Ein Hut voller Sterne
Möglichkeit, ein schreckliches Geschöpf zu töten, aber wenigstens sind wir dabei nicht voller Krümel.
Der Beutel enthielt auch eine Flasche mit kaltem Tee und eine Tüte mit Keksen. Frau Grad kannte Frau Wetterwachs.
»Sollten wir nicht ein Feuer anzünden?«, fragte Tiffany.
»Warum? Es ist ein weiter Weg bis nach unten zur Baumgrenze, um Feuerholz zu holen, und in zwanzig Minuten geht ein guter Halbmond auf. Dein Freund wahrt Abstand, und hier oben gibt es nichts anderes, das uns angreifen könnte.«
»Bist du sicher?«
»In meinen Bergen habe ich nichts zu befürchten«, sagte Frau Wetterwachs.
»Aber gibt es hier nicht Trolle und Wölfe und so?«
»Ja. Eine Menge.«
»Und sie versuchen nicht, dich anzugreifen?«
»Nicht mehr«, erklang eine selbstzufriedene Stimme in der Dunkelheit. »Bitte gib mir die Kekse.«
»Hier. Möchtest du auch Gewürzgurken?«
»Davon kriege ich immer schreckliche Blähungen.«
»Wenn das so ist.«
»Ich habe nicht abgelehnt«, sagte Frau Wetterwachs.
Oh, gut, dachte Tiffany.
Sie hatte drei frische Eier mitgenommen. Es dauerte zu lange, den Dreh mit dem Wirrwarr herauszubekommen. Wie dumm. Alle anderen Mädchen kamen damit zurecht. Tiffany war sicher, dass sie alles richtig machte.
Sie hatte ihre Tasche mit diversen Dingen gefüllt. Jetzt holte sie sie ohne hinzusehen hervor, wickelte wie hundert Male zuvor die Schnur um das Ei, nahm die Holzstücke und drehte sie so, dass.
Pock!
Das Ei platzte auf, und sein Inhalt lief heraus.
»Ich habe es dir ja gesagt.« Frau Wetterwachs öffnete ein Auge. »Es sind Spielzeuge. Stöcke und Steine.«
»Hast du jemals ein Wirrwarr benutzt?«, fragte Tiffany.
»Nein. Hab den Dreh nie rausbekommen. Die Teile gerieten sich in den Weg.« Frau Wetterwachs gähnte, zog die Decke um sich und machte einige Male Mnap-mnap, als sie zwischen den Felsen nach einer bequemen Stelle suchte. Kurze Zeit später atmete sie tief und gleichmäßig.
Tiffany wartete still in eine Decke gehüllt, bis der Mond aufging. Sie hatte gehofft, dass es dadurch besser würde, aber das war nicht der Fall. Vorher hatte es nur Dunkelheit gegeben. Jetzt gab es auch Schatten.
Neben ihr schnarchte Frau Wetterwachs. Es war ein gutes, ordentliches Schnarchen — es hörte sich wie zerreißendes Leinen an.
Stille geschah. Mit silbernen Schwingen kam sie durch die Nacht, geräuschlos wie der Fall einer Feder, in einen Vogel verwandelt, der auf einem nahen Felsen landete. Er drehte den Kopf und sah Tiffany an.
In dem Blick kam mehr zum Ausdruck als nur die Neugier eines Vogels.
Die alte Hexe schnarchte erneut. Tiffany behielt den Vogel im Auge, als sie den Arm ausstreckte und Frau Wetterwachs behutsam rüttelte. Als das ergebnislos blieb, rüttelte sie heftiger.
Das folgende Geräusch hörte sich an wie drei miteinander kollidierende Schweine, und Frau Wetterwachs öffnete ein Auge und fragte: »Woo?«
»Eine Eule beobachtet uns! Sie sitzt ganz in der Nähe!«
Plötzlich blinzelte die Eule, sah Tiffany an, als wäre sie überrascht, breitete die Flügel aus und glitt in die Nacht.
Frau Wetterwachs griff sich an den Hals, hustete und sagte dann ein wenig heiser: »Natürlich war es eine Eule, Kind! Ich habe zehn Minuten gebraucht, sie so nahe heranzulocken! Und jetzt sei still, während ich noch mal von vorn anfange. Andernfalls muss ich mich mit einer Fledermaus begnügen, und wenn ich mit einer Fledermaus unterwegs bin, denke ich nachher immer, ich könnte mit den Ohren sehen, und so benimmt sich keine anständige Frau!«
»Aber du hast geschnarcht!«
»Ich habe nicht geschnarcht! Ich habe nur sanft geruht, während ich damit beschäftigt war, eine Eule näher zu locken! Wenn du mich nicht gerüttelt und sie verscheucht hättest, wäre ich jetzt dort oben und hätte das ganze Moor im Blick.«
»Du. du übernimmst den Geist der Eule?«, fragte Tiffany nervös.
»Nein! Ich bin kein Schwärmer! Ich. borge mir nur den fremden Körper und lasse mich eine Zeit lang von ihm tragen. Ich gebe ihm nur dann und wann einen, kleinen Stoß. Die meiste Zeit weiß das Tier nicht einmal, dass ich da bin. Und jetzt versuch zu schlafen!«
»Aber was ist, wenn der Schwärmer.«
»Wenn er sich nähert, gebe ich dir Bescheid!«, zischte Frau Wetterwachs und legte sich hin. Dann kam ihr Kopf noch einmal nach oben. »Und ich schnarche nicht!«, fügte sie hinzu.
Nach einer halben Minute begann sie erneut zu schnarchen.
Nach einigen weiteren Minuten kehrte die Eule zurück,
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