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Ein Iglu für zwei (German Edition)

Ein Iglu für zwei (German Edition)

Titel: Ein Iglu für zwei (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Richling
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einfach davongelaufen wäre. Ich hätte ihm meine Gefühle erklären können. Glaube ich. Was gibt’s da zu erklären? Gefühle hat man oder man hat sie nicht. Hab ich sie? Wenn sich dieser Vertrag nicht so sehr in meine Gehirnwindungen eingebrannt hätte, dann wüsste ich eine Antwort auf diese Frage.
     
    Ein Taxi setzt mich gegen zweiundzwanzig Uhr vor Dannys Haus ab. Die Tür knarrt so laut wie die Scharniere einer alten Truhe, als ich sie öffne. Vom Foyer aus kann ich Danny im Wohnzimmer ausmachen und gehe entschlossen zu ihm. Der Rauch seiner Zigarre schwebt wie ein weißer Schleier durch das Zimmer. Seine Augen ruhen auf dem brennenden Kamin und obwohl er mich längst bemerkt hat, würdigt er mich keines Blickes.
    „Ich würde gern mit dir über etwas reden“, beginne ich mutig den ersten Satz.
    Wortlos nimmt er einen Zug von seiner Zigarre und stößt den Dampf in meine Richtung aus, wobei er mir endlich seine Aufmerksamkeit schenkt und mich ansieht. Meine Hand wedelt vor meinem Gesicht herum, um mich von der übermächtigen Nikotinwolke zu erlösen. Leider nur mit mäßigem Erfolg. Fast wünschte ich mir nun, dass er seinen Blick wieder abwenden würde, denn es ist mir unangenehm, von ihm so intensiv gemustert zu werden. Was wollte ich ihm doch gleich sagen?
    Um der Situation etwas mehr Entspannung zu verleihen, setze ich mich zu ihm auf das Sofa. Allerdings an das andere Ende. Zu meiner eigenen Sicherheit befinden sich eine Wolldecke und ein paar Kissen zwischen uns. Ob ich noch den Kaminvorleger dazupacken sollte?
    „Sicher wäre es das Beste, wenn wir für die kommende Zeit Frieden schließen würden. Und ... unserem Buch (habe ich gerade unserem Buch gesagt?) käme es bestimmt zugute, wenn wir uns auch mal zusammensetzen würden, um ein wenig über dich zu sprechen.“
    Wollte ich darüber heute Abend mit ihm reden? Ging es mir nicht um etwas ganz anderes? Ich kann mich dunkel daran erinnern, den gestrigen Vorfall zur Sprache bringen zu wollen. Wenn’s drauf ankommt, bin ich blockiert wie ein verstopftes Abflussrohr.
    „Verstehe“, antwortet Danny flüchtig.
    Unsicher kaue ich an meinen Nägeln herum. Im Grunde bin ich keine „Nägelkauerin“. Aber in diesem Augenblick schon. Es gibt mir mehr Sicherheit. Würde ich rauchen, hätte ich keine Veranlassung für diese überbrückende Maßnahme.
    Könnte er nicht ein wenig mehr dazu sagen? „Verstehe“ klingt zwar schon mal recht vielversprechend, aber hilft mir auch nicht weiter. Verunsichert beginne ich noch mal anders.
    „Du hattest Recht. Wenn aus diesem Projekt etwas werden soll, dann müssen wir zusammenarbeiten. Es nützt mir wirklich nicht viel, wenn ich alle Informationen über dich nur schriftlich erhalte. Ich muss dir auch Fragen stellen können, um ein besseres Bild über dich zu gewinnen.“
    Nachdenklich sieht mich Danny an und für eine Weile vergisst er völlig, an seiner Zigarre zu ziehen.
    „Woher kommt dein Sinneswandel?“, fragt er skeptisch.
    Hm, so genau weiß ich das auch nicht. Vielleicht ist Lucy schuld daran. Oder aber ich bin, ohne es zu wissen, einem geheimen Gehirnwäsche-Experiment der CIA ausgesetzt gewesen, bei dem wahllos Testpersonen von der Straße entführt wurden. Ja, das muss während meines Spaziergangs passiert sein.
    „Ohne Zusammenarbeit geht es nun mal nicht. Das habe ich jetzt eingesehen. Wie wäre es, wenn wir uns gleich morgen mal zusammensetzen würden?“, schlage ich beherzt vor.
    Dannys Kopfschütteln beunruhigt mich. Habe ich schon wieder nach dem falschen Ansatz gegriffen?
    „Morgen geht es nicht“, wehrt er ruppig ab.
    „Gut, dann vielleicht übermorgen?“
    „Ja, vielleicht.“
    Ich wüsste nur zu gern, was „ja, vielleicht“ nun wieder zu bedeuten hat. Möglicherweise kommt es gar nicht darauf an, was ich sage, da Danny einfach keine Unterhaltung mit mir wünscht. Ich störe unverkennbar. Sicher spricht dann nichts dagegen, wenn ich jetzt auf mein Zimmer gehe.
    „Ja, vielleicht“ schreibe ich auch gar nichts über Danny, außer, dass er der egozentrischste Mensch aller Zeiten ist. Dafür brauche ich nur eine einzige Seite meines Buches. Denn die würde absolut ausreichen, um diesen Menschen zu beschreiben. Das wird ein Bestseller. Jeder wird es haben wollen, weil es absolut schnell und mühelos zu lesen geht. Man liest es buchstäblich zwischendurch. Ein Quicky. Vielleicht gelingt es mir auch, alles in einem einzigen Satz zu formulieren.
    „Du kannst mir ja Bescheid geben, wenn

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