Ein Iglu für zwei (German Edition)
Schlagzeile unter diesem gigantischen Foto erschüttert mich noch mehr.
„Der Frauenliebling und die medienscheue Buchautorin ein Paar .“
Da wissen die aber mehr als ich. Wie kann Danny nur annehmen, dass ich das gewollt hätte? Ich bin froh, wenn ich meinen Namen so selten wie möglich irgendwo lesen muss.
„Das hast du dir fein ausgedacht“, beschuldigt er mich schon wieder.
Ich frage mich nur, was ihn daran so stören würde, wenn es tatsächlich meine Absicht gewesen wäre? Es könnte ihm doch egal sein, wenn ich durch das Zusammentreffen mit ihm einen Vorteil hätte. Jedenfalls wäre es für ihn kein Nachteil. Wo ist also dein Problem, Danny Greyeyes? Der einzige Mensch, der jetzt wirklich eines hat, bin ich selbst. So viel Aufmerksamkeit um meine Person ist für mich im höchsten Maße unerfreulich.
„Danke, dass du dafür persönlich vorbeigekommen bist. Kann ich dir sonst noch irgendwie helfen?“, frage ich bissig und schließe die Tür ein wenig, mit der Absicht, sie jeden Augenblick zufallen zu lassen. Ich glaube kaum, dass ich mir seine schroffe Art länger gefallen lassen möchte.
Danny stellt unerwartet seinen Fuß zwischen die Tür und erzwingt sich den Zutritt in die Wohnung. Hey, hey, das geht nun aber entschieden zu weit. Sein hemmungsloser Einmarsch in meine vier Wände könnte einer kriminellen „Zuwiderrechtshandlung“ oder so ähnlich gleichkommen. Sprich Hausfriedensbruch. Also stände es mir zu, jetzt zu schreien.
„Warum ausgerechnet du? Erklär’s mir bitte! Wie kann ein anscheinend lammfrommes Wesen wie du so ausgekocht sein? Konnte ich mich denn derartig in dir täuschen?“
Bevor ich etwas darauf erwidern kann, wird die angelehnte Haustür von draußen aufgestoßen und Namid, mein Bruder, steht kampfbereit auf der Schwelle.
„Hey, du Strolch“, wendet er sich unmittelbar an Danny, „sieh zu, dass du schleunigst Land gewinnst und lass gefälligst deine Pfoten von meiner Schwester!“
Sicher wäre es besser, die Situation direkt aufzuklären, aber mir fällt in diesem Durcheinander keine Erklärung ein. Was ist das überhaupt für eine Situation? Ein Raubüberfall kann ausgeschlossen werden und eine Vergewaltigung läuft auch nicht so diszipliniert ab. Ich habe noch alle Kleider an und zu einem Entreißen selbiger wäre es sicher nicht gekommen.
Danny schaut entgeistert zu meinem Bruder, der wiederum seine Brust bedrohlich anschwellen lässt. Namid kann ja nicht wissen, dass Danny möglicherweise harmlos ist. Doch kann ich mir da sicher sein? Sein Zorn wirkt etwas zügellos. Daher wäre es sicher keine schlechte Idee, ihn aus meinen Gemächern zu verbannen. Ich wüsste nur zu gern, weshalb Danny mich nicht einfach vergisst, so wie alle Frauen in seinem Leben. Wieso taucht er heute hier auf? Wer bin ich schon, dass ich einer zweiten Begegnung mit einem Rockstar würdig wäre?
„Mach schon! Raus mit dir!“, fordert Namid ein zweites Mal. Danny sieht zwischen Namid und mir hin und her.
„Das ist dein Bruder?“, fragt er verdutzt.
Ja, und ich bin überaus froh, dass es ihn gibt. Solange ich denken kann, hat er sich todesmutig in alle möglichen Konflikte, die mich betrafen, eingemischt und mir heldenhaft zur Seite gestanden. Die Rolle des großen Bruders liegt ihm irgendwie. Nur bin ich mir nicht sicher, ob ich in diesem Augenblick wirklich gerettet werden muss.
Bevor Namid die Gelegenheit bekommt, seine erprobten Fäuste sprechen zu lassen, räumt Danny stumm das Feld. Leider kann ich nicht erkennen, welcher Ausdruck ihm dabei ins Gesicht geschrieben steht. Dies wäre ein wesentlicher Hinweis auf sein Gedankengut gewesen. Wieso mir das mit einem Mal so wichtig erscheint, ist mir allerdings nicht klar.
„Wer war das? Was wollte der Kerl von dir? Und was muss ich heute von dir in der Zeitung lesen?“, erkundigt sich Namid, während er sich ein gemütliches Plätzchen auf dem Sofa sucht.
„Ach, du hast es also auch schon gelesen?“, frage ich verunsichert. Wohl wissend, dass es kaum mehr einen Menschen geben wird, der nicht über etwas informiert ist, was ich selbst bis eben nicht wusste. Nämlich urplötzlich mit Danny Greyeyes „ein Paar“ zu sein.
Namid lässt bequem seine Beine auf dem Tisch nieder und zündet sich eine Zigarette an. Dass diese Wohnung von Nichtrauchern bewohnt wird, hat ihn noch niemals interessiert. Ich gehe in die Küche und suche nach einem Aschenbecher, finde aber keinen. Daher stelle ich ihm eine leere Fischdose vor die
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