Ein Idiot kennt keinen Schmerz: Der Star aus Jackass
Bühne entfernt saß, hopste auf seinem Platz herum und wedelte mit den Armen. Ich wollte ihm einen Schluck abgeben, also kam er auf die Bühne. Dann zählte ich: »Eins … zwei … drei!« Er rannte den Rausschmeißern direkt in die Arme und kam keinen Schritt mehr weiter. Die ganze Sache schien einfach nur enttäuschend zu verlaufen, doch dann packte einer der Rausschmeißer den Jungen, schleuderte ihn nach unten, dabei knallte sein Kopf auf die Bühne. Der Junge wurde bewusstlos und zuckte – eine ganz üble Sache.
Zum Glück kam bald schon ein Krankenwagen und brachte ihn weg. Mir war klar, dass das eine schlimme Geschichte war, und für ein paar Sekunden stand ich wie versteinert auf der Bühne und starrte ins Publikum. Doch dann rückte die alte Maxime »The show must go on« in mein Bewusstsein und ich machte genau da weiter, wo wir abgebrochen hatten. Es gab sogar noch einen zweiten Typen, der dasselbe versuchte wie der erste Junge, nur glücklicherweise mit weniger schlimmen Folgen. Als die Show ein paar Minuten später zu Ende war, machte ich mir richtig Sorgen. Ich wusste nicht, in welchem Zustand sich dieser arme Junge befand, aber es hatte gar nicht gut ausgesehen. Selbst der wenig moralische Dunlap schien erschüttert zu sein. Nach der Show meinte er nur: »Von dieser Sache wirst du noch hören.« Der Junge hatte zwar eine Einverständniserklärung unterzeichnet, doch ich war nicht überzeugt, dass uns dieses Papier unserer Verantwortung entheben würde.
Zunächst hörte ich allerdings nichts mehr von dieser Angelegenheit. Wir schlossen die Tournee mit noch zwei weiteren Auftritten ab und kehrten schließlich nach Kalifornien zurück. Nach etwa zwei Wochen – ich schlief in meiner Wohnung in West Hollywood gerade meinen Rausch aus – hämmerte Schliz an meine Tür und weckte mich.
»Steve, du solltest jetzt besser aufstehen«, sagte er. »Es ist wichtig.« Ich wankte also aus dem Bett, und da standen drei Beamte der Polizei von Los Angeles vor der Wohnungstür.
»Steven Glover«, meinte einer von ihnen, »Sie sind festgenommen.«
Gegen mich lag ein Haftbefehl aus Louisiana vor, der zudem mit einer astronomischen Kaution in Höhe von 1,12 Millionen Dollar verbunden war. Durch diese kolossale Kautionsforderung war ich auf der Liste der flüchtigen Meistgesuchten des Los Angeles Police Departments auf dem Spitzenplatz gelandet. Die Anklagepunkte lauteten hauptsächlich auf bedingt vorsätzliche Körperverletzung des Jungen, der mit seinem Kopf auf die Bühne gerammt worden war, und auf schwer unzüchtiges Verhalten, weil ich mir meine Hoden ans Bein getackert hatte, was ich allerdings ziemlich regelmäßig tat. Es war schon seltsam, dass die Anklage wegen unzüchtigen Verhaltens die schwerwiegendere zu sein schien, denn sie war mit einer Kaution von einer Million Dollar belastet, während die Kaution wegen der Körperverletzung gerade mal 120 000 Dollar ausmachte. Sollte ich in beiden Punkten schuldig gesprochen werden, musste ich mit acht Jahren Gefängnis rechnen.
Die Polizisten verhielten sich mir gegenüber ziemlich fair. Ich weiß noch, dass einer von ihnen sagte: »Mein Sohn wird am Boden zerstört sein, dass ich gezwungen bin, das zu tun. Er ist ein Riesenfan von Ihnen.« Eigentlich war es fast schon ein Wunder, dass die Polizisten gerade dann gekommen waren, als ich einigermaßen »in Ordnung« war und meine Nase nicht gerade in einem Haufen Koks vergraben hatte.
Ich wurde zur Twin-Towers-Justizvollzugsanstalt in der Innenstadt von L.A. gebracht und in Schutzhaft genommen, was im Wesentlichen Prominenten oder all jenen vorbehalten ist, die von den gewöhnlichen Gefängnisinsassen belästigt werden könnten. Der Trakt, in dem ich unterkam, hieß Robert-Downey.-Jr.-Block.
Es war das erste Mal, dass ich mich in einer solchen Schutzhaft befand, und die hatte zugegebenermaßen gewisse Vorteile. Von meiner Zelle aus hatte ich Blick auf einen Fernseher und mir blieb auch genügend Intimsphäre, sodass ich mir wann immer ich wollte einen abwichsen konnte. Andererseits verging die Zeit durch das Alleinsein nicht gerade schneller. Und angesichts des Umstands, dass meine Kaution auf mehr als eine Million Dollar festgesetzt worden war, sah es nicht danach aus, als ob ich in absehbarer Zeit meine Zelle würde verlassen können.
Im Gefängnis zu sein war beschissen. Allein der Gedanke, dass ich möglicherweise für längere Zeit in Haft bleiben müsste, machte mir Angst. Außerdem litt ich
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