ist und ein ausgewogenes Leben führt, stechen die Bienen natürlich nicht«, sagte Frau Grad. »Leider haben nicht alle Bienen von dieser Theorie gehört. Guten Morgen, Stock Drei, dies ist Tiffany, sie wird eine Weile bei uns bleiben.«
Tiffany rechnete fast damit, dass der Bienenstock mit einem grässlichen, schrillen Summen antwortete: »Guten Morgen, Tiffany!« Aber das war nicht der Fall.
»Warum hast du das gesagt?«, fragte sie.
»Oh, man sollte mit seinen Bienen reden«, erwiderte Frau Grad. »Es bringt Pech, wenn man das nicht tut. Ich plaudere meistens abends mit ihnen. Neuigkeiten, ein bisschen Klatsch, etwas in der Art. Jeder Imker weiß, dass man zu den Bienen sprechen sollte.«
»Und mit wem sprechen die Bienen?«, fragte Tiffany.
Beide Frau Grad lächelten.
»Mit anderen Bienen, nehme ich an«, sagte sie.
»Und. wenn man es versteht, Bienen %u%uhören, erfährt man von allen Dingen, die passieren?«, fragte Tiffany.
»Seltsam, dass du das sagst«, erwiderte Frau Grad. »Es hat da einige Gerüchte gegeben. Aber man müsste lernen, wie ein Bienenschwarm zu denken. Ein Geist mit tausenden von kleinen Körpern. Das ist viel zu schwer, selbst für mich.« Sie wechselte einen nachdenklichen Blick mit sich selbst. »Aber vielleicht nicht unmöglich.«
Und dann die Kräuter. Die Hütte hatte einen großen Kräutergarten, in dem allerdings wenig wuchs, das man in einen Truthahn gestopft hätte. Um diese Zeit des Jahres gab es dort noch immer viel zu tun: Gewächse mussten eingesammelt und getrocknet werden, insbesondere die mit wichtigen Knollen. Tiffany fand Gefallen daran. Frau Grad legte großen Wert auf Kräuter.
Es gibt eine »Doktrin der Signaturen«. Sie funktioniert so: Als der Schöpfer des Universums Pflanzen ersann, die dem Menschen helfen sollen, hinterließ Er (oder in manchen Versionen Sie) kleine Hinweise an ihnen, die auf ihren Verwendungszweck hindeuten. Eine Pflanze, die sich dafür eignet Zahnweh zu behandeln, sieht wie ein Zahn aus und eine für die Behandlung von Ohrenschmerzen wie ein Ohr. Und tropfender grüner Schleim weist auf eine Pflanze hin, mit dem sich
Nasenprobleme lösen lassen. Viele Menschen glaubten daran.
Man brauchte eine gewisse Menge
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